Jana Lenz leidet an Blutkrebs. 1096 Menschen haben in der Sporthalle von Rohlstorf jeweils 0,5 Milliliter Blut gespendet

Rohlstorf. „Hallo, Jana, Du siehst prächtig aus. Wie geht es Dir, können wir etwas für Dich tun?“ Jana Lenz, 36, steht mitten in der Sporthalle der Grundschule Warderfelde in Rohlstorf. Sie schaut die Fragesteller an, lächelt tapfer und antwortet: „Mir geht es recht gut. Schön, dass Ihr gekommen seid.“

Die Wahrheit sieht anders aus: Jana Lenz leidet an einer tödlichen Krankheit – an Blutkrebs. Aber es gibt eine Chance: Eine Übertragung gesunder Stammzellen aus dem Knochenmark eines anderen Menschen könnte ihr Leben retten – wenn der Spender exakt die gleichen Gewebemerkmale im Blut hat.

Deshalb hat Pastor Roland Scheel von der Ev. luth. Kirchengemeinde Warder eine Typisierungs-Aktion gestartet. Sie wird von der gemeinnützigen Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) mit Spendengeldern bezahlt. Fünf Millionen potenzielle Spender stehen derzeit weltweit in der Datei.

Das Schicksal hat Jana Lenz übel mitgespielt. Vor 13 Jahren erhielt sie schon einmal eine niederschmetternde Diagnose: Ihre Leber war zerstört. „Die Ärzte im Krankenhaus behaupteten damals, ich sei Alkoholikerin oder sogar drogenabhängig.“ Zum Glück fand sich eine Spenderleber, sie wurde transplantiert. Jahrelang ging alles gut, ihr Körper stößt das fremde Organ bis heute nicht ab. Jana nimmt ihre Medikamente, die Werte blieben stabil. Bis heute geht sie ihrem Vollzeitjob bei einem Jobcenter nach. Sie betreut arbeitslose Jugendliche unter 25 Jahre.

Im Herbst 2014 änderte sich, was ihre Gesundheit betrifft, alles. „Seit einiger Zeit fühlte ich mich nicht mehr so richtig wohl“, erzählt Jana. „Die Kopfschmerz wurden immer schlimmer. Ich dachte, es wäre wieder die Leber.“

Die Leber war es nicht. Im Oktober, bei einer ärztlichen Routineuntersuchung, der nächste Schlag: „Ihre Blutwerte haben sich verschlechtert“, sagte der Arzt. Und dann – nach einer Knochenmarkpunktion – kam die Diagnose Leukämie.

Wenig später rollte eine riesige Hilfswelle an. Pastor Roland Scheel, Gründer und Leiter des Gospelchors Warder, in dem auch Jana Lenz singt, drückte auf den Startknopf: „Wir wollen Jana helfen.“ Die 50 Mitglieder des Gospelchors waren der gleichen Meinung, 2800 Gospelsänger aus Scheels Netzwerk überall in Deutschland ebenfalls.

Unzählige Freunde, Bekannte und fremde Menschen aus Garbek, Wensin, Warder, Rohlstorf, Quaal und den Nachbargemeinden, die Feuerwehr Rohlstorf und Mitglieder von Sportvereinen stellten sich bei der Typisierungsaktion in Rohlstorf zur Verfügung.

Darunter auch Anke Frahm, eine ihrer besten Freundinnen. Sie ist eine gute Ratgeberin, denn sie hat den Brustkrebs besiegt. „Der Krebs ist ein Arschloch“, hat sie auf ihrer Mütze eingenäht. Anke und Jana singen im Gospelchor Warder, am 14. März wollen sie das bei einem Benefizkonzert in Schlamersdorf bei Bad Segeberg wieder tun.

„Das Ergebnis unserer Typisierungsaktion war überwältigend“, sagte Pastor Scheel am späten Abend. 1096 Menschen haben in der Sporthalle jeweils 0,5 Milliliter Blut gespendet. Malte Rinkens, Aktionsleiter der DKMS, hat die gefüllten Blutentnahmeröhrchen in der Nacht in das DKMS-Büro in Hövelhof/Ostwestfalen gebracht. Ein Kurier bringt sie am Montag in die Zentrale in die Nähe von Dresden.

Die Geldspenden-Freudigkeit war ebenfalls groß. Pastor Scheel rechnete zusammen: „30.000 Euro waren es schon vor der Aktion, in der Halle wurden 10.250 Euro gespendet, 1500 Euro kamen von der Cafeteria und 1000 Euro vom Ortsverband des Deutschen Roten Kreuzes. Zusammen sind das 42.750 Euro. Damit kann die Aktion fast komplett finanziert werden.“ Jana Lenz weiß, dass die Chance, einen Knochenmarkspender zu finden, nicht sonderlich groß ist. Doch sie kämpft weiter wie eine Löwin: „Ich habe einen großen Lebenswillen. Deshalb wäre es schade, wenn ich aufgeben würde. Ich lasse mich nicht beirren: Ich werde den Krebs besiegen.“