Ausstellung

Mit spitzem Stift und Spott gegen das vereinte Deutschland

| Lesedauer: 3 Minuten
Heike Linde-Lembke
Dr. Marlen von Xylander, Stadt-Archivarin, organisierte die Ausstellung zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung

Dr. Marlen von Xylander, Stadt-Archivarin, organisierte die Ausstellung zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung

Foto: Heike Linde-Lembke

Die Ausstellung „Deutschlandbilder. Das vereinigte Deutschland in der Karikatur des Auslands“ im Stadtmuseum zeigt 103 Karikaturen

Norderstedt.  West- und Ostdeutschland knutschen im Brautbett, Erich Honecker malt Helmut Kohl einen Hitlerbart, Margareth Thatcher mit Hermelin und Krone der Queen öffnet Deutschland mit „Alright, You can come in now“ das Tor zu England, und die blonde Marianne näht den Bundesadler wieder zusammen.

Das sind Karikaturen des Holländers Arend van Dam, der die ehemals deutschen Staaten ins Brautbett packte, des Briten Nicholas Garland, der Helmut Kohl als Hitler am 14. Juli 1990 karikierte, und des Briten Michael Cunnings, der Thatchers Angst vor dem wiedervereinten Deutschland am 14. Februar 1990 zeichnete. Mit mehr als hundert Karikaturen sind sie zum 25. Jahrestag der deutschen Einheit im Stadtmuseum Norderstedt zu sehen.

Die Wanderausstellung „Deutschlandbilder. Das vereinigte Deutschland in der Karikatur des Auslands“ der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn zeigt 103 Karikaturen von 57 Karikaturisten aus 26 Nationen.

„Diese Ausstellung zeigt vor allem die Ängste des Auslands vor dem wiedervereinten Deutschland“, sagt Stadtarchivarin Marlen von Xylander. Die Zeichnungen fordern auf, durch den Fokus, mit dem die ausländischen Zeichner Deutschland karikierten, das eigene Deutschland-Bild zu prüfen.

Der Russe Vladimir Motchalov zeichnete in „Luftganza is comming“ einen Lufthansa-Flieger aus Weißbrot mit vier Salami als Triebwerke, der über russische Bauern fliegt. Der Österreicher Oliver Schopf hingegen setzte am 29. November 1989 den russischen Bären mit Helmut Kohl im Maul in Szene, der Schweizer Raymond Burki karikierte Erich Hon

ecker am 14. Oktober 1989 als eitlen Gockel, dem die Sicheln aus dem Schwanzgefieder fallen.

Der Israeli Jacob Shiloh setzte die ehemaligen Teile Deutschlands in den Konturen eines Drachen zusammen, am 12. November 1989 unter dem Titel „Welcome“ in der israelischen Tageszeitung Ma’ariv erschienen.

Geordnet sind die Karikaturen unter Kapitel wie „Euphorie – Der Fall der Mauer“, „Hochzeit – Auf dem Weg zur deutschen Einheit“, „Viertes Reich? – Deutschlands Stellung in der Welt“, „Alltag – Deutschland nach der Vereinigung“ und „Europa – Deutschland im vereinten Europa“. Text-Tafeln thematisieren noch einmal die dramatischen Ereignisse vor, während und nach dem 9. November 1989, als die Berliner Mauer fiel.

Noch am 7. Oktober 1989 feierte die DDR ihren 40. Jahrestag, elf Tage später, am 18. Oktober, musste Erich Honecker seinen Chefsessel räumen. Ihm folgte Egon Krenz, den der Brite Bill Caldwell mit seiner Zeichnung „New leader? Just like the old“ am 20. Oktober 1989 verspottete.

Zu sehen bis 8. November, mittwochs bis sonnabends von 15 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr. Eintritt für Stadtmuseum und Feuerwehrmuseum am Friedrichsgaber Weg 290 fünf Euro, ermäßigt 2,50 Euro, Kinder bis zwölf Jahre haben freien Eintritt.

( lin )

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Norderstedt