Bad Segeberg nahm 2014 mit elf Parkautomaten 340.000 Euro ein. Ein Vorbild für Norderstedt und andere Kommunen?

Kreis Segeberg. Flut ist selten in der Stadtkasse von Bad Segeberg. Der Normalfall ist die Ebbe. Doch ein stetiger und wesentlicher Euro-Strom spült kontinuierlich Geld in den Stadtsäckel. Er wird gespeist von elf Parkscheinautomaten im Stadtgebiet. Mit dem Kleingeld, das die Autofahrer zahlen, hat Segeberg 2014 unter dem Strich 340.000 Euro eingenommen. Das sind 16.000 Euro mehr als noch 2013 – dem Jahr, in dem die Parkscheinautomaten in der Kreisstadt aufgestellt wurden.

Hartmut Gieske vom Ordnungsamt der Stadt ist regelrecht begeistert von der Einnahmen-Entwicklung der Automaten. Vom Umsatz bliebe der Stadt ein beträchtlicher Gewinn. „Die Automaten haben wir damals bei einem Anbieter günstig geschossen. Nach zwei, drei Monaten waren die refinanziert. Und der Unterhalt kostet uns vielleicht 7000 oder 8000 Euro im Jahr – für alle elf.“

Zwei Parkzonen gibt es in der Kreisstadt. In der Innenstadt-Zone 1 kosten die Stunde Parken 80 Cent und das Tagesticket 5 Euro. In der äußeren Zone 2 kosten die Stunde 60 Cent und der Tag drei Euro. Zusätzlich lassen sich hier sowohl Monatstickets für 20 Euro und Jahrestickets für 200 Euro buchen. „Früher gab es Beschwerden der Autofahrer, weil wir pauschal 50 Cent die Stunde genommen haben“, sagt Gieske. Nun können die, die nur mal eben Brötchen holen wollen, 20 Cent in den Automaten werfen und nach einer Viertelstunde wieder verschwinden.

Die Frequentierung der Automaten ist stark unterschiedlich. Für einen Umsatz von 77.000 Euro sorgte allein der Automat des Parkplatzes am Landratspark. Über 70.000 Euro brachte das Gerät am Seminarweg ein. Vor der Kirche am Marktplatz parkten die Autofahrer immerhin 55.000 Euro zusammen. „Aber wir haben einen Sandparkplatz am Winklersgang, der ist seit dem Aufstellen des Automaten wie leer gefegt“, sagt Gieske. Von den Parkplätzen rund um die Kliniken in Bad Segeberg sorgt die Parkgebühr für die Verdrängung der Autos in die umliegenden Wohnstraßen. „Und vor dem Kreishaus ist zu beobachten, dass manche jetzt lieber bei Möbel Kraft parken und 200 Meter hier hin laufen, als für 200 Euro im Jahr direkt auf dem Parkplatz davor zu parken“, sagt Gieske.

Die erfolgreiche Parkraumbewirtschaftung in Bad Segeberg könnte andere Kommunen des Kreises auf den Geschmack kommen lassen. Bislang halten sich die meisten Städte und Gemeinden bei den Gebühren für das Parken zurück. In Norderstedt ist die Diskussion um das Ende des kostenfreien Parkens im Gange. Im Rathaus hält man es mittelfristig für kaum vermeidbar, die derzeit noch kostenlosen Parkgaragen und Parkplätze rund ums Rathaus, am Harksheider Marktplatz, am EKZ Tangstedter Landstraße, am Einkaufsquartier Schmuggelstieg, am Nachbarschaftszentrum an der Ulzburger Straße, am EKZ am Glashütter Markt und an den AKN-Haltepunkten Meeschensee und Quickborner Straße zu vermarkten. Wenn Hamburg seine Park-and-Ride-Parkplätze komplett auf Gebühren umgestellt hat, will Norderstedt nicht zur billigen Ausweich-Parkzone für Umland-Pendler avancieren.

In den Schubladen der Stadt liegen bereits die Berechnungen für die Einführung der Parkraumbewirtschaftung. Zunächst müssten Automaten und Schrankensysteme eingebaut werden. Im Straßenraum kalkuliert die Stadt mit etwa 1,5 Millionen Euro an Kosten, in den Garagen mit 2,5 Millionen Euro. Dazu kämen etwa 900.000 Euro im Jahr an Unterhaltskosten. Die Schätzung basiert auf Erfahrungen aus der Parkraumbewirtschaftung rund um das Herold-Center in Garstedt, dem einzigen Bereich der Stadt, in dem das Parken kostet. Seit 2007 verdient die Stadt hier mit ihren Automaten etwa 30.000 Euro pro Jahr. Angeblich ergibt sich durch den Unterhalt der Automaten lediglich Kostenneutralität.

Die flächendeckende Einführung von Parkgebühren könnten der Stadt im Jahr etwa 1,1 Millionen Euro einbringen. Dazu müsste ein Euro je halbe Stunde Parkzeit genommen werden, bei einer 24-Stunden-Bewirtschaftung der Parkgaragen und kostenpflichtigen zehn Stunden pro Tag auf der Straße. Auch die privatwirtschaftlich organisierte Parkraumbewirtschaftung durch die Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH wird geprüft. Eine Einführung der Kostenpflicht hält die Stadt nicht vor dem nächsten Jahr für realistisch.

Kaltenkirchen hat 2013 eine Parkraumbewirtschaftungszone eingerichtet. 170 Schilder verschwanden, die für jeden Parkstreifen die Regeln vorgaben. Übrig blieben 16 Tafeln. Seit der Aktion gilt in der gesamten Zone eine Parkdauer von zwei Stunden. Gebühren werden nicht fällig. Die Parkzone funktioniert wie eine Tempo-30-Zone. Wer beim Hineinfahren nicht auf das P-Schild achtet wird innerhalb der Zone nicht nochmals auf die Regeln hingewiesen.

In Henstedt-Ulzburg hatte das wahllose Abstellen von Fahrzeugen in Ulzburg-Mitte im vergangenen Jahr für heftige Proteste seitens der Geschäftsleute gesorgt: Weil Mitarbeiter der umliegenden Büros vorhandene Parkplätze blockierten, wurde eine Interessengemeinschaft gegründet, die schließlich durchsetzte, dass auf dem Edeka-Parkplatz an der Hamburger Straße und auf dem gegenüberliegenden Marktplatz eine Parkscheibenpflicht gilt. Nur noch zwei Stunden darf hier geparkt werden. Für Entlastung sorgt noch die Tiefgarage des City Centers: Dort darf kostenlos geparkt werden. Die Kassenautomaten allerdings stehen bereits und werden in den nächsten Monaten in Betrieb genommen. Auf den P-und-R-Plätzen darf kostenlos geparkt werden.

Auch in Bad Bramstedt können Autofahrer auf allen Parkplätzen kostenfrei ihr Fahrzeug abstellen. Vor wenigen Wochen wurde auf dem Landweg die erste Parkzone der Stadt eingerichtet, in der zwei Stunden kostenlos geparkt werden darf. Für den Bleeck, den Maienbeeck und andere Straßen gelten jeweils eigene Regeln; auch dort ist die Parkscheibe ein Muss.