Ellerau

Initiative hält an Kritik am S21-Projekt fest

| Lesedauer: 2 Minuten
Markus Spiering, Florian Börner und Matthias Frenzel von der Bürgerinitiative Bahnstraße wollen verhindern, dass die Züge durch ihre Gärten fahren

Markus Spiering, Florian Börner und Matthias Frenzel von der Bürgerinitiative Bahnstraße wollen verhindern, dass die Züge durch ihre Gärten fahren

Foto: Michael Schick

Das Gegengutachten der Bürgerinitiative Bahnstraße lässt an einem volkswirtschaftlichen Nutzen des S21-Projekts zweifeln.

Ellerau.  Der Streit um den Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Eidelstedt und Kaltenkirchen für den S-Bahn-Betrieb (S21-Projekt) geht weiter. Die Bürgerinitiative Bahnstraße (BI) in Ellerau, deren Mitstreiter für ein zweites Gleis einen Teil ihrer Gärten am Hamburger Weg abgeben müssten, hat jetzt die überarbeitete Fassung ihres Gegengutachtens des Büros Vieregg-Rössler aus München vorliegen. „Der Nutzen-Kosten-Faktor liegt mit bis zu 0,08 weiterhin deutlich unter dem Wert 1. Erst ab diesem Wert ergibt sich ein volkswirtschaftlicher Nutzen, und erst ab diesem Wert bezuschusst der Bund das Projekt“, sagt BI-Sprecher Markus Spiering. Das offizielle Gutachten, das dem Planfeststellungsverfahren zugrunde liegt und von Intraplan erarbeitet wurde, geht aber von einem Kosten-Nutzen-Faktor von 1,12 aus.

Die Münchener Verkehrsberater hätten festgestellt, dass die von Intraplan genannten Verbräuche der Dieselzüge zu hoch und die Betriebskosten der neuen elektrischen Züge zu niedrig angesetzt worden seien. Es seien zudem Energiesteuern enthalten, die bei Nutzen-Kosten-Untersuchungen üblicherweise ausgeblendet werden. Schließlich gehen Vieregg-Rössler davon aus, dass die Investitionskosten von 14,3 Millionen Euro für den zweigleisigen Ausbau der Strecke zwischen den Haltestellen Quickborn und Tanneneck nicht reichen werden. Noch gar nicht berücksichtigt seien eventuelle Entschädigungen für die Anlieger.

Bürgerinitiative setzt nun auf Gespräche mit dem Land

„Es ist schade, dass man zu solchen Tricks greift“, sagt Spiering. Dabei zeige die Studie durchaus Optionen auf, die das Projekt ohne den umstrittenen zweigleisigen Ausbau optimieren könnten. Statt der Linie S21 könnte beispielsweise die Linie S3 nicht nur nach Pinneberg, sondern auch nach Kaltenkirchen fahren. Die S3 verfüge für den Abschnitt Neugraben–Stade über Zweisystem-Fahrzeuge, die sowohl von einer Stromschiene wie auch von einer Oberleitung gespeist werden können. Sie könnten den neuen Streckenabschnitt nach Kaltenkirchen bedienen, während die reinen Gleichstrom-Züge der heutigen S21 künftig auch zwischen Elbgaustraße und Pinneberg fahren, wo heute „unnötigerweise“ die teuren Zweisystem-Züge der S3 eingesetzt werden. Auch Kurzzüge (spätestens ab Quickborn) könnten Kosten mindern.

„Wir halten eine bessere ÖPNV-Anbindung des nördlichen Hamburger Umlands für absolut erstrebenswert. Allerdings ist wohl das Mindeste, was man erwarten kann, dass mit den betroffenen Anwohnern im Vorfeld gesprochen wird“, sagt Spiering. Das sei bisher nicht geschehen. Die BI begrüße daher außerordentlich den Vorschlag der Landespolitik, sich gemeinsam mit den Planern und der Bürgerinitiative an einen Tisch zu setzen, um eine für alle Seiten akzeptable Lösung zu finden. Bis dahin sollten die aktuellen Planungen nicht stur vorangetrieben werden.


www.bi-bahnstrasse.de. ms

( ms )

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Norderstedt