Norderstedt. . Die Gemeinschaft aus Migranten und Ur-Norderstedtern wurde vor einem Jahr gegründet – jetzt singen einige auch an der Staatsoper.
Habibola Samadi liebt Musik. Zu Hause in Afghanistan hat er mit Freunden gern gesungen. Doch Afghanistan ist kein Ort mehr für fröhlichen Gesang. Habibola Samadi floh. Quer durch Europa nach Deutschland. Als Anna Philipp und Hasmik Parvanyan vor einem Jahr den Norderstedter Chor „Der Chor“ mit Migranten gründeten, war Habibola Samadi sofort dabei. Endlich wieder singen. Jetzt hat der 28-Jährige aus Kandahar noch einmal Glück, denn die Hamburgische Staatsoper suchte Migranten, die singen können – für den Gefangenenchor in der Oper „Nabucco“ von Giuseppe Verdi, die am Sonntag, 10. März, Premiere im Haus an der Dammtorstraße hat.
Mit Mehdi Hashemi, der ebenfalls in „Der Chor“ singt, wählte die Opernchor-Leitung auch Habibola Samadi aus. Der 31-jährige Medi Hashemi flüchtete vor einem Jahr mit seiner Ehefrau aus dem Iran, ist Komponist und Geiger. „Nabucco“ ist eine besondere Aufführung an der Staatsoper, denn Regisseur ist Kirill Serebrennikov, und der sitzt in Moskau in Hausarrest. Kirill Serebrennikov ist schwul, jüdisch und sagt, was er denkt. Das reicht in Russland. Der Vorwurf: Veruntreuung von zwei Millionen Euro Subventionsgeld. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft.