Norderstedt. Die Schleswig-Holstein-Straße zwischen Norderstedt und der Großgemeinde Henstedt-Ulzburg ist gerade im nördlichen Abschnitt zu Stoßzeiten heillos überlastet, das weiß jeder Verkehrsteilnehmer. Doch politische Vorstöße, etwas daran zu ändern, sind bisher in der Regel versandet. Jetzt wird es erstmals ein wenig konkreter.
Die Henstedt-Ulzburger Landtagsabgeordneten Ole-Christopher Plambeck (CDU) und Stephan Holowaty (FDP) waren in dieser Woche im Kieler Verkehrsministerium, um gemeinsam mit dem zuständigen Staatssekretär Thilo Rohlfs und mit Michael Koch vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (Niederlassung Itzehoe) Bewegung in das Thema zu bekommen. Mit (überraschendem) Erfolg. Einen Tag nach dem Gespräch gab Rohlfs dem LBV tatsächlich den Auftrag, eine Machbarkeitsstudie für einen Ausbau der Verkehrsachse – formal die Landesstraße 284 – zu erstellen.
Die Auslastung ist bereits höher als 100 Prozent
„Das bedeutet nicht, dass morgen die Bagger rollen, aber die Studie ist ein erster und richtiger Schritt, um die verkehrliche Belastung in unserer Region anzupacken“, sagt Plambeck bei einem Ortstermin, während hinter ihm pausenlos Lkw und Autos vorbeirollen. Der LBV klassifiziert die L 284 mit den Qualitätsstufen „E“ und „F“ – das heißt, die Auslastung liegt bei mehr als 100 Prozent. Die Straße sei eben zu einer Zeit vor über 50 Jahren gebaut worden, als das Verkehrsaufkommen weitaus geringer war, so Plambeck.
Die Nord-Süd-Verbindung soll den innerstädtischen Bereich von Norderstedt entlasten, der bekanntlich längst im Dauerstau erstickt. Doch ungefähr ab der Kreuzung zur Oststraße kommt der Verkehrsfluss eben auch auf der von Pendlern und Gewerbe intensiv genutzten Ausweichroute ins Stocken. Die Ampel vor der Abzweigung nach Tangstedt, die nächste an der Oststraße, dann die dritte an der Norderstedter Straße und schließlich die große Kreuzung mit der Ulzburger Straße und der Kohtla-Järve-Straße – dieser Sektor ist hoch problematisch aus planerischer Sicht. Mehrere Faktoren kommen hinzu, die perspektivisch eine Verschlechterung bedeuten dürften. Grundsätzlich wird die Bevölkerungsdichte in der Region zunehmen, Norderstedt zum Beispiel gerade im Norden wachsen, es sind zahlreiche Wohngebiete in Planung. In Henstedt-Ulzburg soll auf dem Wagenhuber-Gelände ein neues Quartier entstehen. Und Tangstedt würde gerne östlich der Schleswig-Holstein-Straße und nordwestlich der Costa Kiesa ein neues Gewerbegebiet entwickeln. Die ewig ungelöste Frage nach einer vernünftigen Anbindung der Paracelsus-Klinik ist ein weiterer Punkt – der LBV verneinte einen Abbieger auf die Schleswig-Holstein-Straße unter Verweis auf die Überlastung, das gleiche Argument hörten Henstedt-Ulzburgs Gemeindepolitiker dann auch bei der Suche nach einer künftigen Wagenhuber-Zufahrt. Der Landesbetrieb schlug hier im Gegenteil vor, diese über den Tannenweg in Richtung Wilstedter Straße zu schaffen – allein schon die Vorstellung dürfte in der Rhener Nachbarschaft für mittelschwere Verwerfungen sorgen.
Kreisverkehre oder Vierspurigkeit sind Optionen
Die Machbarkeitsstudie, die vermutlich bis Anfang 2019 von einem externen Dienstleister kommen wird, soll all das berücksichtigen. Denkverbote gibt es keine, es darf laut nachgedacht werden über Kreisverkehre oder einen Ausbau auf vier Spuren. „Es ist kein punktuelles Problem von Henstedt-Ulzburg“, sagt Stephan Holowaty, das sei endlich begriffen worden. „Die Machbarkeitsstudie ist der Startschuss. Es ist wichtig, dass alle politischen Ebenen und auch die Verwaltungen an einem Strang ziehen. Nur so können wir unser Ziel, eine spürbare verkehrlichen Entlastung, erreichen.“
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