... mit Andreas Schultze und Norbert Horns. Die beiden Männer sind als Möbelmonteure für die Kaltenkirchener Firma Dodenhof jeden Tag auf Tour

Sie sind nicht im ersten Paket. Sie sind nicht im zweiten Paket. Und nicht im dritten. Andreas Schultze findet die Schrauben schließlich auch nicht in dem Paket, das sich unter der Tischplatte verbirgt. Die Schrauben für den massiven Mahagoni-Esstisch bleiben verschollen. Er und sein Kollege Norbert Horns können nichts dafür. Die beiden Möbelauslieferer von Dodenhof in Kaltenkirchen sollten den Tisch nur aufbauen. In solch einer Situation sind sie es, die den Ärger der Kunden abbekommen. Bei dem Nussbaum-Esstisch in Kaltenkirchen ist es nicht so schlimm. Schließlich ist das Wohnzimmer noch nicht fertig renoviert, und außerdem fehlen noch weitere Teile.

Norbert Horns reagiert aber sofort, ruft bei der zuständigen Abteilung an und sorgt dafür, dass die Schrauben schnellstmöglich nachbestellt werden. Die Kundin ist zufriedengestellt, zumindest das Ecksofa steht schon einmal. Andreas Schultze kann den Müll zusammenpacken und verladen, während Horns noch die Abrechnung macht. „Das mit den fehlenden Schrauben ist natürlich ärgerlich“, sagt Schultze. „Aber früher war es wesentlich schlimmer.“ Heute überwachten die meisten Hersteller das Verpacken der Möbel elektronisch, da komme es nicht mehr so oft vor, dass etwas fehlt. Schultze und Horns haben auf ihrem 7,5-Tonner zwar einige Schrauben und können manchmal improvisieren, aber komplett fehlende Beschläge für einen Esstisch haben sie nicht auf Lager. „Das Richtige zu haben, ist wie ein Sechser im Lotto“, sagt Schultze.

Wenn Schrauben fehlen, kommt der Zeitplan schon mal durcheinander

Seit vier Jahren bilden die beiden ein Team, jeder hat seine Aufgabe und weiß, was der andere tut. Sie verstehen sich meist ohne Worte. Schon lange sind sie im Geschäft, bei Dodenhof arbeiten beide seit der Eröffnung des Hauses in Kaltenkirchen vor knapp 17 Jahren. Sie kennen die Branche, kennen die Hersteller und wissen natürlich ganz genau, wie die Möbelstücke aufgebaut werden. Die vorgegebene Zeit, die auf ihrem Auftragszettel in sogenannten Möbel-Montage-Einheiten angegeben ist, halten sie normalerweise ein. Wenn im Paket alles enthalten ist. „Das ganze Gesabbel dauert länger, als den Tisch aufzubauen“, sagt Norbert Horns, als er zurück im Lkw ist und die Zeit aufschreibt. Die unerwarteten Umstände haben Horns und Schultze länger als geplant und vorgegeben aufgehalten. Das aber macht nichts, der Tag ist für die beiden relativ entspannt. Es müssen keine größeren Schränke oder Schlafzimmer montiert werden.

Bei der nächsten Adresse ist ein Schrank an der Reihe. Die beiden Möbelmonteure parken in der zweiten Reihe. Vor dem Tausendfüßler-Familienzentrum am Krückauring ist kein Parkplatz frei. Im Wohngebiet in Kaltenkirchen ist die Lage allerdings entspannt, hier stört das zunächst niemanden. „Hamburg ist katastrophal“, sagt Andreas Schultze, der den Lkw fährt. „Da haben die Menschen keine Zeit und hupen schon, wenn sie hundert Meter weit weg sind.“ In der Stadt bleibt Schultze dennoch meist nichts anderes übrig, als in der zweiten Reihe zu parken und schnell wieder weg zu sein. „Die Polizei ist da meist verständnisvoll, die sehen, was wir zu tun haben“, sagt Norbert Horns.

Zwei neue Matratzen werden geliefert – die alten nehmen die Monteure mit

Mittlerweile haben er und sein Kollege Schrank und Schreibtischstuhl auf das Rollbrett gepackt, das im Fachjargon Hund genannt wird. Dieser Hund mit den vier Rollen ist klein, der Schrank um einiges größer – und so wackelt die Ladung bedenklich. Schultze und Horns transportieren alles routiniert, halten die Ware mit einer Hand fest, während die andere die Tür offen hält und laden dann im Fahrstuhl ab. Solch ein Angebot nutzen die beiden gern. „Dieser Job ist ja gar nicht so schlecht, wenn nur das Schleppen nicht wäre“, hat es Norbert Horns bereits früh am Tag zusammengefasst. Das Bockspringbett, der neue Trend aus Amerika, war ganz schön schwer. Allerdings nicht so schwer wie Möbel mit Funktion und vor allem mit elektronischen Hilfsmitteln. Mit denen müssen sich Schultze, Horns und ihre Kollegen besonders abmühen.

