Politiker und Sportler mobilisieren die Bürger im Kulturwerk vor der wichtigen Umfrage für die Olympia-Bewerbung

Norderstedt. „Werben sie bei ihren Freunden, Bekannten und Kollegen für Olympische Spiele vor der Haustür.“ Diesen Appell richteten Schleswig-Holsteins Innenminister Stefan Studt (SPD), Hans-Jakob Thiessen, Präsident des Landessportverbandes Schleswig-Holstein, und Vertreter der kommunalen Spitzenverbände an Führungskräfte aus Politik, Wirtschaft, Sport und Gesellschaft. Mehr als 100 waren zum Höhepunkt der Mobilisierungskampagne ins Norderstedter Kulturwerk gekommen, um sich von Hamburgs Innen- und Sportsenator Michael Neumann (SPD) sowie dem Präsidenten des Hamburger Sportbundes, Jürgen Mantell, das Konzept der „nachhaltigen und bescheidenen Spiele der kurzen Wege“ erläutern zu lassen.

Termin wie Ort waren bewusst gewählt: Am kommenden Wochenende wird der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) testen, wie stark die Hamburger hinter der Bewerbung ihrer Stadt für Olympische und Paralympische Spiele 2024 oder 2028 stehen. „Die Begeisterungsfähigkeit der Bevölkerung wird ein gewichtiges Kriterium sein, wenn der DOSB am 21. März entscheidet, ob Hamburg oder Berlin den Zuschlag bekommt“, sagte Studt. Auch Norderstedter könnten ihr Votum abgeben, hat die Stadt doch ebenfalls die Vorwahl 040. Je mehr Befragte Ja zu Olympia sagen, desto größer sei Hamburgs Chance.

Auch zwei, die Sportgeschichte geschrieben haben und schon lange Feuer und Flamme für Hamburgs Initiative sind, waren ins Kulturwerk gekommen. Willi Holdorf, der als erster Deutscher 1964 in Tokio Gold im Zehnkampf gewonnen hatte, sogar an seinem 75. Geburtstag. Schwimmerin Kirsten Bruhn wurde bei den Paralympics 2000, 2004 und 2008 dreimal Siegerin über 100 Meter Brust und sammelte zudem drei Silber- und vier Bronzemedaillen sowie viele weitere Titel. „Es wäre schön, wenn meine Heimat die Chance hätte, der Welt zu zeigen, wie sich die Kraft des Sports mit der schönen Natur und Nachhaltigkeit verbinden lässt“, hatte die Sportlerin aus Wasbek bei Neumünster ihr Engagement für die Olympia-Bewerbung Hamburgs begründet.

„Norderstedt ist die Nahtstelle zischen Hamburg und Schleswig-Holstein und somit Sinnbild für die 200.00 bis 300.000 Menschen, die täglich zur und von der Arbeit zwischen den Bundesändern hin- und herfahren“, sagte der Minister, der betonte, dass Schleswig-Holstein früh über die Olympia-Bewerbung Hamburgs informiert und getreu dem Motto schnell „Feuer und Flamme“ gewesen sei, zumal Hamburg das Großereignis nicht allein stemmen könne. Segeln in Lübeck oder Kiel, Golfen auf Gut Kaden, Handball in Flensburg oder Kiel, dazu Trainingsmöglichkeiten, Hotels, Gastronomie und Freizeit im Umland – die gesamte Metropolregion mit 4,5 Millionen Einwohnern sei gefordert und in der Lage, die Anforderungen an die Infrastruktur zu erfüllen. „Die Landesregierung sagt jede Unterstützung zu“, sagte Studt.

Für seinen Hamburger Kollegen Neumann sind die Landesgrenzen ohnehin künstlich gezogen, es handele sich um einen zusammenhängenden Raum. „Ich bin mit meiner Tochter regelmäßig im Norderstedter Arriba-Bad. Das ist bei uns in Rahlstedt die Nummer eins, da können die Hamburger Bäder kaum mithalten“, sagte der Senator, der auf die Begeisterungsfähigkeit der Hamburger baut. Und die ist kontinuierlich gestiegen: Im vergangen September hatten sich in einer Forsa-Umfrage nur 53 Prozent für Hamburgs Olympia-Bewerbung ausgesprochen, bei einer repräsentativen Umfrage von infratest dimap im Auftrag des NDR von Mitte Januar war die Zustimmung schon auf 62 Prozent geklettert.

Die werde weiter steigen, zeigte sich Studt optimistisch, denn er, Neumann und die Vorsitzenden der Landessportverbände hätten in den vergangen Wochen in sieben Informationsveranstaltungen in den Umlandkreisen für die Spiele in Hamburg geworben. „Berlin hat zwar den Hauptstadt-Bonus, doch dort gibt es auch mehr kritische Stimmen“, sagte Studt.

Nach seiner Auffassung sprechen mehrere Argumente für Hamburg. Europa sei spätestens an jedem dritten Termin Ausrichter. Nach London 2012 werden die Spiele 2016 im südamerikanischen Rio und 2020 in Tokio in Asien ausgerichtet. 2024 wäre demnach Europa klar im Vorteil. „Und innerhalb Europas darf man sagen: Deutschland ist einfach dran“, sagte der Minister. Zudem spreche die ökonomische Stabilität und Finanzkraft für Deutschland. Ein weiteres Argument für Hamburg sei das starke Konzept der Stadt.

Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote hatte die Gäste im Kulturwerk begrüßt: „Ich wünsche Hamburg toi, toi, toi.“