Der Kriminalpräventive Rat der Stadt Norderstedt kümmert sich jetzt auch um junge Flüchtlinge

Norderstedt. Vor genau 20 Jahren wurde der Kriminalpräventive Rat Norderstedt als einer der ersten Räte dieser Art in Schleswig-Holstein gegründet. Nach zwei Jahrzehnten steht die Organisation vor neuen Herausforderungen: Die Integration von Menschen aus Krisengebieten ist jetzt ein wichtiger Bestandteil der Präventionsarbeit. Weiter gibt es eine Vielzahl von Projekten, die das Ziel haben, die Kriminalitätsrate in Norderstedt zu reduzieren und das Sicherheitsgefühl der Einwohner zu stärken. „Ein gesunder Mix aus dem Fortführen bewährter Projekte und der Entwicklung neuer Ideen ist ein Garant für eine erfolgreiche Arbeit“, sagt Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote.

Probleme und Fehlentwicklungen rechtzeitig erkennen, über Stütz- und Hilfsangebote Lösungen finden – das soll durch viele konkrete Einzelprojekte erreicht werden. Die Ergebnisse zeigen sich in einer Reihe von Hilfen zur Stärkung von Kindern und Jugendlichen sowie ihrer Eltern, in zielgerichteten Informationen der älteren Mitbürger und in einer zielgerichteten Zusammenarbeit unterschiedlichster Bereiche des Norderstedter Lebens.

Es sind kleine Schritte, die mit einem stark begrenzten Finanzetat gegangen werden können, aber die ehrenamtlichen Begleiter sind engagiert dabei, auf den unterschiedlichsten Ebenen aktiv zu helfen.

Nach wie vor ein wichtiges Projekt der Arbeitsgruppe Jugend im Kriminalpräventiven Rat ist die Aktion „Plan haben“, die von Wolfgang Banse geleitet wird. Vermittelt und begleitet werden Patenschaften zwischen verhaltensauffälligen Jugendlichen und Erwachsenen (Paten), die sich für mindestens ein Jahr als Ansprechpartner und Vertrauenspersonen engagieren. Den Jugendlichen sollen durch Gespräche, gemeinsame Unternehmungen und beispielhaftes Vorleben die Augen für ihre eigenen Fähigkeiten und Talente sowie Ethik und Kultur geöffnet werden. Ende 2014 gab es zwölf aktive Patenschaften und damit drei mehr als zu Jahresbeginn. Zwei Patenschaften wurden planmäßig beendet, acht Patenschaften im vergangenen Jahr neu begonnen, von denen drei wieder abgebrochen wurden. Die vier Mädchen und acht Jungen in den aktiven Patenschaften sind zwischen neun und 14 Jahren alt.

Die Paten treffen sich mit „ihren“ Kindern und Jugendlichen mindestens einmal pro Woche. Im Laufe des vergangenen Jahres hat es sechs Treffen zwischen allen Paten, den Mitglieder der Lenkungsgruppe (Vorsitzender ist der Oberbürgermeister) und der pädagogischen Beratung gegeben. Für den Patenbereich des Kriminalpräventiven Rates entstehen jährliche Aufwendungen von rund 5000 Euro, die nur mit Hilfe von Spenden aufgebracht werden können. Die Moorbek-Passage, das Fitness-Zentrum Elixia und die Norderstedter Bank sind Hauptsponsoren.

Mit dem Projekt „Norderstedt spricht viele Sprachen“ soll die Sprachlosigkeit zwischen den Kulturen in Norderstedt überwunden werden. Junge Migranten und Einheimische werden zusammengebracht, um im persönlichen Kontakt gegenseitig die jeweilige Muttersprache zu lernen. Zurzeit gibt es 14 Sprachpartnerschaften. Das Projekt „Mach was“ soll jungen Heranwachsenden im Alter von 17 bis 22 Jahren dabei helfen, ihren kriminellen Weg zu beenden. Projektziel ist es, junge Menschen, die straffällig oder orientierungs- und perspektivlos sind, den Weg für eine selbstbestimmte und eigenständige Lebensführung aufzuzeigen. Jobsuche, Arbeitssuche, Schuldenberatung, Wohnungssuche, Schulabschluss – das sind einige Hilfsangebote, die zusammen mit Projektpartnern verwirklicht werden. Derzeit laufen zwei Patenschaften zwischen jungen Männern und ihren Coaches.

Neu ist da Projekt „Ausbruch“, das im Wesentlichen vom Verein „Gefangene helfen Jugendlichen“ getragen und von den Coaches des Projekts „Mach was“ unterstützt wird. Gefährdete Jugendliche aller Nationalitäten sollen durch Konfrontation mit Knast und Gefangenen von einer kriminellen Laufbahn abgehalten werden.