Nach Karnevals- und Faschingsfeiern steht demnächst wieder die Passionszeit an.

Als Christinnen und Christen bedenken wir dann neu den Leidensweg Jesu. Im Matthäusevangelium wird uns im vierten Kapitel erzählt, dass Jesus sich auf diesen schweren Weg mit einer vierzig Tage und vierzig Nächte umfassenden Fastenzeit in der Wüste vorbereitet habe. Jesus war so in der Lage, nicht nachzugeben, als der Teufel ihn trickreich versuchte.

In der kommenden Passionszeit werden sich wieder viele Christinnen und Christen bewusst an diese Geschichte erinnern. Etliche, auch Nichtchristen, üben sich zudem im Rahmen der bundesweit bekannten evangelischen Fastenaktion „7 Wochen ohne“ im freiwilligen Verzicht, z.B. auf Süßigkeiten, Alkohol oder Zigaretten. Andere ziehen sich in dieser Zeit für einige Tage oder Wochen in die Stille zurück, um neu oder wieder zu Gott zu finden und damit auch zu sich selbst. Es tut uns (und wohl auch anderen) gut, wenn wir bewusst Auszeiten nehmen. Zeiten, in denen wir schweigend und hörend die Stille einer leeren Kirche oder eines Waldes wahrnehmen.

„Was bedeutet es, wenn ich lese: Erst die Ruhe bringt das Erkennen?“, fragte ein Mann einen Mönch, der gerade Wasser aus einem Brunnen schöpfte. Der Mönch ließ den Mann in einen Brunnen schauen und fragte ihn: „Was siehst du?“ Der Mann antwortete: „Nichts“. Nach einer Weile fragte ihn der Mönch wieder: „Was siehst du?“

Der Mann entgegnete ihm: „Mein Gesicht, denn das Wasser hat sich beruhigt.“ Da sagte der Mönch zu ihm: „Das ist die Antwort auf deine Frage: Die Ruhe bringt das Erkennen.“

Gönnen wir jeden Tag Zeiten der Ruhe und der Besinnung. Zeiten für das Gebet und die Begegnung mit Gott. Hans von Keler schreibt: „Das Gebet ersetzt keine Tat, aber es ist eine Tat, die durch nichts ersetzt werden kann.“ Jesus hat uns eindrucksvoll vorgelebt, und wir sind und bleiben dazu eingeladen, das in den kommenden Wochen bis zum Osterfest neu einzuüben.

Jobst-Ekkehard Wulf ist Pastor in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Nahe