Kisdorfs Bürgermeister Reimer Wisch fühlt sich von Rolf Gloyer „verarscht“

Kreis Segeberg. Kisdorfs Feuerwehrchef Wolfgang Stolze hat in der freiwilligen Feuerwehr alles erreicht: Seine Kameraden haben ihn vor sieben Jahren zum Wehrführer gewählt. Er wurde mit dem schleswig-holsteinischen Feuerwehrehrenkreuz in Gold ausgezeichnet und gilt im Kreis Segeberg als kompetenter Brandschützer. Jetzt ist der 65-Jährige sein Amt los – wegen seines Alters.

Stolze hatte im vergangenen Jahr darauf gebaut, dass das Brandschutzgesetz so geändert wird, dass Wehrführer – wie andere Feuerwehrleute auch – bis zum 67. Lebensjahr im Amt bleiben können. Dass er seit dem 1. Januar nicht mehr im Amt war, wusste Stolze zunächst nicht und hat es erst vor einer Woche erfahren. Weil das bei einer Kreiswehrführertagung im Sommer 2014 beschlossene neue Gesetz erst im Januar 2015 in Kraft trat und nicht schon im vergangenen Jahr, kann Stolze nicht bis 67 weitermachen. Jetzt führt sein Vertreter die Geschäfte.

Dieser Vorgang allein wäre für die Feuerwehr und die Gemeinde schon ärgerlich. Doch Reimer Wisch, Bürgermeister und damit Chef von Stolze, fühlt sich „verarscht“ – von Kreiswehrführer Rolf Gloyer, der von der Regelung wusste, sie aber nicht kommuniziert haben soll.

Als die Konsequenzen für Stolze im September klar wurden, unterstützte Gloyer eine Ausnahmeregelung für den Kisdorfer Feuerwehrmann. Wisch wirft dem Kreiswehrführer jedoch vor, ihn danach nicht über die Ablehnung aus dem Innenministerium informiert zu haben. Wisch: „Die Unterlagen musste ich mir selbst in Kiel besorgen.“ Auch eine Petition im Landtag und eine Beschwerde beim Landrat blieben ohne Erfolg.

Auch Amtswehrführer Michael Henning ist über die Kreiswehrführung „sehr enttäuscht“. „Es ist unfassbar, wie man hier miteinander umgeht“, sagte er. „Kameradschaft ist das Band, das uns zusammenhält – und das wurde hier zerschnitten.“ Führen bedeute auch Kommunikation, die in diesem Fall vernachlässigt wurde, sagt Henning.

Der Fall Stolze reiht sich für viele hochrangige Feuerwehrleute im Kreis Segeberg in eine Serie von Versäumnissen ein, die sie dem Kreiswehrführer vorwerfen. Noch will keiner sich mit Namen äußern, doch die Front gegen den Stuvenborner Gloyer wächst offenbar. Unterstützer melden sich kaum noch zu Wort, die Kritik ist massiv.

„Er verhält sich ständig passiv und versucht, Probleme auszusitzen“, heißt es. „Der Kreisbrandmeister führt nicht und ist nicht am Puls der Feuerwehr.“ Mehrere Feuerwehrführer sprechen von mangelnder Kompetenz. Zu den immer wieder kehrenden Vorwürfen gehört auch Gloyers unentschuldigte Abwesenheit bei Veranstaltungen – selbst, wenn er selbst eingeladen hat.

Gloyers Verhältnis zu seinem Vertreter Holger Gebauer gilt als nahezu zerrüttet, sodass der Vorstand des Kreisfeuerwehrverbandes dringend eine Lösung angemahnt hat. Beide nehmen jetzt an einem Mediationsverfahren teil. Bei den Wahlen zum neuen Kreiswehrführer hatte sich Gloyer im März 2013 mit 113 gegen 97 Stimmen knapp gegen Gebauer durchgesetzt.

Damals wie heute standen die Kandidaten für den Posten des ranghöchsten Feuerwehrmanns im Kreis Segeberg für die unterschiedlichen Strömungen in den 116 freiwilligen Feuerwehren mit ihren 4100 aktiven Kameraden und 1800 Ehrenmitgliedern. Gloyer gilt als Vertreter der Traditionalisten aus dem ländlichen Raum, Gebauer war der Kandidat der Modernisierer aus den größeren Wehren des Kreisgebiets. „Auch in den Dörfern merken die Feuerwehrleute inzwischen, dass die Entscheidung nicht gut war“, heißt es jetzt von einem leitenden Feuerwehrmann.

Dass Kommunikation nicht zu seinen Stärken gehört, erleben auch Journalisten. Als Gloyer am Donnerstag über den Abschied des Kisdorfer Wehrführers befragt wurde, sagte er: „Ich will mich um eine Antwort nicht drücken, aber heute nicht. Ich bin auf einer Feier.“ Am Freitag wies er im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt alle Vorwürfe zurück und bestritt Konflikte mit seinem Vertreter. Er gehe davon aus, dass er als Kreiswehrführer akzeptiert werde: „Wer mich kritisieren will, soll das offen tun“, sagte er. Die Folgen der neuen Regelung für Stolze bedaure er, sagte Gloyer. Die Konsequenzen habe er nicht abgesehen. Kommunikationsfehler weist er jedoch zurück.