Zwei Männer aus Boostedt richten bei Betrieben in Norddeutschland einen Schaden von mehr als 100.000 Euro an

Boostedt/Kiel. Die Beute der Täter wog Tonnen, der Wert beträgt mehr als 100.000 Euro. Monatelang haben zwei Männer aus Boostedt das große Geschäft mit gestohlenem Buntmetall gemacht. Jetzt schlugen Fahnder des Landeskriminalamtes Kiel zu. Gegen die Männer aus Rumänien wurden Haftbefehle erlassen.

Die Kieler Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt ermitteln seit Monaten gegen die Boostedter wegen des Verdachts des bandenmäßigen Einbruchdiebstahls. „Die 25 und 40 Jahre alten Beschuldigten werden verdächtigt, bereits seit Ende 2013 nachts in mehr als 20 metallverarbeitende Gewerbetriebe eingebrochen zu haben, um dort Buntmetall und hochwertige Werkzeuge zu stehlen“, sagt LKA-Sprecher Stefan Jung.

Für ihre Beutezüge kundschafteten die Täter zumeist Firmen in Schleswig- Holstein und Niedersachsen aus. „Dort schafften sie es, teilweise mehrere Tonnen Kupfer auf Trommeln oder Spulen von den Tatorten abzutransportieren“, sagt der LKA-Sprecher.

Als besonders dreist bezeichnet Jung das Vorgehen der beiden Männer im Oktober 2014, als sie an zwei Tagen gleich zweimal in einer Firma in Isernhagen bei Hannover zuschlagen wollten, die sich auf die Lieferung von Ersatzteilen für den Elektro- und Maschinenbau spezialisiert hat. Bei der ersten Tat stiegen die Einbrecher über das Dach in die Lagerhalle ein und stahlen schwere Spulen mit Kupferdraht im Gesamtwert von über 20.000 Euro. Für den Abtransport weiterer Beute fehlte offenbar die Logistik. Sie mussten acht Tonnen Kupfer zurücklassen, die in der kommenden Nacht fortgeschafft werden sollten.

Dieser Plan scheiterte jedoch, weil die Mitarbeiter der Firma nach dem ersten Einbruch sofort reagierten und die Ware sicherten. In der folgenden Nacht mussten die Täter ohne Beute abrücken. „In der Regel war die Tätergruppe jedoch bei ihren Taten erfolgreich“, sagt LKA-Sprecher Jung. Einer der Tatorte war Braak im Kreis Stormarn. Um ins Gebäude einer Bauklempnerei zu gelangen, zerschlugen sie zwei Fensterscheiben der Lagerräume. Dort stahlen sie außer Kupferteilen auch eine Videokamera. Der Schaden belief sich auf 24.000 Euro.

Die Ermittler des Landeskriminalamtes gehen davon aus, dass die festgenommenen Männer das erbeutete Metall bei Schrotthändlern im Großraum Hamburg abgesetzt haben. „Bei den durchgeführten Durchsuchungsmaßnahmen im Wohnhaus der Täter konnten keine großen Bestände an Buntmetall gefunden werden“, teilte das LKA mit. Die Polizisten fanden dort außer Tatwerkzeugen weiteres Diebesgut: Körperpflegemittel, Spirituosen und Kaffee. Inzwischen sind die Beamten sicher, dass die Täter nicht nur im großen Stil für die Einbrüche bei Metallbetrieben verantwortlich sind, sondern auch für organisierte Ladendiebstähle bei Lebensmitteldiscountern.

„Die beiden Beschuldigten wurden noch am Festnahmetag dem Amtsgericht in Kiel zugeführt, wo ihnen die bereits bestehenden Untersuchungshaftbefehle verkündet wurden“, sagt Jung. Die Täter warten in unterschiedlichen Justizvollzugsanstalten auf ihren Prozess. Die Einbrecher haben nicht nur Beute in sechsstelliger Höhe gemacht, sie richteten bei den Einbrüchen auch erhebliche Schäden in den Firmengebäuden an. Das Landeskriminalamt setzt seine Ermittlungen gegen die Männer fort. Jung: „Die Ermittler sind zuversichtlich, dass sie den nun in Haft befindlichen Tätern durch Auswertung der umfangreichen Beweismittel noch weitere Taten zuordnen können.“

Bereits im Dezember 2014 hatten Beamte des LKA zwei weitere Rumänen festgenommen, die zum Umfeld der Täter aus Boostedt gehören. Auch ihnen werden nächtliche Einbrüche in metallverarbeitende Betriebe vorgeworfen. Diese beiden Männer sitzen ebenfalls in Untersuchungshaft.

Das Landeskriminalamt rät insbesondere metallverarbeitenden Betrieben, ihre Buntmetallbestände sowie die Abfälle vor Diebstahl zu sichern. „Eine Umzäunung des Betriebsgeländes mit einer entsprechenden Beleuchtung und Alarmanlage schrecken die Diebe ab“, sagt LKA-Sprecher Jung.

In jedem Jahr richten Metalldiebe in Deutschland Millionenschäden an. Besonders betroffen sind die Eisenbahnen. „Wir versuchen, unser Material so gut wie möglich zu schützen“, sagt AKN-Sprecherin Christiane Lage zum Abendblatt. „Das ist bei uns ein echtes Thema.“

Als weltweit eines der ersten Eisenbahnunternehmen kennzeichnet die Deutsche Bahn seit 2011 Kabel und Anlagen mit künstlicher DNA. Dazu wird eine für die Täter unsichtbare Flüssigkeit mit dem künstlichen DNA-Code auf das Material aufgesprüht.