Das Jahr 2015 ist gerade mal 40 Tage alt. Das Abendblatt hat nachgefragt, was aus den eigenen Versprechungen wurde

Wir kennen das alle – Punkt Mitternacht am Silvesterabend verabschieden wir das alte Jahr, heißen das neue willkommen – und mit ihm unsere guten Vorsätze. Gleich am nächsten Morgen wollen wir sie in die Tat umsetzen, ganz sicher. Nichtraucher werden, Diät machen, mehr Sport treiben stehen ganz oben auf der Wunschliste. Doch wie lange halten wir durch?

Ist jetzt – 40 Tage ist das neue Jahr erst alt – schon wieder alles vergessen? Wir haben Menschen getroffen, die uns diese Frage beantwortet und uns von ihren guten Vorsätzen erzählt haben: So wie Ernst Otto Schmidt, Pensionär aus Nordrhein-Westfalen, der gerade seine Familie in Norderstedt besucht. „Ich habe mir fest vorgenommen, endlich mal alles ein wenig ruhiger anzugehen, entspannter zu sein, vielleicht auch mal einen Termin oder Gefälligkeiten abzusagen“, erzählt der ehemalige Berufssoldat. „Schließlich werde ich bald 80 Jahre, da kann man schon mal etwas kürzer treten, sonst spielt der Körper irgendwann nicht mehr mit.“ Doch so ganz, schmunzelt der rüstige Pensionär, scheint es mit diesem guten Vorsatz nicht zu klappen. „Den Hund der Nachbarin ausführen, meinem Bruder im Garten helfen, für eine Bekannte das Haus hüten – irgendwie habe ich schon wieder einiges auf dem Zettel.“ Damit es doch klappt, hat er sich ein Ziel gesetzt. „Ende des Monats ist mein Geburtstag, das Datum habe ich mir als neuen Startpunkt genommen, dann muss es mit der Ruhe klappen.“

Ein festes Datum hat sich auch Regina Boldt gesetzt, damit es mit dem Vorsatz, einige Kilos weniger auf die Waage zu bringen, auch funktioniert. „Ende Mai heiratet mein Sohn Nils. Für die Feier habe ich mir schon ein Kleid ausgesucht – da möchte ich reinpassen.“ Neun Kilo sind schon runter – dank Ernährungsumstellung und festem Sportprogramm. Um durchzuhalten, schwingt sich die 60-Jährige an drei Tagen die Woche direkt nach ihrer Arbeit in einem Buchladen aufs Fahrrad und radelt ins Fitnessstudio. Eine Stunde Sport, dann erst geht es nach Hause. Ihr Tipp für alle, um durchzuhalten: Kleine Brücken bauen. „Ich habe feste Sporttage und überdies ein Studio ausgesucht, das auf dem Nachhauseweg liegt. So komme ich gar nicht in Versuchung, einfach daran vorbei zu fahren“, erzählt die Norderstedterin. „Außerdem gibt es in diesem Jahr noch zwei weitere Termine, auf die ich hinarbeite: Im August feiern mein Mann Jens und ich unseren 40. Hochzeitstag und im Oktober den Studienabschluss unseres Sohnes Sven.“

Dass man sich immer wieder motivieren muss, weiß auch Britta Harling, Geschäftsführerin vom Norderstedter Fitnessstudio Mrs. Sporty. „Erfahrungsgemäß, und so ist es auch dieses Jahr wieder gewesen, ist der Zulauf in den Sportstudios zu Jahresbeginn immer sehr groß. Nach ein paar Wochen ebbt es wieder ab.“ Damit das nicht so ist, setzen Britta Harling und ihr Team auf eine „engmaschige Betreuung“ der Kundinnen. „Und bis jetzt halten alle Frauen sehr gut durch. Erste Erfolge zeigen sich, die natürlich motivieren“, weiß die Fitnessexpertin. „Wichtig ist, das erste Vierteljahr durchzustehen, dann hat sich bei den meisten Sport und Ernährung in den Alltag integriert.“

Dass Männer und Frauen in Sachen Durchhaltevermögen unterschiedlich ticken, stellt Susann Walthes immer wieder fest. Die Fachfrau für Ernährungs- und Gewichtsmanagement leitet das Weight-Watchers-Center Norderstedt und hat gerade den ersten „Run“ auf ihr Center hinter sich. Die ersten bleiben aber schon wieder weg, so die Fachfrau. „Männer nehmen zwar schneller ab, haben aber weniger Ausdauer. Bei den Frauen ist es meist umgekehrt, sie bleiben länger am Ball. Leider hat die Natur es so eingerichtet, dass sich bei ihnen erste Abnehmerfolge später einstellen.“ Viele möchten ihren guten Vorsatz möglichst schnell umsetzen, weiß die 51-Jährige. „Doch um ernsthaft Gewicht zu verlieren und seine Ernährung umzustellen, braucht man Geduld und Langmut.“

Geduld ist auch das Stichwort für Lena Schmahl, die ihre Tochter Eleni, 17 Monate, dieses Jahr davon überzeugen möchte, doch lieber im eigenen Bett zu schlafen, statt bei den Eltern. „So recht klappt es leider noch nicht, ich bleibe aber auf jeden Fall dran“, sagt die 36-Jährige entschlossen. Was allerdings Eleni davon hält, hat die Kleine dann doch lieber für sich behalten.

Ob die guten Vorsätze nun klappen oder nicht, interessiert Manuel Fritze, 50, nicht so sehr. Der Inhaber einer Buchhandlung nimmt sich einfach keine mehr vor. „Nach zwei Wochen ist das Ganze dann doch wieder passé, habe ich festgestellt.“ Doch nach kurzer Überlegung fügt er hinzu: „Zwei kleine Ziele hätte ich doch: mehr lesen und mehr Zeit für meine Familie zu haben – das wäre schön.“