Norderstedt. Die gute Nachricht zuerst: Es gab 2016 weniger Unfälle am Kreisverkehr Ochsenzoll als 2015. Und statt sieben gab es nur noch drei leicht Verletzte. Aber auch wenn es nicht 42-, sondern nur 32-mal auf dem Kreisel gekracht hat – Unfallschwerpunkt ist der Verkehrsknoten mit seinen täglich 50.000 Autos nach wie vor. Nirgendwo sonst gibt es in Norderstedt mehr Unfälle.
Kai Hädicke-Schories ist der Verkehrsexperte der Norderstedter Polizei. In seinem Verkehrsreport dokumentiert er mit viel Statistik das jährliche Verkehrsgeschehen in der Stadt. Am Freitag steht er in seiner grellgelben Polizei-Jacke auf dem Kreisverkehrsplatz am Ochsenzoll. „In Relation zum Verkehrsaufkommen sind 32 Unfälle nicht auffällig“, sagt er. „Und grundsätzlich hat der Kreisel die Verkehrssituation am Ochsenzoll klar verbessert.“
Doch da ist eben immer noch der Fakt, dass es auf der Kreuzung von Segeberger Chaussee, Langenhorner Chaussee und Schleswig-Holstein-Straße vor dem Bau des Kreisverkehrs und selbst während der Bauphase des „Jahrhundertbauwerks“ deutlich weniger Unfälle gegeben hat. Kreisverkehre sorgen in der Regel für weniger Unfälle – und nicht für mehr.
Also grübeln Polizei und Stadtverwaltung darüber, ob die Unfallzahlen einfach dem Fehlverhalten der Autofahrer geschuldet sind – und auch in Zukunft geschuldet sein werden –, oder ob sich auf dem Kreisel nicht doch noch baulich oder sonst wie etwas verbessern lässt. Vergangenes Jahr hatte man es damit versucht, die zweite Spur des Kreisverkehrs mit Mittelstreifen klarer anzuzeigen, um das unfallträchtige Gerangel beim Fahrspurwechsel zu entschärfen. „Das hat sich so gut wie gar nicht auf das Verkehrsverhalten ausgewirkt“, sagt Hädicke-Schories. Nun wurde überlegt, ob der Kreisel nicht auf eine Fahrspur reduziert werden soll. „Aber dann wäre die Leistungsfähigkeit des Kreisels wieder eingeschränkt und es würde mehr Staus geben.“
Einmal nicht hingesehen – und schon kracht es im Kreisel
Bei der Analyse der Unfälle zeigt sich, dass es in den meisten Fällen immer dann kracht, wenn die Autofahrer aus Richtung Segeberg (Osten) in den Kreisel einfahren und dabei einen Wagen rammen, der im Kreisel aus Richtung Hamburg-Langenhorn (Süden) in Richtung Schleswig-Holstein-Straße (Norden) fahren will. Also greift man nun auf ein Prinzip zurück, das sich auch in anderen Bundesländern bei Kreisverkehren bewährt haben soll. Wer aus Richtung Segeberg in den Kreisel einfahren will, der muss neuerdings anhalten: Ein Stopp-Schild zwingt die Autofahrer, zunächst die Lage im Kreisverkehr zu begutachten ehe sie einfahren. Doch am Freitag ist Hädicke-Schories live dabei, als Autofahrer in Serie gegen das neue Gebot verstoßen. Nach kurzem Blick nach links ziehen die meisten Fahrer flüssig in den Kreisverkehr. Bei keinem Auto stehen die Räder vor der Einfahrt still. „Wer in dieser Situation die Lage falsch einschätzt, der kann den Zusammenstoß kaum vermeiden. Der Kreisel ist eng, die Autos sind schnell da.“
Der zweite Unfallschwerpunkt in der Stadt ist ebenfalls eine Kreuzung, die eben erst mit vielen Millionen Euro ausgebaut wurde: Die Kreuzung der Schleswig-Holstein-Straße mit der Poppenbütteler und der Stormarnstraße. 28 Unfälle verzeichnet der Verkehrsreport 2016. „Und da hier Tempo 60 gilt, gibt es gleich mehr Verletzte“, sagt Hädicke-Schories. 16 Verletzte waren es insgesamt, zwei davon schwer. In den meisten Fällen kommt es zum Zusammenstoß, wenn Autofahrer aus der Stormarnstraße nach Norden in die Schleswig-Holstein-Straße abbiegen wollen. Als Linksabbieger übersehen sie dabei die Autos, die aus der Poppenbütteler Straße kommen und die Kreuzung queren. „Wir versuchen das jetzt mit Warnschildern zu verbessern.“ Aber langfristig muss wohl über eine eigene Ampelphase für die Linksabbieger nachgedacht werden.
Gleichbleibende Unfallzahlen, aber weniger Schwerpunkte
Der Verkehrsreport 2016 stellt der Stadt insgesamt ein gutes Zeugnis aus. Noch nie seit Erstellung des Reportes gab es insgesamt so wenige Unfallschwerpunkte in der Stadt. „Norderstedt hat seine Hausaufgaben aus baulicher Sicht gemacht“, sagt Hädicke-Schories. Neben den beiden genannten Kreuzungen lassen sich nur noch fünf weitere identifizieren: Die Kreuzungen Ulzburger Straße und Rathausallee (12 Unfälle, 5 Verletzte), Ulzburger Straße und Langenharmer Weg (zehn Unfälle, vier Verletzte), Ulzburger Straße Harkesheyde (acht Unfälle, ein Verletzter), Segeberger Chaussee und Hummelsbütteler Steindamm (zehn Unfälle, drei Verletzte) und Schleswig-Holstein-Straße mit Harkesheyde (neun Unfälle, acht Verletzte). Insgesamt gab es 2016 1537 Unfälle im Stadtgebiet (2015: 1520). Es gab drei Tote (1), 25 Schwerverletzte (29) und 359 Leichtverletzte (387). Einen Rückgang gab es bei den Fahrradunfällen. 2016 waren es 127 Unfälle, 30 weniger als 2015.
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