Der Ex-„Lindenhof“ soll in diesem Jahr abgerissen werden, das „Anno 1887“ bekommt einen neuen Namen, und das HSV-Internat schließt 2017

Norderstedt. Peter Hallwachs war live dabei, als der Hamburger SV darüber abstimmte, wie sich die Infrastruktur des Traditionsclubs in naher Zukunft verändern wird. Als Leiter der Eishockeysparte war die Mitgliederversammlung im Congress Center Hamburg am Sonntag sowieso ein Pflichttermin für den Norderstedter, doch diesmal war er als Pächter des „Anno 1887“ auch beruflich betroffen, als der scheidende Präsident Carl-Edgar Jarchow verkündete: „Die finanziellen Möglichkeiten für ein neues Umkleidehaus in Norderstedt sind gegeben.“

Es ist die zweite geplante tiefgreifende Änderung auf der Paul-Hauenschild-Anlage an der Ulzburger Straße, nachdem bereits feststand, dass der HSV sein Nachwuchsleistungszentrum voraussichtlich 2017 komplett von Norderstedt in den Hamburger Volkspark verlegen wird. Das Internat steht dann leer, dafür sollen schon in diesem Jahr mit dem Abriss des „Lindenhof“-Gebäudes Fakten geschaffen werden – hier soll ein zeitgemäßes neues Kabinengebäude für Amateursportler wie etwa untere Fußballteams sowie Tennis- und Hockeyspieler entstehen.

Hallwachs muss sich hiermit arrangieren, befindet sich seine Gastronomie doch direkt nebenan. Es ist ein Restaurant, das bereits mehrfach „neu erfunden" worden ist. Nachdem im „Lindenhof“ der letzte Tisch abgeräumt worden war und der Verein auch die urige Blockhütte von Rosemarie Augustin geschlossen hatte, trat das „Anno 1887“ ab Mai 2012 die Nachfolge an. Hier sollten die Sportler nach Training und Punktspielen relaxen und feiern, dazu hoffte man auf auswärtige Gäste. Nur: Bisher hat kein Konzept gegriffen, gerade die Laufkundschaft blieb zu oft aus, nur der Name „HSV“ war zu wenig.

Der erste Pächter schied nach 14 Monaten im Streit, dann sollte es ein Angebot mit Mittagstisch und Sportsbar richten. Doch auch hier ist mittlerweile Ernüchterung eingetreten. „Wir müssen uns lösen vom HSV“, sagt Peter Hallwachs. Er spricht jetzt nicht als Vereinsmitglied und Leiter der Eishockeysparte, sondern als Unternehmer. „Nur von den HSV-Mitgliedern kann man nicht leben. Das ist allgemein sehr schwierig geworden mit Vereinsgaststätten.“

Deswegen wird das Lokal nun aufgeteilt. Der hintere Bereich ist zwar weiterhin reserviert für die Sportler, doch grundsätzlich wird das „Anno 1887“ umgetauft und am Freitag offiziell als „A&P’s Burger Factory & Sportsbar“ neu eingeweiht. Der Look ist angelehnt an die klassischen American-Diner-Restaurants, täglich ist ab 17 Uhr geöffnet, an Wochenenden ab 12 Uhr. Der Clou ist unter anderem, dass sich Gäste ihre Burger selbst zusammenstellen können. Die ersten Tage haben es gleich in sich – am Sonnabend startet der HSV in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga, am Sonntag steigt gemeinsam mit dem Footballteam der Norderstedt Mustangs eine Super-Bowl-Party.

Die Nachbarschaft wird sich allerdings unabhängig hiervon bald verändern. „Jetzt soll vielleicht schon im Herbst oder am Ende des Jahres der ,Lindenhof‘ abgerissen werden“, so hat es Peter Hallwachs vernommen. Wie der HSV auf Abendblatt-Anfrage noch einmal bestätigte, sei ein neuer Bauantrag in der Vorbereitung, die Finanzierung zudem gesichert.

Das Vorhaben ist nicht neu, wohl aber das Tempo. „Einjährige Gnadenfrist für den ,Lindenhof‘“ hatte das Hamburger Abendblatt schon im April 2010 getitelt. Das ehrwürdige Restaurant, früher beliebter Treffpunkt von HSV-Größen vieler Generationen, sollte schon damals möglichst rasch abgerissen werden – eben, um Platz zu schaffen für ein neues Kabinengebäude. Die Baugenehmigung lag sogar vor, wurde aber nie realisiert, weil dem HSV schlicht das Geld fehlte.

Hallwachs: „Der Ochsenzoll liegt dem neuen HSV-Präsidium am Herzen. Man ist gewillt, den Betrieb aufrechtzuhalten und den Amateursport hier zu unterstützen.“ Denn es hätte auch anders kommen können. „Immer wieder hat sich der eine oder andere Bauinvestor für das Grundstück interessiert“, sagt Peter Hallwachs. „Vielleicht ist das auch immer noch so.“

Es gibt jedoch eine Sparte, die nicht profitieren wird von den Plänen des HSV. Und dabei handelt es sich ausgerechnet um die jüngste Abteilung, nämlich die der Tischfußballer. Diese schlossen sich 2013 zusammen und zogen ein Jahr später in den Ex-„Lindenhof“. „Das Damoklesschwert hing schon länger über uns, der ,Lindenhof‘ sollte ja schon öfter abgerissen werden“, sagt Spartenleiter Henning Ramcke. Zuletzt war der Abriss samt Neubau auf der Weihnachtsfeier aller Abteilungen Gesprächsthema.. „Da hatte mir das Carl-Edgar Jarchow auch noch einmal gesagt“, erinnert sich Ramcke.

Mehr als 50 Kicker-Freunde sind mittlerweile unter der HSV-Raute organisiert und nehmen am Spielbetrieb teil – Tendenz steigend. Ein Umzug wäre sehr kompliziert, denn viele der Tischfußballer kommen aus der Umgebung – Norderstedt, Hasloh, Kaltenkirchen – und würden daher wohl kaum mehrmals pro Woche nach Hamburg pendeln.