Der Junge stammt aus Bornhöved. 60 Personen aus seinem Umfeld wurden mit Antibiotika behandelt

Bornhöved. Mit dem Verdacht auf eine schwere Meningokokken-Erkrankung wurde ein zweijähriger Junge aus Bornhöved im Kreis Segeberg am Dienstag in die Eutiner Sana-Klinik eingeliefert. Und schon 24 Stunden später starb der Kleine an den Folgen der Infektion. Ein Albtraum für die Eltern und Angehörigen des Jungen.

Nachdem die Klinik den Meningokokken-Verdacht am Dienstagabend diagnostiziert hatte, lief für das Segeberger Gesundheitsamt die Uhr. Um eine weitere Ausbreitung der Infektion zu verhindern, zählte nun jede Stunde. Ein Team des Fachdienstes für Umweltmedizin und Seuchenhygiene bildete sofort eine Task-Force, die in mehreren Lagebesprechungen die Maßnahmen koordinierte. „Am Mittwoch um 6.30 Uhr haben wir mit unserer Task-Force losgelegt, und um 18.30 Uhr waren alle Maßnahmen abgeschlossen und unsere Arbeit getan. Wir haben sehr schnell und sehr gründlich gehandelt“, sagt Mitarbeiter Andy Hentrop. Uwe Petry, Leiter des Fachdienstes in der Segeberger Kreisverwaltung, betont: „Es gibt derzeit keine weiteren Verdachtsfälle, und die Ansteckungsgefahr ist insgesamt gering.“

Um festzustellen, ob der Junge eventuell andere Kinder oder Erwachsene angesteckt haben könnte, wurde das gesamte Umfeld des Kindes geprüft. Auch die Eltern der übrigen Kinder aus der Kita, die der Junge besucht hatte, wurden sofort persönlich informiert und beraten. „Natürlich war die Aufregung groß, und wir waren mit unserer Beratung in alle Richtungen gefordert“, sagt Hentrop.

Auf einen Personenkreis von 60 Kindern und Erwachsenen wurde die Gruppe der möglichen Betroffenen schließlich eingegrenzt. Andy Hentrop: „Sie stehen nun grundsätzlich unter Generalverdacht, weil wir nichts ausschließen können. Aber alle Personen wurden von uns ausführlich untersucht. Zum jetzigen Zeitpunkt war kein weiterer Krankheitsfall zu diagnostizieren.“ Um ganz sicher zu gehen und auch die geringste Wahrscheinlichkeit auf eine weitere Verbreitung der Infektion auszuschließen, wurden alle 60 Personen prophylaktisch mit Antibiotika behandelt. Dazu arbeitete das Gesundheitsamt mit den Arztpraxen zusammen. Erste Beschwerden nach einer Infektion mit Meningokokken zeigen sich in der Regel drei bis vier Tage nach Ansteckung, seltener nach zwei bis zehn Tagen. Aber die Betroffenen sind 24 Stunden nach Beginn einer Antibiotika-Therapie nicht mehr ansteckend.

„Um sich anzustecken, braucht es schon einen direkten körperlichen Kontakt mit dem Sekret des Erkrankten“, sagt Hentrop. Eine Begegnung von Menschen ohne engen Kontakt führt in der Regel nicht zu einer Ansteckung. „Es reicht also nicht, einen Raum zu betreten, in dem ein Erkrankter liegt.“ Wie es bei dem Jungen zum Ausbruch der Meningokokken-Erkrankung kommen konnte, sei für das Gesundheitsamt nicht mehr nachvollziehbar. „Die Quelle werden wir nicht finden. Das ist auch nicht so entscheidend wie die Verhinderung der Ausbreitung“, sagt Petry.

Denn die Meningokokken sind keine seltenen Erreger. Zehn von 100 Menschen tragen sie auf den Schleimhäuten mit sich herum, ohne zu erkranken. Zum Ausbruch komme es nur bei 0,5 bis fünf von 100.000 Fällen. Es geht los mit starkem Fieber, Erbrechen, Durchfall. Die Bakterien vermehren sich explosionsartig, dringen über die Schleimhäute in den Körper ein und sorgen für Gehirnhautentzündung (Meningitis). Der Krankheitsverlauf ist rapide, es kommt zu einem typischen Hautausschlag, im folgenden zu einer Ganzkörperentzündung. Die Folge sind ein Organversagen und in den meisten Fällen der Tod. Auch bei dem Jungen aus Bornhöved soll das so gewesen sein.

Petry und Hentrop betonen, dass es nach Abschluss der Vorsichtsmaßnahmen nun keinen Grund zur Beunruhigung mehr gebe. „Unwissen und Panik sind keine guten Berater. Wir sind gefordert, Aufklärung zu leisten“, sagt Hentrop. Petry bestätigt, dass es bereits Anrufe besorgter Eltern im Gesundheitsamt gab. Doch die Erkrankungswahrscheinlichkeit sei insgesamt sehr gering. Im Kreis Segeberg werden etwa alle zwei bis drei Jahre Krankheitsfälle registriert. „Einen tödlichen Krankheitsverlauf hatten wir aber bestimmt schon zehn Jahre lange nicht mehr“, sagt Petry. Es sei nun auch nicht nötig, die Kita des betroffenen Kindes zu schließen. „Mit Antibiotika versorgte, symptomlose enge Kontaktpersonen können unbesorgt die Kindergemeinschaftseinrichtung oder ihre Arbeitsstätte aufsuchen“, sagt Petry.

Für weitere Informationen rund um Meningokokken-Erkrankungen verweist der Kreis Segeberg auf die Internetseite www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/meningokokken