Die Rollschuh-Gruppe des Leezener Sportclubs begeisterte mit einer fulminanten Show der Musicals Tarzan und Sister Act in der Sporthalle

Grüner Nebel wabert über die Szene. Ein dumpfes Rollen hinter riesigen Kulissen kündigt an: Sie kommen! 126 Rollschuh-Läufer donnern mit aufbrausender Musik und unter dem Applaus des Publikums in die Amtssporthalle des Leezener SC. „Ein himmlisches Affentheater – Schaulaufen 2015“ steht auf einem Banner, bevor sich eine grüne Dschungellandschaft entfaltet und Vogelzwitschern, Affen-Kreischen und andere geheimnisvolle Urwald-Geräusche eine grüne Hölle öffnet.

Die Musicals Tarzan und Sister Act haben sich die Rollschuh-Läufer des Leezener SC vorgenommen. Den Vier- bis 54-Jährigen gelingt eine tolle Show, die das Publikum begeistert feiert.

Direkt vor dem ersten großen Schaulaufen gibt Moderator Heino Togert allerdings noch eine Warnung durch: „Im Dschungel versteckt sich eine Netznatter, die gern Handys frisst, besonders, wenn sie klingeln.“ Alle zwei Jahre haben sie die Leezener Amtssporthalle fest unter ihren Rollen, und immer sind die Shows ausverkauft.

Ein Jahr lang proben sie Auf- und Abläufe, einfache und komplizierte Choreografien bis zu Hebefiguren, Pirouetten und Reißverschluss-Formationen. Und das alles überwiegend in einem hohen Tempo. Da kann es auch schon mal geschehen, wenn eine kleine Blume mit Fullspeed ins Beet der anderen kleinen Blumen-Mädchen rasselt. Aber egal, aufstehen und weiterlaufen ist eins und der Applaus gewiss.

Nach dem ersten Affentanz läuft ein Paar mit einer Babypuppe über die Dschungellichtung, doch sie werden von einem Leoparden getötet. Nur Baby Tarzan überlebt. Sophie Willer spielt diesen Jungen, der sich im Dschungel in einem Baumhaus häuslich einrichtet, und dann von der Gorillafrau Kala aufgezogen wird. Die tauft ihn Tarzan, was in Mangani, der von Tarzan-Autor Edgar Rice Burroughs erfundenen Affensprache, „Weiße Haut“ bedeutet. Sophie Willer legt in ihren Rollschuh-Tanz als kleiner Tarzan sehr natürlich an. Victoria Horstmann ist die Affenmutter, die sich gegen die Vorurteile ihres Affenmannes wehren muss, denn der will keinen Menschenjungen im Dschungel, weil der den Leoparden anlockt oder später als Erwachsener mit einem Gewehr auf seine eigene Affenfamilie schießen könnte.

Die Rollschuh-Gruppe entwickelt das Musical mit viel Charme und Leichtigkeit, mit Spiel- und Tanzfreude. Victoria Horstmann ist ebenso überzeugend wie Rebecca Horstmann als mal besorgter, mal zorniger Affenvater, während die ganze Affenbande immer wieder atemberaubend schnelle Figuren kreuz und quer durch die gesamte Halle läuft und die Kleinsten der Rollschuh-Gruppe als Leuchtkäfer die Szenerie beleben.

Ohnehin sind die Kostüme fantasievoll ausstaffiert, seien es die bunten Schmetterlinge, seien es die Affen, die in ihrem zotteligen Fell dafür sorgen, dass die Szenerie nicht nur fröhlich bunt bleibt, sondern auch optisch ruhige Akzente besitzt.

Bei größeren Kostümwechsel-Aktionen fungiert Heino Togert, der in Tropen-Kluft durch die Szene rollt, gut gelaunt als Pausenclown.

Und dann kommt Jane. Lena Kubitzki tanzt diese Märchenwesen in einem himmelblauen langen Kleid und verführt Tarzan, mittlerweile ein renitenter Jugendlicher, den Merle Hoppel mit Bravour, hohem Tempo und viel Spielfreude gibt. Er müpft gegen den Affenvater auf und zieht allein durch den Dschungel, bis er Jane trifft, dieses Wesen mit dem wundervollen Duft. „Sie ist wie ich“ und „Auf einmal“ sind Schlüsselsongs des Musicals, die trotz des hohen Tempos der Läufe teilweise von den Hauptdarstellern gesungen werden, die Musik kommt vom Band.

„Wir haben alle einfach Spaß daran, Musicals auf Rollschuhen zu spielen“, sagt Martina Salemz-Neumann, bei der alle Produktionsfäden zusammenlaufen. Jetzt heißt es: Nach der Show ist vor der Show.