Der Freundschaftsverein der Norderstedter Partnerstadt bekam die Bürgermedaille beim Neujahrsempfang verliehen

Norderstedt. Seit über zwölf Jahren sorgt der Kulturverein Freunde von Kohtla-Järve und Johvi und Umgebung um die Vorsitzende Margot Bankonin dafür, dass die Städtepartnerschaft zwischen Norderstedt und der estnischen Stadt Kohtla-Järve mehr ist als ein Symbol – nämlich gelebte Völkerverständigung und praktizierte Nachbarschaftshilfe. Beim Neujahrsempfang der Stadt Norderstedt am Sonntag bekamen Bankonin und ihre ehrenamtlichen Mitstreiter von Stadtpräsidentin Kathrin Oehme die höchste Auszeichnung der Stadt Norderstedt verliehen: Die Bürgermedaille. Das mit der Auszeichnung verbundene Preisgeld in Höhe von 1000 Euro will der Verein in die Arbeit einer Altentagesstätte und Suppenküche in Püssi investieren.

Über 30 Transporte mit Hilfsgütern, die Ehrenamtliche bei Norderstedter Bürgern gesammelt hatten, organisierten Aktive des heutigen Vereins zwischen 1989 und 2003. Dann wurden die Transporte im großen Stil eingestellt. Um besonders Alte, Invalide und Kinder weiterhin zu unterstützen, gründete sich der Verein.

Traditionell hatten Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote und Stadtpräsidentin Oehme Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Politik, Vereinen und Verbänden zum Empfang in die großen Saal der „TriBühne“ geladen. Etwa 450 Gäste folgten der Einladung. Und jedem von ihnen wollten Grote und Oehme zumindest einmal die Hand drücken. Die Schlange der Wartenden vor dem Einlass zog sich deshalb weit durch das Foyer der „TriBühne“ und den Lichthof des Rathauses. Wie zu erwarten, stand der Empfang unter dem Eindruck der Terroranschläge von Paris, und Oberbürgermeister Grote nutzte seine Neujahrsansprache zu einem Appell an die Offenheit der Stadtgesellschaft: „Ich wünsche mir Norderstedt als starke Gemeinschaft, in der verschiedene Meinungen, Ethnien und Religionen ihren Platz haben. Wo sich Konflikte auftun, müssen wir gemeinsam an Lösungen arbeiten.“ Man dürfe nicht pauschal von den Muslimen, den Flüchtlingen oder den Deutschen reden. Man müsse sich jede individuelle Geschichte anhören. „Vorurteile entstehen dort, wo Unwissenheit herrscht“, sagte Grote. Unter den Gästen hörten etliche Flüchtlinge aus den Notunterkünften der Stadt aufmerksam zu. Gemeinsam mit den Aktiven des Norderstedter Willkommen-Team waren sie der Einladung Grotes zum Neujahrsempfang gefolgt.

„Aus Sicht der Menschen, die Tod, Leid und Zerstörung im syrischen Aleppo oder im ukrainischen Donezk hinter sich haben, leben wir hier im Paradies“, sagte Grote und widmete sich damit der in der Wohlstandsgesellschaft verbreiteten, „problemorientierten“ Einstellung der Bürger. Der Fokus sollte viel stärker auf das, was gut ist und gut tut, gelenkt werden, sagte Grote. „Und uns in Norderstedt geht es gut – lassen sie sich von niemandem etwas anderes einreden.“ Grote nannte die florierenden Daten des Wirtschaftsstandortes Norderstedt, um die die Stadt sicherlich von anderen Kommunen beneidet werde. „Zu den wichtigsten Aufgaben für die Entscheidungsträger unserer Politik und der Verwaltung wird gehören, unseren Status als attraktiver Wirtschaftsstandort zu festigen und auszubauen, gleichzeitig aber nicht aus den Augen zu verlieren, was Norderstedt als Wohnort ausmacht.“