Das sind Ziele für Norderstedt. Stadt hat genug Geld, um in Lebensqualität zu investieren

Norderstedt. Die Stadt steht finanziell gut da. Das ist aber kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. „Denn wir stehen vor der großen Herausforderung, die Haushaltslage auch künftig stabil zu halten und unseren Bürgern Lebensqualität bieten zu können“, sagt Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote, nachdem er zusammen mit Sozial- und Schuldezernentin Anette Reinders und Baudezernent Thomas Bosse die Politiker des Hauptausschusses in einer Klausurtagung über die aktuelle Vermögenslage und die Leitthemen der Stadtentwicklung informiert hatte.

Verändern wird sich die Altersstruktur. Schon jetzt trifft das lange gehegte Attribut „junge Stadt“ auf Norderstedt nicht mehr zu. Es gibt weniger junge Menschen, aber mehr Ältere als im restlichen Bundesgebiet. Das ergibt sich aus der Einwohnerstatistik, die das Beratungsbüro Petersen + Co für die Eröffnungsbilanz erstellt hat – diese Bilanz erfasst das Vermögen der Stadt, das sich vor allem aus kommunalen Immobilien wie Schulen, Kitas, Rathaus, Straßen, Wegen und Grünanlagen ergibt.

Noch bis vor zehn Jahren hatte die Norderstedter Alterspyramide ihren Bauch bei den Jüngeren und Mittelalten. „Doch viele, die als junge Familien in den neuen Stadtteil Norderstedt-Mitte gezogen sind, haben inzwischen die 50 erreicht oder überschritten“, sagt Anette Reinders. Zwar weichen die Werte der einzelnen Altersgruppen nur wenig vom Bundesschnitt ab, aber: „Wenn der Anteil der Berufstätigen abnimmt, sinken auch die Einnahmen aus der Einkommenssteuer. Und da müssen wir gegensteuern“, sagt Grote.

Doch nicht nur demografisch zeigt sich der Wandel. Immer mehr Menschen leben allein, beanspruchen aber mehr Wohnraum. „Wo 1970 eine fünfköpfige Familie gewohnt hat, lebt man heute zu zweit“, sagt Bosse. Vor 45 Jahren habe jeder durchschnittlich 20 Quadratmeter Wohnfläche belegt, im Jahr 2012 in Schleswig-Holstein schon doppelt so viel. „Allein um diesem Trend Rechnung zu tragen, müssen wir 300 Wohnungen bauen“, sagt der Baudezernent. Damit die Stadt wachsen und junge Familien aufnehmen kann, sind weitere rund 2000 Wohnungen und Häuser im Garstedter Dreieck, am Mühlenweg, am Glashütter Damm, im Frederikspark, am Buckhörner Moor, im Bereich Ulzburger Straße/Rüsternweg und an der Moorbekstraße geplant.

Doch wer sich verjüngen will, braucht nicht nur Wohnraum, sondern auch Arbeitsplätze und Arbeitskräfte. „Wir haben noch freie Flächen in den neuen Gewerbegebieten Nordport und Frederikspark, und wir sind dabei, die alten Gewerbeareale umzubauen und zu revitalisieren“, sagt Bosse. Bis 2025 werden in Norderstedt rund 3000 Arbeitskräfte fehlen. „Da müssen wir ausländische Arbeitskräfte anwerben und die Voraussetzungen dafür verbessern“, sagt Anette Reinders. Ausbildungen im Ausland müssten anerkannt, der Status frühzeitig geklärt, Praktika in Unternehmen und berufsbegleitende Qualifizierungen angeboten werden.

„Zu 50 Prozent entscheiden Frauen darüber, wo die Familie lebt und die Eltern arbeiten. Soziale Integration spielt daher eine große Rolle bei Standort-Entscheidungen“, sagt Grote. Vorrangig sei, dass die Kinder gut betreut werden, und das Bildungsangebot vielfältig ist. Dann könnten auch die Frauen arbeiten und dazu beitragen, den Fachkräftemangel auszugleichen. Der Kita-Ausbau sei zum großen Teil abgeschlossen, bis 2020 sollen alle zwölf Norderstedter Grund- zu Ganztagsschulen aus- und umgebaut werden. Dafür kalkuliert die Verwaltung zwölf Millionen Euro, nochmals mindestens 70 Millionen Euro wird es kosten, die weiterführenden Schulen zu modernisieren, allein 50 Millionen entfallen auf den Neubau des Schulzentrums Süd.

Gewaltige Investitionen, die die Stadt aber stemmen kann. „Wir nehmen mehr ein als wir ausgeben und erwirtschaften durchschnittlich einen Jahresüberschuss von rund zwei Millionen Euro“, sagt Grote. Das Anlagevermögen, der Wert der Stadt, belaufe sich auf knapp 527 Millionen Euro, das Eigenkapital auf rund 250 Millionen Euro. Zwar werden die Schulden von 58 Millionen Euro im Jahr 2010 auf 113 Millionen im Jahr 2018 steigen, aber: Das Geld wird, so der Verwaltungschef, für wertsteigernde Investitionen ausgegeben. Das Vermögen wachse deutlich stärker als die Schulden, von 494 Millionen im Jahr 2010 auf 629 Millionen 2018..