Die Aufnahme einer großen Zahl von Asylbewerbern beschäftigt derzeit unsere Gesellschaft.

Was haben wir als Christen in dieser Lage zu tun? Wir haben das zu tun, was wir immer zu tun haben: das Evangelium von Jesus Christus in Wort und Tat zu verkündigen. Dazu kommt, dass wir uns in unserer Gemeinde bereits seit einigen Jahren für verfolgte Christen einsetzen und uns daher auch mit der Lage der Menschenrechte und insbesondere der Religionsfreiheit im Nahen und Mittleren Osten beschäftigt haben. Als dann im letzten Jahr die ersten Iraner und Afghanen zu uns in die Kirche kamen, waren wir in gewisser Weise auf diese Begegnung vorbereitet. Im Bereich der Verkündigung durch die Tat freue ich mich über die außerordentlich große Hilfsbereitschaft, die viele Mitglieder der Gemeinde zeigen, indem sie Asylbewerber bei Behördengängen und Arztbesuchen begleiten, ihnen dabei helfen, erste Schritte in Richtung Ausbildung und Beruf zu unternehmen, z.B. durch einen Deutschkursus im Gemeindehaus oder die Vermittlung von Praktikumsplätzen. Wenn materielle Hilfe benötigt wird, wie Möbel oder Fahrräder, sind die betreffenden Dinge meist innerhalb weniger Tage beschafft. Die Hilfsbereitschaft ist allerdings keine Einbahnstraße. Wenn es in der Gemeinde etwas zu tun gibt, packen die Asylbewerber gern mit an.

Unsere wichtigste Aufgabe ist jedoch die Verkündigung des Evangeliums durch das Wort Gottes. Dafür liegt am Sonntag der Predigttext auf Farsi und Arabisch bereit, es werden persische und arabische Bibeln verteilt, es finden Kinoabende mit christlichen Filmen statt. Teils mit Hilfe von Dolmetschern nehmen Iraner, Afghanen oder Syrer an Glaubenskursen teil oder bereiten sich durch Einzelgespräche auf die Taufe vor. Die Offenheit für Jesus Christus ist sehr groß und berührend für alle, die mit unseren Gästen zu tun haben. Man sagt z.B., dass von ca. 150.000 Iranern in Deutschland bereits 40.000 getauft wurden, obwohl sie wissen, dass sie sich damit in Gefahr begeben. Die große Ernsthaftigkeit, mit der viele Asylbewerber ihren Glauben leben, kann eine Anregung auch für Deutsche sein, sich neu mit dem Wort Gottes zu beschäftigen. Und schließlich ist die lebendige Gemeinschaft in einer Gemeinde die beste Integration, die es gibt.

Mathias Krüger ist Pastor an der Kreuzkirche in Henstedt-Ulzburg