In unserer Reihe Menschen in der Kirche stellen wir heute die neue Pastorin der Vicelin-Kirche vor

Norderstedt. Ein größerer Kontrast als zwischen diesen beiden Gemeinden ist kaum vorstellbar: Friederike Heinecke kommt von Amrum nach Norderstedt an die Vicelin-Kirche. Von der Insel im Wattenmeer mit den eher konservativen Insulanern und den vielen Touristen direkt an den Stadtrand von Hamburg nach Glashütte. Von der 800 Jahre alten Kirche in Nebel in das moderne, gut 50 Jahre alte Vicelin-Haus als Nachfolgerin von Michael Schirmer. Aber ganz so abrupt war der Wechsel gar nicht. Denn die 52-Jährige hat bereits 2012 ihre letzte „richtige“ Pfarrstelle auf der Nordseeinsel aufgegeben, hat drei Monate Auszeit in Portugal genommen und arbeitete schließlich bis Ende Januar ein Jahr lang in der Kirchengemeinde Hagenow in Mecklenburg-Vorpommern als Vertretungspastorin. Und so ganz neu ist ihr die neue Wirkungsstätte auch nicht. Schließlich absolvierte sie von 1991 bis 1993 ihr Vikariat in Friedrichsgabe.

„Als ich jetzt das Leitbild der Kirchengemeinde Vicelin-Schalom las, habe ich mir gedacht, das schaue ich mir mal an“, sagt sie. Mit ihrem Kollegen Christian Stehr und dem Kirchengemeinderat, der für die Besetzung der Stelle zuständig ist, habe sie sich auf Anhieb gut verstanden. „Hier ist etwas Lebendiges, hier kann man lachen“, habe sie bei den ersten Begegnungen gemerkt. Und nachdem sie sich im Dezember vorgestellt hatte und im Januar gewählt wurde, freut sich sie nun auf ihre Arbeit. Zwar habe auch der Dienst auf Amrum großen Spaß gemacht, aber er sei auch anstrengend gewesen. Vieles habe sie sich hart erarbeiten müssen, bis zum Schluss seien einige ihrer Ideen nicht richtig bei den Menschen angekommen.

Auch in Hagenow hat sie nach eigener Aussage viel gelernt. „Wir sprechen eine Sprache, aber es ist ein ganz anderes Land“, sagt sie. Sie habe im Plattenbau gewohnt und mit den Menschen gelebt, die dort leben. „Ich habe dort ganz viel von dem entdeckt, was unsere Kirche zu bieten hat – und das war spannend.“

Friederike Heinecke interessiert sich ganz besonders für die Mystik des Mittelalters und findet es schade, dass es vielen Christen so schwer falle, über den eigenen Glauben zu sprechen. „Wir müssen das vielleicht auch teilweise für uns selbst vertiefen, beispielsweise das schwierige Thema der Trinität“, sagt sie. Im Gespräch mit Muslimen gehe es zum Beispiel oft darum, ob die Christen drei Götter hätten. Wer da nicht weiß, was es mit der Lehre vom „dreieinigen Gott“ auf sich hat, dem fällt ein Dialog schwer.

Der Kontakt mit den Angehörigen anderer Religionen ist eine der Aufgaben, die sich Heinicke auch für ihre neue Wirkungsstätte in Norderstedt vorstellen könne.