Karin Hamann und Gerhard Beierlein entsorgen, was andere achtlos in die Natur werfen – und das ganz freiwillig

Norderstedt. Wenn Karin Hamann und Gerhard Beierlein spazieren gehen, ist der Blick zur Seite und nach unten gerichtet. Die beiden Freunde, die sich seit mehr als 20 Jahren kennen und täglich ihre Runde drehen, bewegen sich nicht nur. Sie sammeln dabei auch Müll. Und das schon seit Jahren. „Die Stadt bietet uns mit den Themenrundwegen schöne Räume für Spaziergänge an, da wollen wir etwas zurückgeben“, sagt Karin Hamann. Die 74-Jährige hat immer eine kleine Plastiktüte dabei, die die beiden mit allem füllen, was andere achtlos in die Natur schmeißen.

Die Stadt hat das Engagement für ein sauberes Norderstedt jetzt gewürdigt. „Das ist wirklich toll und vorbildlich, dass sich die beiden ganz freiwillig für die Sauberkeit in der Stadt einsetzen“, sagten Petra Orth vom Betriebsamt und Anne Ganter vom Amt Nachhaltiges Norderstedt, die den Müllsammlern dankten und ihnen als kleine Anerkennung zwei Kaffeebecher aus der exklusiven Edition des Gebrauchtwarenhauses Hempels überreichten. Mitarbeiter der Stadt Norderstedt waren zufällig auf die Stadtputzer aufmerksam geworden, als sie den Themenrundweg durch die Tarpenbekniederung gestaltet haben.

Vom vorbildlichen Einsatz für ein müllfreies Norderstedt erhofft sich Petra Orth noch einen Schub für den Stadtputz – von Montag bis Sonnabend, 23. bis 28. März, steht die Stadt im Zeichen des Frühjahrsputzes. 1600 Freiwillige werden mit den städtischen Sammelsäcken aufbrechen; wer noch mitmachen will, kann sich bei der Stadt Norderstedt melden. Auch in anderen Städten und Gemeinden im Kreis Segeberg putzen die Bürger ihren Wohnort heraus (s. Info-Kasten).

Kaffeebecher und Chipstüten – der Müll in der Landschaft wird immer mehr

„Wir haben den Eindruck, dass der Müll in der Landschaft mehr wird“, sagt Gerhard Beierlein. Der 68 Jahre alte Henstedt-Ulzburger fährt täglich zu seiner Wanderpartnerin in die Norderstedter Fritz-Reuter-Straße, um von dort zur knapp einstündigen Tour auf unterschiedlichen Wegen zu starten. Kaffeebecher und Burger-Verpackungen liegen neben den Wegen – die „To-Go-Kultur“ zeigt ihre Kehrseite.

Oft, so Karin Hamann, entsorgen die Müllproduzenten die Behälter und Verpackungen sogar direkt neben den Mülleimern. Beliebte Wegwerfartikel seien auch Chipstüten, Bonbon-Papier und Papiertaschentücher, und auch so manche Bier- und Coladose liege im Gras und zwischen Sträuchern und Bäumen, obwohl es sich dabei ja um Pfandartikel handelt.

Karin Hamann und Gerhard Beierlein müssen ihre kleine Sammeltüte mehrfach entleeren und immer wieder eine Strecke bis zum nächsten Papierkorb zurücklegen. Deswegen wünschen sich die beiden zusätzliche Abfallbehälter, aber: „Der Wunsch ist verständlich, aber es geht ja nicht nur darum, die Behälter aufzustellen. Dahinter steckt viel Logistik, schließlich müssen die Körbe geleert und gewartet werden“, sagt Petra Orth. Deswegen prüfe die Stadt genau, wo sie neue Abfalleimer installiert. Knapp 1000 Abfalleimer hängen zurzeit in der Stadt.

„Wir haben den Eindruck, dass der Müll in der Landschaft mehr wird“, sagt Karin Hamann. Besonders vermüllt seien Teilbereiche am Stadtparksee. Dort würden die Mitarbeiter aus den Unternehmen im angrenzenden Gewerbegebiet Stonsdorf bei gutem Wetter ihre Mittagspause verbringen, was man an den Abfällen sehen könne. Zwar decken sich die Beobachtungen nicht mit den Ergebnissen des jährlichen Stadtputzes, wonach die gesammelte Müllmenge, die immer bei rund zwei Tonnen liege, leicht abnimmt.

Dennoch ist das Thema Vermüllung in der Verwaltung präsent: „Immer wenn wir eine neue Bank an den Rundwegen aufstellen wollen, gibt es die Diskussion, dass damit auch wieder der Müll in der Landschaft zunimmt“, sagt Anne Ganter. Rastplätze werden schnell zu Müllplätzen – das hat Gerhard Beierlein auch an den Autobahnen festgestellt.