600 bis 700 Raser wurden im vergangenen Jahr angezeigt. Kreis kassierte etwa drei Millionen Euro an Bußgeldern

Kreis Segeberg. Die Zahl der Raser hat leicht zugenommen. Im vorigen Jahr hat die Bußgeldstelle des Kreises Segeberg 1124 Fahrverbote gegen Temposünder verhängt, 28 mehr als 2013. Wer mindestens einen Monat seinen Führerschein abgeben muss, muss schon kräftig aufs Gaspedal getreten und die erlaubte Geschwindigkeit um mindestens 31 km/h überschritten haben. Der Rekordwert auf freier Strecke lag im Vorjahr bei 194 km/h, gemessen auf der Kreisstraße 114 auf dem Gebiet der Gemeinde Rickling. Dort ist Tempo 70 zulässig, der Temposünder muss 600 Euro Bußgeld zahlen und hat sich zwei Punkte in der Flensburger Verkehrssünderdatei sowie drei Monate Fahrverbot eingehandelt.

Mit 143 km/h durch einen Ort – diesen Spitzenwert innerhalb geschlossener Ortschaften schaffte ein Autofahrer im September in Schmalfeld, wo ein Tempolimit von 50 km/h gilt. Die Strafe fiel fast genauso hoch aus wie für den Raser nahe Rickling. Im Kreis Segeberg sind fünf Messgeräte, die sogenannten Starenkästen, fest installiert, je eine Standanlage an der Flughafenumgehung und eine an der Segeberger Chaussee in Höhe Hummelsbütteler Steindamm in Norderstedt, an der Bundesstraße 432 in Leezen, an der Durchgangsstraße in Lentföhrden und an der Bundesstraße 206 in Bockhorn. „Hinzu kommen zwei mobile Messtrupps, die die Polizeidirektion Segeberg und der Kreis in Kooperation betreiben“, sagt Sandra Mohr, Sprecherin der Polizeidirektion. Die Kontrolleure sind täglich an einem der 253 Messorte unterwegs.

Da kommen mehr als 600 Einsätze im Jahr zusammen, 90 allein in Norderstedt. Dabei haben die Tempo-Kontrolleure gut 107.000 Schnellfahrer ertappt, rund 16.000 allein in Norderstedt. Hinzu kommen nochmals gut 77.000 Verstöße, die die Auswertung der Starenkästen ergeben hat. „Allein in Norderstedt werden jedes Jahr 150.000 Fahrzeuge durch Messeinsätze erfasst, rein rechnerisch passiert jeder Norderstedter, vom Baby bis zum Greis, zweimal eine Stand- oder eine mobile Anlage an einer der 130 Messstellen“, sagt Kai Hädicke-Schories, Verkehrsbeauftragter der Norderstedter Polizei.

Die meisten sind nur wenige Kilometer zu schnell, zwischen 600 und 700 bekommen eine Anzeige, weil sie das Tempolimit um mindestens 21 km/h überschritten haben, die Zahl der Fahrverbote von Norderstedtern in Norderstedt wird nicht ermittelt. „Wir könnten zwar sagen, wie viele Norderstedter ihren Führerschein los werden, doch sie verstoßen oft außerhalb Norderstedts gegen Geschwindigkeitsbegrenzungen“, sagt Hädicke-Schories.

Immerhin steht auf städtischem Gebiet der Goldesel, der das meiste Geld bringt: Rund 34.000-mal wurden Autofahrer an der Flughafenumgehung „geblitzt“, das ist fast die Hälfte der Tempoverstöße an den fünf Standanlagen im Kreis. Wie hoch die Summe ist, lässt sich nicht sagen. „Detaillierte Aussagen zu den einzelnen Messstellen können wir nicht machen“, sagt Sandra Mohr. Noch nicht zusammengerechnet haben die Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung, wie viel Geld die Bußgeldstelle von den Temposündern im Vorjahr eingetrieben hat. Im Jahr 2013 waren es knapp 3,3 Millionen Euro. „Wir gehen davon aus, dass die Summe für 2014 ähnlich ausfallen wird“, sagt Michael Krüger, Leiter der Kreisverkehrsaufsicht. Nach Abzug der Verwaltungskosten bleiben immerhin noch gut 1,6 Millionen Euro über.

Allein 360.000 Euro, so hatte Krüger ermittelt, stammen aus den Geschwindigkeitskontrollen in Norderstedt. Diese Summe müsste die Stadt dem Kreis erstatten, wenn sie, wie jetzt beschlossen, künftig in Eigenregie „blitzt“. Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote hält diese Summe allerdings für zu hoch. Um eine realistische Zahl zu haben, errechnet der Kreis jetzt die durchschnittlichen Einnahmen aus Norderstedt für die vergangenen fünf Jahre.

„Die Messtrupps des Kreises sind Stammgäste in Norderstedt und haben intensiv kontrolliert. Wir hoffen und gehen davon aus, dass das so bleibt oder sich noch intensiviert, wenn die Stadt die Aufgabe übernimmt“, sagt Hädicke-Schories, der allerdings auch eine Chance sieht: Wenn die Norderstedter Verwaltung ohnehin schon neue Messgeräte anschaffen muss, könne auch gleich eine Anlage dabei sein, die Rotlichtsünder ermittelt. Diese neue Aufgabe will auch der Kreis in diesem Jahr angehen. Klar ist schon, so der Norderstedter Polizeisprecher, dass er und seine Kollegen für die Verkehrsüberwachung in Norderstedt nicht zur Verfügung stehen. Da wird die Verwaltung zusätzliches Personal einstellen müssen.