Das Land hat den Bau der neuen Höchstspannungsleitung nach Norderstedt genehmigt

Kreis Segeberg. In wenigen Tagen werden die ersten Bäume fallen. Ende März kommen die Bauarbeiter und beginnen, die neuen Masten aufzustellen. Der Bau einer neuen 380-Kilovolt-Stromtrasse quer durch den Westen des Kreises Segeberg kann beginnen, nachdem das schleswig-holsteinische Amt für Planfeststellung Energie das Projekt genehmigt hat. Der Planfeststellungsbeschluss für den Neubau liegt vor. Jetzt können nur noch Klagen vor Gericht den Bau der Höchstspannungsleitung verhindern.

Die genehmigte Trasse des Netzbetreibers Tennet führt von Audorf bei Rendsburg an der Autobahn 7 entlang bis zum Umspannwerk mit dem Namen Hamburg Nord, das sich im Norden Norderstedts an der Kohtla-Järve-Straße befindet. Durch die Kabel soll Strom aus erneuerbaren Energien nach Hamburg und in den Süden Deutschlands transportiert werden. „Mit dem Planfeststellungsbeschluss wird der Netzausbau Realität“, sagte Energiewendeminister Robert Habeck (Grüne). Zudem erhöhe die neue Leitung die Netzstabilität.

Die 380 kV-Leitung ersetzt eine bestehende 220 kV-Leitung. Der jetzt genehmigte, 70 Kilometer lange Abschnitt gehört zu einer Trasse zwischen dem dänischen Kassö und Dollern in Niedersachsen, die komplett erneuert wird. „Für die Leitung wurde die energiewirtschaftliche Notwendigkeit und der vordringliche Bedarf auf der Grundlage einer intensiven Befassung des Gesetzgebers gesetzlich festgestellt“, teilte das Kieler Energiewendeministerium mit.

Für die Menschen in Henstedt-Ulzburg geht mit der Genehmigung der neuen Leitung ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Steht die neue Leitung, kann die bestehende 220-kV-Freileitung im dicht besiedelten Bereich der Großgemeinde zurückgebaut werden. Die neue 380-kV-Freileitung wird westlich von Kaltenkirchen an der Autobahn 7 entlangführen. „Das trägt zu einer Entlastung des Siedlungsgebiets bei und ist deshalb ein schöner Erfolg“, sagt Habeck. Im Raum Norderstedt werden die Masten nicht nur die Höchstspannungsleitung, sondern zusätzlich eine 110-kVFreileitung der SH Netz sowie einer 220-kV-Freileitung der Tennet TSO tragen.

Der Abschnitt Audorf–Norderstedt ist der zweite des Gesamtprojekts, der genehmigt wurde. Für den nördlichen Teilabschnitt vom Umspannwerk Audorf soll das Planfeststellungsverfahren noch in diesem Monat beginnen. „Mit Hilfe dieser Verbindung können wir künftig mehr Windstrom aus Schleswig-Holstein und Dänemark zu den Verbrauchsschwerpunkten Hamburgs und Niedersachsens transportieren“, sagt Lex Hartman, Mitglied der Geschäftsführung der Tennet TSO. Damit trage das Projekt bei der Energiewende maßgeblich zur Versorgungssicherheit Norddeutschlands bei.

Hartman spricht von einem zügigen Genehmigungsverfahren, das nur 19 Monate gedauert habe. Während sich der nördliche Teil des Neubaus zwischen Audorf und Hasenmoor weitgehend an der Leitungsführung der bestehenden 220-kV-Verbindung orientiere, hatte Tennet für den Südteil eine Verlegung aus dem Siedlungsbereich an die Autobahn 7 beantragt.

Tennet werde die Belange der Grundstückseigentümer auch in der Bauphase eingehend berücksichtigen, versprach er. „Ebenso werden Anwohner rechtzeitig vor Beginn der ersten Bauaktivitäten und auch im weiteren Verlauf der Baumaßnahme regelmäßig und ausführlich informiert“, sagte Hartman.

Die neue Leitung gehe voraussichtlich 2017 in Betrieb. Danach verschwinde die alte 220-kV-Leitung vollständig. Der aktuelle Planfeststellungsbeschluss des Ministeriums wird am 2. März öffentlich bekannt gemacht und im Internet auf der Seite des Ministeriums (www.schleswig-holstein.de/MELUR/DE) veröffentlicht.