Borkenkäfer, Dürre, Wetterextreme: Bäume sind dem Klimawandel zunehmend schutzlos ausgeliefert. Fachleute sind alarmiert.

Dass von einem 1,6 bis 5,5 Millimeter kleinen Insekt wie dem Borkenkäfer eine existenzielle Gefahr ausgehen kann, ist im ersten Moment schwer vorstellbar. Und würde es sich bloß um ein Einzelexemplar handeln, wäre die Bedrohung auch zu vernachlässigen. Doch was ist, wenn ein Muttertier bis zu 100.000 Nachkommen hat, wenn in einem Baum 30.000-facher Nachwuchs aufwächst, wenn der Prozess vom Ei bis zur Puppe nur sechs Wochen dauert und pro Jahr bis zu vier Generationen aufeinander folgen? Für einen Wald kommt das im schlimmsten Fall einem apokalyptischen Szenario gleich. „Wir haben das Potenzial für eine Jahrhundertkatastrophe“, sagt Tim Scherer.

Er ist Direktor der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten (SHLF) und muss die schlechten Nachrichten überbringen. Das geschieht direkt an der Front im Kampf um die Zukunft des Waldes. Tief im majestätischen Segeberger Forst, 15 Autominuten außerhalb der Siedlung Glashütte, wo Scherer auch privat wohnt. Einige Hundert Meter abseits eines Wirtschaftsweges bricht das Dickicht auf. Nur noch Baumstümpfe zeugen von dem, was hier einmal war. In der Abteilung „2064“ – der 2000 Hektar große Forst ist in Sektoren unterteilt – sind auf 0,5 Hektar in diesem Frühjahr bereits 200 Fichten, jeweils um die 70 Jahre alt, gefällt worden. Die Bäume waren derartig geschwächt, dass sie massiv befallen wurden von Borkenkäfern, genauer gesagt der Unterart der Buchdrucker. Die braune Verfärbung, ausgehend von den Kronen, ist hierfür ein Indikator. Regelmäßig gehen die Forstwirte durch den Bestand, untersuchen die Stämme mit einem Fernglas nach charakteristischen Merkmalen für die Schädlinge, markieren diese dann mit Farbe – und rücken später mit Motorsägen an.