Der Aktenschrank für das Tausendfüßler-Büro ist damit nicht zu vergleichen. Er ist schnell montiert, die Türen eingestellt, und dann müssen die beiden auch schon wieder los. Jetzt will doch noch eine Autofahrerin wegfahren, der Lkw versperrt den Parkplatz. Schultze gibt die nächste Adresse ins Navigationsgerät ein. „Das geht schon nicht mehr ohne“, sagt er. „Früher haben wir hier mit Karten hantiert.“ Zur nächsten Adresse ist es nicht weit, die Nummerierung ist eindeutig, der Parkplatz groß. So mögen es die beiden Monteure. Hier müssen sie nur zwei Matratzen ausladen und nehmen im Gegenzug die alten mit.

Wenn die Türen zu eng sind, wird das Sofa wieder auf den Lkw geladen

Die alten Matratzen werden neben einem Bett an der Wand des Lkw befestigt, das sie bei einer früheren Adresse mitnehmen mussten. Ansonsten ist der Wagen schon fast leer, nur die Müllkartons füllen sich immer mehr. Nur noch ein Wohnzimmerschrank und eine Eckgarnitur wollen an ihren neuen Bestimmungsort gebracht werden. „Wenn wir fertig sind, dann müssen wir Kollegen unterstützen“, sagt Norbert Horns. Wenn beispielsweise die Fußwege lang sind oder die Montage schwierig, dann helfen er und sein Kollege nach ihrer eigenen Auslieferung aus, damit alle ihr Pensum schaffen.

Erst mal aber gilt es zu hoffen. Zu hoffen, dass die Eckgarnitur ins Erdgeschoss oder ins Parterre muss. „Da hat man im Vorfeld Panik, weil man weiß, dass die Türen oft zu eng sind“, sagt Horns. Zuletzt mussten sie in Neumünster wieder ein Sofa unverrichteter Dinge mitnehmen, weil es einfach nicht durch die Tür passte. Wobei: Unverrichteter Dinge trifft es nicht so ganz. Schon im Treppenhaus habe es Theater gegeben, dann ging das neue Sofa einfach nicht durch die Wohnungstür rein, erinnert sich Horns. Eine Dreiviertelstunde hätten sie es versucht, und es später auch noch den Kunden versuchen lassen. „Was nicht geht, geht nicht“, sagt Schultze trocken. Wenn so etwas passiert, gebe es meist eine Einigung und der Kunde kaufe ein anderes Möbelstück, ergänzt Horns.

Bei der Sofagarnitur, auf der die neuen Besitzer künftig im Ritterspornweg in Kaltenkirchen entspannt fernsehen können, muss kein Monteur Panik haben. Das Sofa soll ins Erdgeschoss. Wenn die Türen zu schmal sind, gäbe es auch noch die Terrasse als zweiten Weg. Aber das gute Stück passt durch die Tür. Mit ein wenig Geschick und Routine befördern Horns und Schultze das Eckstück hochkant durch die Wohnzimmertür. Sobald das Sofa am Bestimmungsort angekommen ist, werden die Füße angebaut. Bei Schultze und Horns geht es Hand in Hand, aber leider geht dann doch ein Teil der benachbarten Kommode zu Bruch. „Das war ohnehin nicht ordentlich fest“, sagt die Kundin. „Soll ich das schnell festmachen?“, fragt Norbert Horns und holt schnell die Tasche mit dem Werkzeug. Zwei Schrauben reindrehen ist für ihn schließlich ein Kinderspiel. Dann verstauen er und sein Kollege auch noch das alte Sofa in der Garage.

Klar, dass es nun auch ein wenig Trinkgeld gibt. Das Sofa hingegen wird per Karte bezahlt. „Das machen heute fast alle“, sagt Horns. Gezahlt werden muss normalerweise bei Anlieferung. Früher indes war es nicht immer so, damals, bei seinem früheren Arbeitgeber, wurde häufig auf Rechnung gekauft. „Manchmal sind wir mit dem Gerichtsvollzieher losgefahren und haben alles wieder rausgeholt“, erinnert er sich. „Das ist schon ein dummes Gefühl, gerade wenn dich dann Kinderaugen anschauen.“

Auch wenn es mal Probleme gibt, bleiben Schultze und Horns stets ruhig

Heute kommt so etwas nicht mehr vor, und meist ist die Stimmung auch gut. „Die Leute freuen sich schließlich darauf, dass sie etwas Neues bekommen“, sagt Norbert Horns. Nur wenn es Probleme gibt, die Kunden erregt oder verärgert sind, gehe es manchmal hoch her. „Du bist halt der Letzte, der vor Ort ist“, ergänzt Andreas Schultze. Mit ihrer ruhigen und sachlichen Art können sie aber die meisten Situationen schnell entschärfen. „Am Ende, wenn du gehst, ist meist alles entspannt“, sagt Horns. Und am Ende, wenn die Möbel montiert sind, können sich auch die Kunden entspannen – vielleicht ja gleich auf dem neuen Sofa oder dem neuen Bett.