Norderstedt

Anlieger protestieren gegen mehr Verkehr

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Michael Schick
Anwohner des Mühlenwegs haben 188 Unterschriften gegen die Verkehrsbelastung gesammelt

Anwohner des Mühlenwegs haben 188 Unterschriften gegen die Verkehrsbelastung gesammelt

Foto: Michael Schick / HA

Neubaugebiet Grüne Heyde bringt weitere Belastung. Straße soll für Busse verbreitert werden. Verwaltung hält an den Plänen fest.

Norderstedt.  Die Anwohner des Mühlenwegs sind verärgert. Jetzt drohe ihnen noch mehr Verkehr, sagen die Menschen, die schon seit Jahren kritisieren, dass sie an einer Durchgangsstraße wohnen müssen, auf der auch gern mal das Tempo-30-Gebot ignoriert werde. Der Mühlenweg verbindet die Ulzburger Straße im Westen mit dem Gewerbegebiet Oststraße. „Zwischen 4.15 Uhr und 5.15 Uhr rasen die Transporter des DPD-Verteilzentrums an der Oststraße hier durch“, sagt Gerd Segatz, Sprecher der Anwohner-Initiative, die aktuell gegen weitere Belastungen kämpft. Die drohen durch das Neubaugebiet Grüne Heyde. 1300 Menschen sollen auf der Fläche zwischen Mühlenweg im Norden, Harckesheyde im Süden, dem Schulweg und dem Gewerbegebiet im Osten leben – innovativ und umweltfreundlich (s. Info-Kasten).

Ursprünglich sollten auch Busse durch das Neubaugebiet fahren. Doch beim Feintuning der Pläne haben die Fachgutachter diese Lösung verworfen. Stattdessen werden die Busse um das Gebiet herumgeführt und nutzen dafür auch den Mühlenweg. Der soll dafür auf 6.50 Meter verbreitert werden und zwei Haltestellen bekommen.

„Diesen Plan lehnen wir ab. Wir haben schon in der Auftaktveranstaltung für das Bauvorhaben, als die Bürger ihre Meinung sagen und Wünsche äußern konnten, deutlich gemacht, dass der Mühlenweg Tag und Nacht in unzumutbarer Weise dem Verkehrslärm und gefährlichen Situationen ausgesetzt ist“, sagt Segatz. Es widerspreche dem ökologischen Anspruch der Grünen Heyde, einen großen Diesel-Bus vom Harckes-stieg aus auf 3,5 km um die Grüne Heyde herum zu führen statt auf kurzem Weg in das Gebiet hinein. Die hohen Ausbaukosten für den Mühlenweg werden sich, so der Initiativen-Sprecher, zudem in wenigen Jahren als Investition in veraltete Technik erweisen, wenn umweltfreundliche Lösungen verfügbar seien.

Die Anwohner fordern, dem Mühlenweg gleichzeitig mit Realisierung der Grünen Heyde seinen Charakter als Durchgangsstraße zu nehmen. Kurzfristig soll die Stadt die Raser bremsen, indem sie die neun Blumenkübel aufstellt. Das hatte der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr schon am 1. Dezember 2016 beschlossen.

Um ihrer Kritik und ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, hat die Initiative 188 Unterschriften gesammelt und die Listen an die Verwaltung und die Politiker übergeben. Die Linke und die Grünen hätten schon Verständnis geäußert, von den anderen habe es noch keine Reaktion gegeben.

Doch die Anlieger kritisieren nicht nur, sie präsentieren auch einen Lösungsvorschlag: Ein autonom fahrender, kleinerer Bus könne vom Mühlenweg aus in die nördlich gelegene Siedlung Harkshörn fahren und dort die bisher schlecht an den öffentlichen Nahverkehr angebundenen Bewohner einsammeln, dann die Menschen im Neubaugebiet. Ziel sei die Haltestelle an der Harckesheyde, an der die Passagiere in einen normalen Linienbus umsteigen könnten. „Bis die ersten Menschen in die Grüne Heyde ziehen, werden Busse ohne Fahrer längst alltagstauglich sein“, sagt Segatz.

Die Verwaltung hält an ihrem Plan fest, die Busse aus dem Neubaugebiet fernzuhalten und um das Gebiet herumzuführen. „Schon in der ursprünglichen Planung sollten die Busse von der Ulzburger Straße in die Harckesheyde und dann weiter über den Harckesstieg durch das Neubaugebiet hindurch und über den Mühlenweg wieder auf die Ulzburger Straße fahren“, sagt Baudezernent Thomas Bosse. Ein attraktives Busangebot sollte die Bewohner dazu bringen, aufs Auto zu verzichten. Zudem sollte der Bus auf seiner Tour auf dem Mühlenweg auch die Bewohner der Siedlung Harkshörn mitnehmen. Bei der weiteren Planung habe sich gezeigt, dass am Harckesstieg viele erhaltenswerte Bäume stehen, die fallen müssten, wenn Busse auf der kleinen Straße fahren. Wenn eine neue Verbindung zwischen Harckesheyde und Mühlenweg gebaut würde, müssten die Knicks massiv gestutzt werden.

Weiter spreche gegen Busverkehr im neuen Wohngebiet das „Prinzip der kreuzungsfreien Führung der verschiedenen Verkehrsarten“. Fußgänger und Radfahrer können sich so im Wohngebiet bewegen, dass sie keine Fahrbahn queren müssen. Dadurch solle gerade auch für Kinder ein Unfallrisiko vermieden werden. „Dieses Ziel kann nicht erreicht werden, wenn Linienbusse durch das Gebiet fahren“, sagt Bosse.

Der Mühlenweg sei schon heute eine Sammelstraße für die angeschlossenen Wohnstraßen. Diese Funktion werde durch das Neubaugebiet noch wesentlich wichtiger. „Allerdings ist die Verkehrsbelastung vergleichsweise gering“, sagt der Baudezernent, der das völlig anders sieht als die Anwohner und auf die Ergebnisse von Verkehrszählungen aus den Jahren 2014, 2015 und 2017 verweist. 2800 bis 3000 Autos seien pro Tag (24 Stunden) auf der Straße unterwegs. Auch der Anteil der Transporter und Lastwagen mit mehr 3,5 Tonnen sei mit rund drei Prozent unauffällig.

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