Norderstedt

Tempo 60 und Radarfallen für „Todesstrecke“

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Andreas Burgmayer
Autofahrer sollen auf der Schleswig-Holstein-Straße auf die Bremse gehen: Die Stadt prüft die Einführung eines generellen Geschwindigkeitslimits von 60 km/h

Autofahrer sollen auf der Schleswig-Holstein-Straße auf die Bremse gehen: Die Stadt prüft die Einführung eines generellen Geschwindigkeitslimits von 60 km/h

Foto: Andreas Burgmayer / HA

Norderstedt will gefährliche Schleswig-Holstein-Straße mit Tempolimit und Blitzern entschärfen. Verkehrsminister Meyer ist dafür.

Norderstedt/Kiel.  Zuletzt ist es ruhig geworden auf der Schleswig-Holstein-Straße. Zumindest kam kein Verkehrsteilnehmer mehr bei Unfällen ums Leben. Acht Tote bei fünf Unfällen in zwei Jahren – das ist die Bilanz in den Jahren 2012 bis 2014. Seither hat die Straße den Beinamen „Todesstrecke“.

Die Pläne für die Entschärfung der Landesstraße 284 sind bei der Stadt Norderstedt unverändert aktuell. Der erste Schritt war der Bau der Ampelanlage und des Fußgängerüberweges an der Einmündung der Straße Am Exerzierplatz. Nun soll der zweite, der große Schritt folgen: Für die zehn Kilometer lange Straße soll ein generelles Tempolimit von 60 km/h eingeführt werden. Außerdem möchte die Stadt potenzielle Raser mit drei fest installierten Blitzanlagen abschrecken.

Bisher drohte die Umsetzung dieser Maßnahmen am Veto übergeordneter Stellen zu scheitern. Doch nun hat Verkehrsminister Reinhard Meyer in einem Brief an die Stadt Norderstedt klargestellt, dass über Tempolimits und Blitzanlagen auf den Straßen der Stadt allein die Norderstedter Verwaltung als zuständige Verkehrsbehörde zu entscheiden hat. „Es ist mir ein wichtiges Anliegen, die Eigenverantwortung der Kommunen auf dem gebiet des Straßenverkehrsrechts zu stärken“, schreibt Meyer an Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote.

„Wir haben diesen Brief mit einigem Erstaunen und großer Freude zur Kenntnis genommen“, sagt Hauke Borchardt, Sprecher der Stadt. Zwar müsse sich die Stadt in Verkehrsangelegenheiten weiterhin mit dem Landesbetrieb Verkehr, dem Kreis Segeberg und der Polizei abstimmen. Doch das letzte Wort habe die Stadtverwaltung – so interpretiert Norderstedt den Minister-Brief.

Die Stadt hat ja bereits die Verkehrsüberwachung aus Lärmschutzgründen und für Rotlichtverstöße vom Kreis übernommen. Auch Tempolimits und Blitzanlagen auf der Schleswig-Holstein-Straße können mit diesen Befugnissen angeordnet werden. Die Stadt hat für die Verkehrsüberwachung Angebote zur Lieferung von Videowagen und Radargeräten eingeholt. Derzeit wird im Rathaus die Personalplanung gemacht. „Wenn das Konzept steht, werden wir entscheiden, wie es auf der Schleswig-Holstein-Straße weitergeht. Tempo 60 und feste Blitzanlagen wären denkbar“, sagt Borchardt. Durch Tempo 60 würde auf der Landesstraße deutlich weniger Lärm entstehen und die Blitzanlagen würden für mehr Sicherheit sorgen. „Das Beispiel Flughafenumfahrung hat gezeigt, dass Blitzanlagen Unfallschwerpunkte auflösen können.“

Bestätigt in ihrer politischen Haltung sehen sich die Norderstedter Grünen. Die Fraktion hatte mit Unterstützung der grünen Landtagsabgeordneten Eka von Kalben den Bau der Ampelanlage am Exerzierplatz vorangetrieben. „Und ich glaube, Eka hat auch beim Thema Tempolimit und Blitzgeräte auf der Schleswig-Holstein-Straße in jeder Verkehrsausschusssitzung in Kiel beim Minister nachgehakt. Das hat gewirkt“, sagt Fraktionschef Detlev Grube.

„Uns ist das Vehikel Lärmminderung hoch willkommen, um für mehr Sicherheit auf der Schleswig-Holstein-Straße zu sorgen. Tempo 60 ist leiser als Tempo 80. Und die Straße ist neben der Autobahn eine der lautesten in der ganzen Region“, sagt Grube.

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