Norderstedt. Die Verkehrssicherheit auf dem Glashütter Kirchenweg ist beeinträchtigt. Das sagen die Anwohner, die von der Stadt fordern, dass sie die Sicherheitslücken schließt. Gefährdet seien vor allem die Kinder der Kita Thomaskirche mit 150 Plätzen und die behinderten Menschen, die von der Lebenshilfe Norderstedt betreut werden. „Aber man muss auch als Anwohner aufpassen, wenn plötzlich ein Bus oder ein Lkw auf dem Fußweg auftaucht“, sagt Anlieger Timo Scheele.
Scheele erinnert sich an drei Unfälle aus den letzten Wochen, die zeigten, wie sehr sich die Lage zugespitzt habe. Dramatischer Höhepunkt sei der Unfall vom 9. April gewesen. Ein 58-Jähriger hatte, wie berichtet, in seinem Mazda CX-5 die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren. Beim Beschleunigen war das Auto vermutlich mit der Beifahrerseite gegen einen geparkten Audi gefahren. Dann prallte der Wagen gegen einen Peugeot Kombi und schob ihn gegen einen weiteren Audi. Schließlich landete der Mazda auf dem Dach und rutschte mehrere Meter weit. Der Mazda-Fahrer blieb unverletzt.
Stadt richtet fünf neue Tempo-30-Zonen ein
Der Unfall verdeutliche das Problem: Die ohnehin eher schmale Straße werde durch Autos an den Straßenrändern zugeparkt. Mitarbeiter und Besucher der beiden großen Unternehmen Johnson & Johnson Medical und Ethicon Endo Surgery, die ihren Sitz nur wenige Meter entfernt haben, würden ihre Fahrzeuge am Glashütter Kirchenweg abstellen. Auch die Mitarbeiter der Werkstatt, die zur Tankstelle an der Ecke Segeberger Chaussee gehört, nutzten die Fahrbahn als Abstellplatz.
Lkw-Fahrer nutzen die Straße als Abkürzung nach Hamburg
Für Lkw-Fahrer sei die nicht mal 500 Meter lange Straße eine willkommene Abkürzung Richtung Hamburg. Der Glashütter Kirchenweg gehört zudem zur Tour der Buslinie 178, und auch die langen Metrobusse sind hier unterwegs, um vom Depot auf dem ehemaligen TÜV-Gelände zur Tankstelle an der Ecke zu fahren und dort zu tanken. Busse und Lkw kommen nicht aneinander vorbei, immer wieder müssten sie auf den Bürgersteig ausweichen.
„Von der Segeberger Chaussee aus gesehen stehen die Autos bis etwa zur Hausnummer 12 mit kleinen Lücken für die Grundstücksausfahrten auf der rechten Seite, dann bis zum Hummelsbütteler Steindamm auf der linken Straßenseite“, sagt Patrick Pender. Der künftige CDU-Stadtvertreter und Parteikollege Raffael Salesch haben den Forderungen der Anwohner nach Entschärfung der Situation politisches Gehör verschafft. Schon im Herbst hatte der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr auf Antrag der CDU einen Prüfauftrag beschlossen.
Die Verwaltung sollte prüfen, ob für den Glashütter Kirchenweg in Höhe der Kita an der Thomaskirche (Hausnummer 22) und der Lebenshilfe (Hausnummer 3) Tempo 30 eingeführt wird. Nachdem die Straßenverkehrsordnung geändert worden war, können Städte und Gemeinden auch auf Hauptstraßen „in sensiblen Bereichen mit besonders schützenswerten Verkehrsteilnehmern“ das Tempolimit verhängen (siehe Info-Kasten).
„Dann muss die Stadt auch Blitzer aufstellen“, sagt Anwohner Scheele. Die Raser zu bändigen, sei sinnvoll, denn: „Viele wollen hinter den geparkten Fahrzeugen nicht warten und geben Gas, um noch vorbeizukommen“, sagt Anwohner Kurt Meyer, der einen weiteren Wunsch formuliert: „Das Parken müsste zeitlich begrenzt werden.“ Die Lkw müssen raus, fordern die Anlieger. Damit würde sich die Situation schon deutlich entschärfen. „Helfen würde uns auch eine Ampel an der Kreuzung zur Segeberger Chaussee“, sagt Marco Schätzel. In den Hauptverkehrszeiten staue sich der Verkehr weit zurück in den Glashütter Kirchenweg. Er und seine Frau kämen mit ihren Autos nicht mehr vom Grundstück.
Im Antrag hatte die CDU darauf hingewiesen, dass der Glashütter Kirchenweg laut Verkehrsentwicklungsplan für Norderstedt ein ähnlich hohes Verkehrsaufkommen habe wie die Stettiner Straße mit rund 6000 Fahrzeugen pro Tag und sich dort zwei besonders schützenswerte Einrichtungen befänden. Wegen der Kita in der Stettiner Straße hatte die Stadt für diesen Bereich Tempo 30 verfügt. Das müsse folglich auch für die Kita der Thomaskirche und die Einrichtung der Lebenshilfe am Glashütter Kirchenweg gelten.
Die Verwaltung lehnte den Antrag ab. Die Verkehrsschau von Polizei, Verwaltung und Seniorenbeirat habe ergeben, dass die Voraussetzungen für Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht vorliegen, teilte die Verwaltung im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr mit. Die kirchliche Kita liege nicht an der Straße und habe keinen direkten Zugang. Vor der Einrichtung sei ein großer Parkplatz, den die Eltern nutzen könnten, wenn sie ihre Kinder abholen. Dort könnten sie warten und wenden. Diese Möglichkeit werde auch genutzt, daher stoppten die Väter und Mütter nicht auf der Straße, auch die Parkplatzsuche als Verkehrsgefährdung sei nicht festgestellt worden, heißt es in der Antwort.
Besser sei, die Fahrzeuge am Hopfenweg abzustellen
Fußgänger überquerten die Straße nicht, da es auf der gegenüberliegenden Straßenseite keinen Gehweg gibt. Das Kita-Gelände sei zudem eingezäunt, sodass Kinder nicht auf die Straße laufen könnten. Auch wenn, wie vom Fachausschuss gewünscht, das Haus der Lebenshilfe einbezogen wird, ergeben sich aus Sicht der Prüfer keine neuen Erkenntnisse.
Die Situation am Glashütter Kirchenweg unterscheide sich von der an der Stettiner Straße. Die Kita der Emmaus-Gemeinde habe einen direkten Zugang zur Stettiner Straße. Außerdem gebe es dort hohes Verkehrsaufkommen, wenn die Eltern ihre Kinder bringen und abholen. Hinzu komme, dass die Väter und Mütter Parkplätze suchen und sich die Risiken dadurch erhöhten. Die Ampel an der Kreuzung Friedrichsgaber Weg/Stettiner Straße sei mehr als 100 Meter entfernt. Das reiche nicht aus, um ausreichend Sicherheit rund um die Kita zu gewährleisten.
CDU-Mann Pender will das nicht hinnehmen: „Ich werde mich weiter dafür einsetzen, dass sich die Situation am Glashütter Kirchenweg verbessert.“ Und da hat Parteikollege Salesch auch schon einen Vorschlag: „Die Mitarbeiter und Besucher der Unternehmen könnten ihre Fahrzeuge am Hopfenweg abstellen. Dort ist Platz, und der Fußweg dauert maximal sieben Minuten.“
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