Zu Besuch bei Jörn und Rosa Höppner. Das Ehepaar lebt in einer mehr als 300 Jahre alten Kate im Osten des Kreises Segeberg

Kreis Segeberg. Eine Klingel gibt es nicht. Aber von der großen Diele, die von einem bis zum anderen Ende seines Hauses reicht, kann Jörn Höppner jeden Gast kommen sehen. Vor 32 Jahren haben der mittlerweile pensionierte Lehrer und seine Frau diese alte Kate im östlichsten Zipfel des Kreises Segeberg gekauft. Seit 1986 steht das reetgedeckte Fachwerkhaus unter Denkmalschutz. Jörn Höppner weiß seitdem, dass es nicht nur Vorteile hat, in so einer Immobilie zu wohnen. „Es ist dunkel, und es ist nicht energieeffizient“, sagt er ehrlich. „Damit muss man sich natürlich anfreunden. Aber ich mag es so.“

Vielmehr haben die Höppners gezielt nach so einem Haus gesucht. Beide kommen auch ursprünglich vom Dorf. Nach dem Studium wollten sie wieder raus aus der Stadt und mit ihren zwei Kindern aufs Land ziehen. Viele solcher Häuser gib es nicht in dieser Gegend, doch die Familie wurde nach einiger Zeit fündig. Für Jörn Höppner ist es wichtig, mit so einem Bauwerk – es ist ein sogenanntes einfaches Denkmal (siehe Infokasten) – auch ein Stück Geschichte zu erhalten und sich damit auseinanderzusetzen. „Durch den Zweiten Weltkrieg wurde so viel zerstört, nicht nur an Bauten, sondern auch im Denken. Deshalb macht es Sinn, solche alten Häuser zu schützen. Sie vermitteln einem das Gefühl, Teil einer Geschichte zu sein“, erzählt der 68-Jährige. Bereits Anfang des 18. Jahrhunderts habe es die erste Erwähnung seines einstigen kleinbäuerlichen Anwesens gegeben.

Es ist ein typisches Haus für diese Region, das aber auch einige Veränderungen im Laufe der Jahre erlebt hat. Zehn mal zwölf Meter misst die Grundfläche; als die Höppners das Haus übernahmen, wartete viel Arbeit. Für solche Häuser gebe es zwei Möglichkeiten, erklärt Höppner: „Entweder man hat sehr viel Geld und kann alles professionell sanieren lassen – oder man macht es selber.“ Er hat ursprünglich Tischler gelernt und als Antiquitätentischler gearbeitet. Später folgte das Studium, und er wurde Lehrer. Seine Frau arbeitet noch als Lehrerin in Lübeck. Durch seinen handwerklichen Beruf konnte das Paar viele Arbeiten im Haus selbst umsetzen, geplant haben sie alles gemeinsam: So mussten Balken ausgetauscht und das Haus teilweise neu ausgemauert werden. „Wir haben das Haus auf das zurückgeführt, was es einmal war.“ Ein ehemaliger Werkstatt-Anbau wurde zurückgebaut, und auch die Diele war nie so offen und groß wie nun zu Zeiten der Höppners. „Wir haben beide gut verdient, aber es ist immer alles in dieses Haus geflossen“, sagt der Eigentümer.

Neben der Gasheizung wärmt an stürmischen und kalten Wintertagen ein großer Kachelofen die große Wohndiele. Noch bis in die 1940er-Jahre gab es eine offene Feuerstelle in der Mitte des Hauses. Die Decken sind durch den Ruß noch heute pechschwarz. Dort, wo früher Schinken zum Räuchern aufgehängt wurde, befindet sich heute der Wohnbereich mit angeschlossener offener Küche. In der Diele finden auch mal 22 Personen an einem langen Tisch Platz. Daneben hat das Haus im Erdgeschoss noch zwei Zimmer und ein Bad. Jedes Möbelstück, jede Tür sieht anders aus. Es ist sehr urig und gemütlich – aber eben auch dunkel. „Man muss schon wissen, dass man in so einem Haus im Winter den ganzen Tag das Licht an hat“, sagt Höppner. Die Temperatur hält er niedrig. „Nur so kann man die mangelnde Isolation ausgleichen“, ergänzt er. Umgekehrt ist es dafür im Sommer angenehm kühl.

Doch zuletzt trug der Wind immer leichter die Wärme aus der Kate: Die 30 Jahre alte Reetschicht war durch die Witterung schon so weit abgetragen, dass man deutlich spüren konnte, wie der Wind an stürmischen Tagen durch das Haus pfiff. Und so stand im vergangenen Jahr eine größere Baumaßnahme an: Ein Teil des Reetdaches musste erneuert werden. Die Kosten der Sanierung betrugen fast 19.000 Euro. Gefördert wurde sie auch vom Kreis. „Wir wurden gut beraten, und die Behörde hat sich auch um weitere Zuschüsse bemüht“, berichtet Höppner. So kamen noch einige Tausend Euro von der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landschaft hinzu. Die Reetschicht auf dem Dach ist nun wieder 30 Zentimeter dick.

Für dieses Jahr hat sich Jörn Höppner die Tischlerwerkstatt vorgenommen, die er in einem kleinen Gebäude – ein ehemaliger Schweinestall – hinter dem Haus eingerichtet hat. Sie soll ein neues Dach bekommen. Er wünscht sich, dass mehr Menschen in denkmalgeschützten Häusern wohnen können, dabei aber auch eigene Wünsche in die Gestaltung einbringen können. „Es lohnt sich, so ein Haus zu erhalten. Man sollte nur im Blick behalten, dass das Ensemble passt.“