Die Ostküstenleitung würde der Entwicklung des Ortes schaden

Wakendorf II. Der Planfeststellungsbeschluss für die neue 380-Kilovolt-Stromtrasse in Nord-Süd-Richtung entlang der Autobahn 7 liegt vor, eines der größten Infrastrukturvorhaben im Kreis Segeberg kann damit in den nächsten zwei Jahren realisiert werden. Im Anfangsstadium befindet sich hingegen das zweite von Bund und Land forcierte Hochspannungsprojekt, das ebenso gemeinsam mit dem Netzbetreiber Tennet umgesetzt werden soll. Die sogenannte Ostküstenleitung soll den Strom der Windanlagen aus Ostholstein abtransportieren und in die Trassen nach Süden einspeisen. Als Baubeginn ist 2018 angedacht.

Eine Vielzahl an Varianten, die insbesondere die Kreise Stormarn und Segeberg durchschneiden werden, steht derzeit im Raum. Bei Informationsveranstaltungen waren Bürger im Januar dazu aufgerufen worden, sich zu beteiligen. Die Protokolle sowie die Präsentationen sind im Internet einsehbar. Hierbei ging es darum, Vorbereitungen zu treffen, um voraussichtlich ab dem Frühsommer in Verhandlungen bezüglich eines konkreten Korridors mit den Gemeinden und Grundstücksbesitzern zu treten.

Naheliegender sind eher Neubaumaßnahmen auf den Bestandstrassen mit aktuell 220 bzw. 110 Kilovolt. Die Gemeinde Wakendorf II hat sich nun mit einer Stellungnahme gegen die letztere südliche Variante ausgesprochen und führte eine Reihe von Argumenten an. Ein wichtiger Punkt ist die Umwelt. So befinden sich auf Wakendorfer Gebiet 300 Hektar Naturschutzfläche inklusive der Oberalsterniederung, die im Bereich des Wakendorfer Moors durchkreuzt würde. Auch ein Vogelschutzgebiet könnte beeinträchtigt werden.

Weitere Problemfelder: Landwirtschaftliche Gehöfte würden eingeschränkt, es entstünde eine Wertminderung von Immobilien und Grundstücken, dazu plant die Gemeinde, eine Kläranlage im betreffenden Sektor zu erweitern. „Durch den Bau der Trasse sind die Entwicklungsperspektiven der Gemeinde Wakendorf II in der Metropolregion negativ“, sagt Bürgermeister Hans-Hermann Schütt, der zudem Lärmbelästigung insbesondere durch Isolatoren befürchtet.

Geärgert hat ihn, dass bei den Dialogveranstaltungen mehrfach angeregt wurde, eine neue Trassenführung in Erwägung zu ziehen, um vermutlich den Großraum Henstedt-Ulzburg auszusparen. Die Leitung auf dem bestehenden 110-Kilovolt-Korridor würde demnach südöstlich von Kisdorf nach Norden abbiegen. „Dann würden den Wakendorfern weitere Entwicklungsmöglichkeiten genommen“, so Schütt.

Die Hoffnung vieler Ortschaften, die Trasse im Bereich der künftigen Autobahn 20, also weitestgehend abseits von Wohngebieten, verlaufen zu lassen, war von Tennet bereits zu Beginn des Dialogverfahrens weitestgehend zunichte gemacht worden – als Grund nannte das Unternehmen, dass es hierbei zu große Auswirkungen auf Flora und Fauna geben würde.

Am 22. April will die Landesregierung den Ergebnisbericht zu den Bürgerdialogen vorstellen. „Wir wurden zu einer Stellungnahme aufgefordert und wollten diese Gelegenheit nicht ungenutzt lassen“, so Hans-Hermann Schütt. „Jetzt hoffen wir auf eine Rückmeldung, wie es weitergeht und mit welcher Trasse geplant wird.“

www.schleswig-holstein.de/energie