Norderstedt. Wenn es mal im Norderstedter Rathaus brennen sollte, braucht nicht einmal die Feuerwehr gerufen zu werden. Als wohl einzige Behörde in ganz Deutschland unterhält die Norderstedter Stadtverwaltung eine eigene komplett ausgebildete Feuerwehrgruppe, die auch mit ausrückt, falls irgendwo anders im Stadtgebiet Feueralarm ausgelöst wird.
„Wir sind wie eine richtige Feuerwehr und stellen uns der Norderstedter Feuerwehr jederzeit zur Verfügung“, erklärt Berg, der quasi in Dreierfunktion ist. In der Verwaltung leitet der voll ausgebildete Brandingenieur die Bauaufsichtsbehörde und die interne Feuergruppe. Im Ehrenamt ist er seit einigen Jahren Gemeinde-Wehrführer und damit ohnehin Feuerwehrchef aller 180 freiwilligen Feuerwehrleute in den vier Ortswehren in Norderstedt. „Das bringt natürlich Synergieeffekte mit sich“, sagt Berg. „Der vorbeugende Brandschutz verbindet sich gut mit dem operativen Geschäft der Brandbekämpfung.“
Alle Mitglieder der Rathaus-Feuerwehr sind Experten auf dem Gebiet des Brandschutzes, betont Berg. „Jeder gehört in seinem Wohnort einer freiwilligen Feuerwehr an, sei es in Norderstedt, Hamburg oder anderswo.“ Sie würden also alle nach Dienstschluss ohnehin zum Löschen oder Bergen ausrücken, wenn es brennt, ein Autofahrer nach einem Unfall eingeklemmt ist oder jemand zu retten ist. Das mache die Norderstedter Ratshaus-Feuerwehr so professionell und erleichtere die Arbeit ungemein, erläutert Wehrführer Berg.
Ursprünglich geschaffen wurde die Rathaus-Feuerwehr vor gut 20 Jahren, um im Brand- oder Notfall die sechs hauptamtlichen Ersteinsatzkräfte in der Leitstelle zu verstärken. Denn heute sei es für viele ehrenamtliche Feuerwehrkräfte nicht mehr so einfach möglich, mitten am Tag während der Arbeitszeit alles stehen und liegen zu lassen, um ein Feuer in Norderstedt zu löschen. Zumal viele in Hamburg oder noch weiter entfernt arbeiteten und gar nicht schnell genug vor Ort sein könnten, erklärt Berg die Entstehungsgeschichte der Rathaus-Feuerwehr. „In einem Brandfall müssen wir innerhalb von zehn Minuten an Ort und Stelle sein.“
Insofern gehe die Norderstedter Verwaltung „mit gutem Beispiel voran“, indem sie jederzeit mitarbeitende Feuerwehrleute nicht nur zu ihren Brandeinsätzen fahren, sondern diese gleich in einer eigenen, internen Feuerwehrgruppe agieren lasse, sagt Rathaus-Sprecher Bernd-Olaf Struppek. Aber auch andere Norderstedter Betriebe zeigten in der Regel großes Verständnis, dafür, wenn ihre Mitarbeiter der Lebensrettung den Vorrang vor der eigenen Buchhaltung gäben, lobt Berg.
Und die Rathaus-Feuerwehr schiebt keineswegs eine ruhige Kugel. „Wir haben zwei bis drei Einsätze pro Woche“, sagt Markus Prang, der normalerweise den Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote zu seinen Terminen fährt. 650 Einsätze seien es im Jahr. „Bei jedem Vollalarm müssen wir raus.“ Dazu trägt jeder von ihnen einen Pieper bei sich, der alle zeitgleich alarmiert. Egal, mit welcher Akte sich der Beamte oder Verwaltungsangestellte aus den verschiedenen Fachämtern gerade beschäftigt – er springt sofort auf, rennt zu seinem Spind im Kellergeschoss, zieht sich dort seine Schutzkleidung an – und los geht die Feuerwehr. Durch das verwaltungseigene Stempelkartensystem wisse die Feuerwehrgruppe zudem, wer zurzeit alles von ihnen im Rathaus ist. „Wir lassen im Einsatzfall niemanden hier stehen“, betont Prang, der sich außerhalb seines Dienstes in der Garstedter Wehr engagiert.
Die Politik hat längst erkannt, wie gut und richtig diese quasi-professionelle Unterstützung der Ortswehren direkt aus dem Rathaus ist und hat der Rathaus-Wehr vor fünf Jahren ein eigenes Fahrzeug spendiert, das rund um die Uhr einsatzbereit direkt am Rathaus steht. „Aber wir fahren nie alleine zum Einsatzort“, betont Gemeindewehrführer und Rathaus-Feuerwehrchef Berg. „Wir verstehen uns als personalverstärkende Feuerwehrkräfte, die die freiwilligen Ortsfeuerwehren bei ihren Einsätzen unterstützt.“
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