Eine Glosse von Marvin Mertens

Eine Sonnenfinsternis ist ein seltenes Phänomen. Deshalb ist es nur zu verständlich, dass die Menschen im Mittelalter das Verschwinden der Sonne als etwas Schreckliches interpretierten. Wenn allerdings das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) im 21. Jahrhundert vor einer Sonnenfinsternis dazu aufruft, einen Notvorrat anzulegen, fühle ich mich gleich mal um 1000 Jahre zurückversetzt.

In seiner aktuellen Pressemitteilung warnt das BBK vor den „tief greifenden Folgen“ eines Stromausfalls, der aufgrund der mittlerweile zahlreichen Solarkollektoren in Deutschland im Zuge einer Sonnenfinsternis eintreten könnte. Für diesen Fall empfiehlt das Amt gar die Broschüre „Katastrophenalarm. Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“. Ein Notvorrat, ein batteriebetriebenes Radio und eine Taschenlampe seien bei einem Stromausfall hilfreich, so das BBK.

Sinnvoller erscheint mir bei diesem Szenario eine Waffe, um mich in der postapokalyptischen Welt nach dem dreistündigen Stromausfall gegen andere Überlebende zu verteidigen. Zwar mag eine Sonnenfinsternis die Menschen im Mittelalter beunruhigt haben, doch das ist nichts gegen einen Stromausfall im 21. Jahrhundert. Da hatten es die Menschen im Mittelalter ohne Elektrizität wirklich besser. Warum in Deutschland der Strom nicht jeden Abend nach Sonnenuntergang ausfällt, ist mir allerdings schleierhaft. Dazu steht nichts in der Broschüre.