Norderstedt. Die Stimmung bei Johnson & Johnson in Norderstedt ist momentan gedämpft, denn: Arbeitsplätze werden abgebaut. „Leider müssen 34 Kollegen gehen“, sagt Ayhan Öztürk, Betriebsratsvorsitzender des medizintechnischen Unternehmens, das neben Jungheinrich zu den größten Arbeitgebern in Norderstedt zählt. Der Betriebsrat sei nicht mitbestimmungspflichtig, da die Zahl der Betroffenen bei insgesamt 1700 Mitarbeitern nicht ausreiche, damit die Geschäftsleitung die geplanten Entlassungen mit den Arbeitnehmervertretern abstimmen müsse.
Betroffen sind Arbeitsplätze im Innendienst, in der Administration. „Allerdings werden im Gegenzug auch neue Stellen geschaffen und zwar mehr als jetzt wegfallen sollen“, sagt der Betriebsratschef. Rund 60 zusätzliche Mitarbeiter sollen vorrangig im Außendienst beschäftigt werden.
Interessenausgleich vereinbart und alter Sozialplan gilt
„Wir entwickeln unser Geschäft mit Medizinprodukten weiter, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Wir setzen dafür globale Prioritäten um, die unsere betriebliche Effizienz erhöhen und unsere Organisationsstruktur vereinfachen“, sagt Teresa Maria Frei, Sprecherin von Johnson & Johnson in Norderstedt – die Zweigstelle gehört zum weltweit tätigen US-Konzern, der mit mehr als 130.000 Mitarbeitern Pharmaprodukte und Konsumgüter herstellt. Die Ausrichtung auf die Zukunft sei mit personellen Veränderungen verbunden, die mit dem Betriebsrat abgestimmt seien. „Insgesamt investieren wir in den Standort Norderstedt“, sagt die Unternehmenssprecherin.
Betriebsratschef Öztürk bestätigt, dass sich Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertreter auf einen Interessenausgleich verständigt hätten. „Diejenigen, die jetzt ihren Arbeitsplatz verlieren, bekommen die noch vergleichsweise guten Leistungen nach dem alten Sozialplan“, sagt Öztürk. Ob alle Betroffenen diesen Weg gehen, sei nicht klar. Es gebe natürlich die Möglichkeit, der Kündigung vor dem Arbeitsgericht zu widersprechen. „Das kann ein steiniger und langer Weg werden“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Er geht davon aus, dass ältere Kollegen mit einer langen Betriebszugehörigkeit sich eher für Abfindungen und ein vorzeitiges Ende ihrer Arbeitsverhältnisse entscheiden würden.
Vor zehn Jahren machte Johnson & Johnson, damals noch unter dem Firmennamen Ethicon, bundesweit Schlagzeilen, als im Gewerbegebiet Glashütte 400 Stellen abgebaut werden sollten und sich sogar der damalige Ministerpräsident Peter Harry Carstensen und der frühere Bundesarbeitsminister Olaf Scholz einschalteten. Das Unternehmen wollte Teile der Produktion automatisieren und ins Ausland verlagern. Die amerikanische Mutter, schon damals Johnson & Johnson, begründete den Arbeitsplatzabbau mit dem Zwang, Kosten sparen zu müssen.
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