Straßenverkehr

Stadt Norderstedt blitzt ab heute selbst

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Michael Schick

Foto: Burkhard Fuchs/Michael Schick

Die drei Tempokontrollen der Stadt erfassen die Temposünder von 8 Uhr an. Im Probebetrieb wurden rund 5000 Verstöße ermittelt.

Norderstedt.  Nun sind sie scharf geschaltet, die drei Blitzampeln in Norderstedt erfassen seit heute um 8 Uhr die Temposünder. Die Standorte: an der Niendorfer Straße, Ecke Dorfstraße, und an der Poppenbütteler Straße, rund 100 Meter vor dem Großen Born. Ein drittes Messgerät steht an der Verlängerung der Oadby-and-Wigston-Straße, Fahrtrichtung Ulzburger Straße, unmittelbar vor der AKN-Unterführung. Eine weitere der modernen Säulen, die in beide Fahrtrichtungen messen können, wird gerade an der Schleswig-Holstein-Straße zwischen dem Ochsenzoll-Kreisel und der Zufahrt zum Arriba-Sommerparkplatz installiert. Sie soll noch im September den Betrieb aufnehmen.

Ergänzt wird das Kontrollsystem durch drei Geräte, die Rotlichtsünder ermitteln. Sie werden an den Kreuzungen Niendorfer Straße/Ohechaussee, Schleswig-Holstein-Straße/Stormarnstraße/Poppenbütteler Straße und Poppenbütteler Straße/Hummelsbütteler Steindamm aufgebaut. „Das sind die Schwerpunkte der Rotlichtunfälle“, sagte Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote, als er das neue Tempomesssystem offiziell vorstellte.

Grote betonte, dass es der Stadt nicht um Abzocke gehe – darum, die Autofahrer abzukassieren und dem städtischen Haushalt zusätzliche Einnahmen zu verschaffen. „Wir wollen den Verkehrslärm reduzieren und die Sicherheit erhöhen“, nannte der Verwaltungschef die Gründe für die Überwachung. In Teilabschnitten der Niendorfer und Poppenbütteler Straße, in denen die Blitzer-Säulen stehen, gilt schon seit Längerem zwischen 22 und 6 Uhr Tempo 30. Dadurch sinkt der Geräuschpegel um etwa 2,5 Dezibel – ein Wert, der nach Ansicht des Umweltbundesamtes von Anwohnern durchaus als Entlastung wahrgenommen werde.

Ergänzt werden die stationären Blitzer-Säulen durch einen Radarwagen und eine mobile Messanlage, die vor allem an Schulen, Kitas und Altenheimen sowie in Wohnstraßen eingesetzt werden sollen. Die Stadt hat die Anlagen geleast, denn: Die Verkehrsüberwachung in eigener Regie ist eine Ausnahme und mit einer Experimentierklausel des Landes versehen. Normalerweise sind die Landkreise und die Polizei dafür zuständig. Der Kreis Segeberg behält seine Zuständigkeit und darf zusätzlich zur städtischen Tempo- und Rotlichtkontrolle weiterhin blitzen. Ursprünglich wollte die Stadt die Aufgabe komplett übernehmen und den Kreis finanziell entschädigen. Doch da stellte sich der Kreis quer, die jetzige Regelung ist der Kompromiss. Die Folge: Autofahrer könnten gleich zweimal geblitzt werden.

Fünf Jahre läuft die Testphase, daher hat die Stadt auf einen Kauf der Messsysteme verzichtet. Nun zahlt sie 405.000 Euro pro Jahr an Leasing-Gebühren. Hinzu kommen nochmals rund 300.000 Euro für fünf Außendienstmitarbeiter, die Teil eines allgemeinen Ordnungsdienstes sind.

Um die Anti-Abzock-Absicht deutlich zu machen, warnt die Stadt die Autofahrer. An den Ortseingängen und auch innerhalb des Stadtgebietes werden 40 Schilder mit dem Hinweis „Geschwindigkeitskontrollen“ stehen.

Das Gebot, den Fuß in den nächtlichen Tempo-30-Bereichen vom Gaspedal zu nehmen und sich auch sonst an die erlaubte Höchstgeschwindigkeit zu halten, wird bei Weitem nicht von allen Autofahrern befolgt, wie der Probetrieb der neuen Messanlagen gezeigt hat. In 13 Tagen hat die Stadt 5000 Verstöße ermittelt. „Das ist ein erschreckendes Ergebnis. Mit einer derart hohen Zahl hätte ich nicht gerechnet“, sagte Grote. Vor allem am Wochenende seien die Raser unterwegs. Der Spitzenwert waren 112 km/h an einem Sonnabend um 3.51 Uhr in der 30-Zone auf der Poppenbütteler Straße. Der Fahrer hat allerdings Glück, wie alle anderen Temposünder auch. Der Testbetrieb bleibt ohne Folgen, obwohl, so Grote, die Stadt berechtigt wäre, die Verstöße zu ahnden. Der Spitzen-Raser hätte 680 Euro zahlen und drei Monate auf seinen Führerschein verzichten müssen.

Was halten Sie davon, dass die Stadt jetzt selbst blitzt? Schreiben Sie uns Ihre Meinung per E-Mail an norderstedt@abendblatt.de.

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