Eine Glosse von Mira Frenzel

Nein, über die langwierige und unappetitliche Krankengeschichte möchte ich nichts hören. Was das begabte Kind kürzlich gemacht oder gesagt hat, ist mir schnurzpiepegal. Und was mich noch weniger interessiert, sind Anekdoten aus dem Berufsleben. Sätze wie diese sind schnell gedacht. Sie über die Lippen zu bringen, das fällt vielen Menschen dennoch schwer.

Eine App schafft nun Abhilfe. Zumindest für Reisende, die Mitfahrzentralen nutzen. BlablaCar heißt sie. Die Mitfahrer können vor Fahrtantritt mit den Angaben „Bla“, Blabla“ oder „Blablabla“ angeben, wie wie viel sie über das Knieleiden, das Kind oder den Job hören beziehungsweise erzählen wollen.

Gute Idee, mehr davon! Im Dschungel der ungeschriebenen Regeln der Zwischenmenschlichkeiten könnten so Peinlichkeiten vermieden werden. Beispielsweise mit einer Date-App namens „Grabschkontrolle“. Knie der Dame berühren oder nur in den Mantel helfen? Wie viel Körperkontakt bei der ersten Verabredung erwünscht ist, das könnte vorab geklärt werden.

Oder eine App für den Besuch bei den künftigen Schwiegereltern namens „Wissenoderliebernichtwissen“. Wollen die Herrschaften etwas über das miserable Abschlusszeugnis oder nur etwas über das charmant-exentrische Hobby (Topflappen knüppeln) erfahren? Ein Häkchen auf einer Skala von oberflächlich bis intim könnte Klärung schaffen.

Aber immer an den gefüllten Akku beim Smartphone oder Tablet denken. Denn sonst muss Mensch sich in solchen Situationen wieder auf die Intuition verlassen. Wie anachronistisch.