Der Kreisnaturschutzbeauftragte warnt, der Landesnaturschutzbeauftragte beschwichtigt

Kreis Segeberg. Kaum eine Pflanze hat einen so schlechten Ruf wie das Jakobskreuzkraut: Insbesondere bei Pferden, aber auch bei Rindern kann das Kraut zu ernsthaften Erkrankungen und schließlich zum Tod führen. Es ist möglich, dass Pyrrolizidinalkaloide über pflanzliche Nahrungskomponenten in den menschlichen Nahrungskreislauf eingetragen werden. Die Ansichten über die Schädlichkeit gehen aber auseinander.

Auch der Kreisbeauftragte für Naturschutz und Landschaftspflege, Hans-Peter Sager, musste sich 2014 mehrfach mit dem Thema Jakobskreuzkraut beschäftigen: Landwirte, Pferdehalter und Imker drängen zur Eindämmung der als gefährlich eingestuften Pflanze, die an Feldrändern, auf Wiesen, Ackerbrachen, Magerrasen und in anderen Gras- und Staudenfluren immer verstärkter vorkommt.

In seinem Jahresbericht empfiehlt Hans-Peter Sager, rechtzeitig vor der Samenbildung zu mähen und das Mähgut zu beseitigen. Er weist darauf hin, dass ein Imker aus Westerrade seine gesamte Honigernte vernichten musste, weil die Bienen den Nektar aus dem giftigen Kraut aufgenommen hatten.

Der Landesnaturschutzbeauftragte Holger Gerth, selbst Hobbyimker, sieht den Umgang mit dem Jakobskreuzkraut indessen gelassener. „Eigentlich wird die Natur selbst mit dem Kraut fertig“, sagt Gerth. Von Pferden und Rindern werde es wegen seines bitteren Geschmacks nicht gefressen. Zwar gelange es als Silage ohne Bitterstoffe ins Futter, doch seien die Anteile dann so gering, dass kein Schaden angerichtet werde. „Das enorme Vorkommen dieser Pflanze ist das Ergebnis einer nicht optimalen Grasnarbe.“ Holger Gerth warnt vor Panikmache: Der Genuss von mit Kreuzkraut belastetem Honig sei nur schädlich, wenn der Honig in großen Mengen genossen werde. Im Übrigen sei ihm tatsächlich ein Todesfall bekannt: „Es hat jemand einen Tee aus den Blüten gemacht, das endete tödlich.“

Hans-Peter Sager fordert eine bessere Aufklärung und feste Grenzwerte im Lebensmittelrecht, weil der Giftstoff in vielen Lebensmitteln enthalten sei. „Wir können es uns nicht leisten, dass die Imker ihren Beruf oder ihr Hobby aufgeben; die Artenvielfalt würde erheblich leiden, der Obst- und Gemüsebau Schaden nehmen.“