Dem Bürgermeister dauern die Planungen viel zu lang. Kollegen und Geschäftsleute wollen Unterschriften sammeln

Kaltenkirchen. Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause dauern die Planungen viel zu lang. Erst nach zwei Jahren lag das Wirtschaftlichkeitsgutachten für die neue S-Bahn nach Kaltenkirchen vor. Das Bundesverkehrsministerium hat immer noch nicht entschieden, ob es Zuschüsse für die neue Verkehrsverbindung zahlt. Gleichzeitig werden die Stimmen lauter, die vor einem Arbeitsplatzverlust bei der Eisenbahngesellschaft AKN warnen, wenn die S-Bahn kommt. Hanno Krause sorgt sich inzwischen um das Gesamtprojekt und will den Druck auf Land und Bund erhöhen, die neue Linie endlich zu bauen.

Gemeinsam mit den Bürgermeistern der Städte und Gemeinde an der AKN-Trasse will er Unterschriften für die S-Bahn sammeln. Er hofft, bereits in der kommenden Woche online starten zu können. Später sollen Listen öffentlich ausgelegt werden.

„Die Befürworter sind zu leise“, sagt Krause. „Die Region muss sagen, was sie will, und wir werden das sehr deutlich sagen.“ Angeschrieben hat Krause die Bürgermeister von Norderstedt, Quickborn, Henstedt-Ulzburg, Ellerau, Bad Bramstedt sowie die Amtsverwaltungen in Kisdorf, Kaltenkirchen und Bad Bramstedt. Erste positive Rückmeldungen kamen bereits nach einem Tag: Quickborn, Ellerau, Henstedt-Ulzburg, Ellerau und das Amt Kisdorf machen mit.

Zeitweise habe er Zweifel gehabt, ob die Vorbereitungen für die S-Bahn auf der bestehenden AKN-Trasse von Kaltenkirchen über Henstedt-Ulzburg und Quickborn nach Hamburg ernsthaft betrieben werden, sagt Krause.

Allein drei Jahre habe die Kosten-Nutzen-Analyse gedauert, die im Dezember 2014 mit einem positiven Ergebnis endlich vorlag: Für den investieren Euro entsteht ein volkswirtschaftlicher Nutzen von 1,12 Euro. Dieses positive Verhältnis ist eine Voraussetzung für die Zuschüsse des Bundes, der zum größten Teil die Investitionen für Elektrifizierung, Bahnsteigverlängerung und Sicherungseinrichtungen übernehmen würde.

„Selbst wenn es keine Fördermittel gibt, besteht kein Zweifel am Nutzen des Projekts“, sagt Krause. „Dann muss man über einen Plan B nachdenken.“ Kaltenkirchens Bürgermeister hat sich in den vergangenen Jahren mehrfach bei Bundes- und Landespolitik für die S-Bahn eingesetzt. Er schrieb Briefe an Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Ministerpräsident Torsten Albig (SPD), die als Regierungschefs auch für die AKN verantwortlich sind, die zu gleichen Teilen den Bundesländern gehört. Außerdem bat Krause Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) um Unterstützung und wies auf die Bedeutung des Infrastrukturprojekts hin.

Krause kann auf Unterstützung nahezu sämtlicher Nachbarkommunen bauen

Auch die Stadtvertretung unterstütze die S-Bahn, die für eine deutliche Erhöhung der Lebensqualität sorgen werde. Für die Menschen in der Region sei es wichtig, mit modernen zeitgemäßen Bahnen umsteigefrei zur Arbeit oder zu kulturellen Veranstaltungen nach Hamburg zu fahren. „Die Menschen brauchen kurze Wege“, sagt der Bürgermeister. Dabei kann er auf die Unterstützung nahezu sämtlicher Nachbarkommunen bauen, die sich per Resolution klar für die S-Bahn ausgesprochen haben.

Unterstützung erhält Krause für seine Aktion auch von den Kaltenkirchener Geschäftsleuten. Jörg Rehder vom Kaltenkirchener Ring, Manfred Feige von Kaltenkirchen Marketing und Veronika Podzins vom Business Club wollen auch Unterschriften sammeln.

Auch für die Ansiedlung von Unternehmen – beispielsweise im Verbund Nordgate – wachse die Bedeutung des öffentlichen Personennahverkehrs. „Viele Firmen fragen danach“, sagt Krause. Als Jungheinrich sein Logistikzentrum in Kaltenkirchen bauen wollte, sei ein wichtiges Kriterium bei der Standortsuche die Nähe zur AKN-Station Kaltenkirchen-Süd gewesen. Für die S-Bahn spreche auch die Umweltverträglichkeit, sagte Krause. Wenn die Bundesregierung sich für einen umwelt- und klimaverträglichen Nahverkehr einsetze, müsse sie dieses Projekt unterstützen. Krause: „Wer A sagt, muss auch B sagen.“

Die Sorgen der AKN-Arbeitnehmer um ihre Arbeitsplätze könne er nachvollziehen, sagt Krause. Er vermisse sichtbare Aktivitäten des Eisenbahnunternehmens, den Menschen ihre Sorgen zu nehmen. Der Bürgermeister geht davon aus, dass beispielsweise die Lokführer weiterhin gebraucht werden. Jetzt fahren sie AKN-Dieseltriebwagen, später eine elektrisch betriebene S-Bahn.