Norderstedt. Die Gewerkschaft Ver.di prangert Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten im Öffentlichen Personennahverkehr an und fordert strengere Vorgaben.

Erst fuhr der Busfahrer von 14.30 bis 23.45 Uhr, dann wieder von 5 bis 14.30 Uhr – und dann im Anschluss direkt noch einmal bis 23.45 Uhr: Einen solchen Fall soll es laut Ver.di kürzlich im Raum Norderstedt gegeben haben. Passagiere seien auch Schulkinder gewesen, sagt Andreas Riedl, zuständiger Fachbereichssekretär bei der Gewerkschaft. „Das Arbeitsende einer Spätschicht ist um 23.45 Uhr, danach muss möglicherweise noch gewaschen und getankt werden. Der Fahrer hätte eine Ruhezeit von in der Regel elf Stunden haben müssen.“

Eine Doppelschicht nach ein paar Stunden Schlaf - das wäre in jedem Job schwierig. Aus rechtlichen Gründen kann Riedl, der von „Sicherheitsrisiken spricht“, das Unternehmen nicht explizit nennen – doch es sei sowieso nur „die Spitze des Eisbergs“. Er sieht ein Systemproblem. „In den unseriösen Teilen der Branche herrscht eine gewisse Omertà.“ Was er meint: Verstöße werden verschwiegen. „Wir sitzen nicht hinter dem Lenkrad, sind darauf angewiesen, dass Hinweise aus dem Kreis unserer Mitglieder erfolgen.“ Whistleblowing im ÖPNV also. „Wenn wir einen Hinweis erhalten, der glaubwürdig ist, teilen wir diesen der Arbeitsschutzbehörde bei der Unfallkasse Nord mit. Die hat die Aufgabe, der Sache auf den Grund zu gehen.“