Helmut und Hildegard Siebert aus Norderstedt sind seit 65 Jahren verheiratet. Mit der Familie wurde jetzt gefeiert

Norderstedt. Um 15 Uhr, als die Schiebetür zum Restaurant im Feuerwehrmuseum am Friedrichsgaber Weg aufging und 45 sangesfreudige Männer eintraten, war die Überraschung perfekt. Eine Stunde lang schmetterte der Norderstedter Shantychor Moorbekschipper heimatverbundene Lieder von Fern- und Heimweh, von Abschied und Wiederkehr. Da kamen Hildegard Siebert, 84, hin und wieder die Tränen.

„Heute ist ein schöner Tag, so wie bei unserer richtigen Hochzeit“, sagte ihr Mann Helmut Siebert, 87, und schaute seine Frau verliebt an. Das Jubelpaar, in Ostpreußen geboren und seit 65 Jahren verheiratet, feierte am Mittwoch die eiserne Hochzeit.

Alle waren gekommen – die Kinder Marianne, Sabine, Manfred, Hassan und Peter, außerdem sechs der zehn Enkelkinder mit den Drillingen Alina, Laura und Jana an der Spitze. Der erste Urenkel soll in den nächsten Tagen zur Welt kommen. Stadträtin Kathrin Oehme gratulierte und überbrachte Grüße von Oberbürgermeister Grote.

Immer wieder musste Helmut erzählen: Wann und wie hat er seine Hildegard kennengelernt? Beim Erntedankfest 1949 in Höltenklinken bei Bad Oldesloe haben sie sich zum ersten Mal gesehen – und er hat es nicht oft zugelassen, dass die junge Dame mit anderen Jungen über die Tanzfläche wirbelte. „Zum ersten Tanz habe ich ihn aber aufgefordert“, stellte sie klar. „Eigentlich wollte ich ihn gar nicht haben, denn er hatte damals eine feste Freundin.“

„Liebe auf den ersten Blick war das nicht“, gestand Helmut freimütig. „Aber sie war eine schmucke Deern, sonst hätte ich sie nicht genommen.“

Zum damaligen Zeitpunkt war er erst seit einem Jahr wieder in Freiheit. Im Spätsommer 1944, gerade 17 Jahre alt, war er zur Wehrmacht eingezogen worden, diente als Schütze in der Panzer-Grenadier-Division „Feldherrnhalle“, geriet später in britische Gefangenschaft und saß zweieinhalb Jahre in einem Lager in Hitzacker.

Nach dem ersten Treffen einige Jahre später ging alles schnell, schon am 14. Januar 1950 führte Helmut seine Hildegard in der Peter-Paul-Kirche in Bad Oldesloe zum Traualtar. Stolz präsentierte die glückliche Braut einen Strauß Rosen. „Das sind meine Lieblingsblumen“, sagt sie.

Gefeiert haben sie in Höltenklinken in der Gaststätte „Bei Tante Ella“. Es war ein rauschendes Fest. Die Großeltern hatten ein Schwein geschlachtet – und sie schworen sie sich, für immer zusammenzubleiben.

Einige Zeit später, Tochter Sabine war schon auf der Welt, fand Helmut auf dem Hof Marienlust in Garstedt einen Job als Melker. 1964 fing er beim Allgemeinen Krankenhaus Ochsenzoll an, das sich damals noch selber versorgte. Auch Hildegard arbeitete hier im Bettenhaus. Gemeinsam gingen sie nach 27 Jahren in Rente.

Was hält sie seit 65 Jahren zusammen? „Meine Hilde ist ein bescheidenes Mädchen“, sagt Helmut Siebert. „Sie hat nie etwas gefordert, was wir uns nicht leisten konnten.“ Und was findet Hildegard an ihm? „Mein Helmut ist ein toller Mann, er regt sich niemals auf.“ Heute leben die beiden im Awo-Servicehaus in der Großen Heide in Norderstedt. “Wir halten eisern zusammen“, haben sie sich versprochen.