Auktion: Landesforsten und Holzagentur verkaufen 96 Prozent ihres Wertholzes

Kreis Segeberg. Für den Laien gibt es jedes Jahr das gleiche Bild: Viele Hundert Baustämme liegen auf dem Lagerplatz in Daldorf nördlich von Bad Segeberg und warten auf die Käufer. Eichen, Eschen und andere Laubhölzer sind dabei, wer sich nicht genau auskennt, für den werden die Unterschiede kaum erkennbar. Der eine Stamm ist dicker, der andere kürzer, aber es ist vor allem viel Holz. Wertvolles Holz, das meistbietend vor allem an Sägewerke versteigert wird. Ein ganz besonderer Stamm liegt in diesem Jahr am Rande des Platzes. Aber auch er fällt dem Laien nicht besonders auf. Der Stamm ist etwa zehn Meter lang, wurde um das Jahr 1800 angepflanzt und von Jörn Winter in einem Waldstück der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten bei Bordesholm entdeckt. „Wir mussten die A 215 viermal kurzzeitig sperren, damit wir die Bäume gefahrlos abtransportieren konnten“, erzählt Winter. Der Transport hat sich gelohnt, der Baum erbrachte bei der Auktion in Daldorf 7264 Euro. Mehr wurde für keinen anderen Stamm in diesem Jahr geboten.

Aus dem Eichenstamm werden etwa 5000 Quadratmeter Furnier hergestellt

„Viele Förstergenerationen haben an solch einem Stamm gearbeitet“, sagt Harald Nasse. Er ist bei den Landesforsten Abteilungsleiter für Holzmarkt. Er erklärt, was den Stamm aus der Försterei von Jörn Winter so wertvoll macht: „Der Baum ist gleichmäßig gewachsen, und über die zehn Meter Länge ist kein Astansatz zu sehen. Über zwei Jahrhunderte lang ist er also gut beschattet worden.“ Genau dafür sorgten die Förster. Umstehende Bäume waren so angeordnet, dass die Eiche gleichmäßig wachsen konnte und sich keine Knospen bildeten. „Das ist das beste, was einem gelingen kann“, sagt Nasse über den Stamm. Nun wird dieser nach Nordbayern gebracht und von einem Furnierhersteller in ganz feine Furnierscheiben geschnitten, die bis zu fünf Meter lang sind und etwa 0,6 Millimeter dick.

Etwa 800 Quadratmeter Furnier können aus einem Kubikmeter Holz gemacht werden, die besagte Eiche bringt demnach etwa 5000 Quadratmeter. „Das sind schon ein paar Schränke“, kommentiert Jörn Winter. Er selbst hatte den Baum bereits seit einiger Zeit im Blick für die Auktion. Zunächst begutachte er den Stamm, während er noch steht, sagt er. „Wenn dann alles für Wertholz spricht, entscheiden wir uns, ihn zu fällen.“ Das laufe dann wie bei den anderen Baumfällarbeiten, allerdings prüfe er den Stamm danach noch einmal im liegenden Zustand auf mögliche Schäden. Wenn dann alles sehr gut aussieht, kommt der Stamm zu den anderen Werthölzern nach Daldorf. „Das sind maximal ein Prozent des Jahreseinschlags einer Försterei“, sagt Winter.

Während die Eiche aus dem Wald von Jörn Winter dadurch punktet, dass sie keine Astansätze hat, ist es bei einer Eiche aus dem Bestand der Holzagentur Schleswig-Holstein mit Sitz in Bad Segeberg ganz anders. „Wir hatten eine exzellente Roseneiche im Bestand, die viele schlafende Knospen zum Austreiben gebildet hat und diese in ungewöhnlich hoher Anzahl“, sagt der Geschäftsführer der Holzagentur, Manfred Quer. Dann demonstriert er mit einer Flasche Wasser, wie die Käufer am Anschnitt prüfen, ob die Knospen in den Stamm hineinwirken. „Das gibt dann das besondere Bild der Roseneiche“, sagt Quer, „auf dem Furnier sind ganz viele kleine Punkte zu sehen.“ Solche Furniere würden beispielsweise in Armaturenbrettern von Nobelkarossen oder als Oberfläche für ganz hochwertige Möbel eingesetzt. Während es bei den langen, astlosen Stämmen auf das gleichmäßige Muster ankomme, sei das Furnier aus einem solchen Stamm das Gegenteil von langweilig. „Das gibt ein ganz individuelles Muster“, sagt Quer. „Solch einen Stamm gibt es sehr selten.“

Insgesamt wurden bei der diesjährigen Auktion von Landesforsten und Holzagentur 3346 Festmeter Holz verkauft. Der größte Anteil davon waren Eichenstämme (2559 Festmeter), die im Durchschnitt 434 Euro pro Festmeter erzielten. Etwa 650 Festmeter Eschenstämme brachten 213 Euro im Durchschnitt ein, des Weiteren wurden Ahorn, Kirsche, Erle und Roteiche verkauft. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Durchschnittspreise leicht gesunken, nach Einschätzung von Manfred Quer und Harald Nasse ist der Holzmarkt allerdings stabil. Beide waren zudem damit zufrieden, dass die insgesamt 26 Kunden aus Deutschland, Dänemark und Polen für 96 Prozent der angebotenen Werthölzer erfolgreiche Gebote abgegeben haben.