Mit Ulrich Michael Heissig und Kim Pfeiffer bot der Sonnyboy eine bunte 70er-Jahre-Revue

Norderstedt. Er war der Sonnyboy der 70er-Jahre und avancierte als Dampfplauderer der ZDF-Sendung „Disco“ mit seinem jungenhaften Charme zum Frauenschwarm. Er erzählte Opern auf CD und zeigte als Ibrahim in Eric-Emmanuel Schmitts „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Korans“ eine ganz neue, eine nachdenkliche Seite.

Ilja Richter scheint zeitlos zu sein, denn auch im Theaterstück „Du kannst nicht immer 60 sein“ räumte er die Sympathien des Publikums in der „TriBühne“ ab. Der 62-Jährige spielt sich selbst. Dass er dabei in dem von ihm und seinem Partner Ulrich Michael Heissig geschriebenen Stück vor Klamauk nicht zurückschreckt, quittierte das Publikum mit Nachsicht; denn die Theatergäste wollten nur eins: Die Schlager von damals hören.

Das als musikalisches Show-Spiel vorgestellte Stück klemmte allerdings zu Beginn, und auch Kim Pfeiffer, in dem Trio mit Abstand die jüngste Akteurin, brachte das langatmige Entree nicht so richtig ins Rollen. Für Frische sorgte sie allerdings als Ukulele spielendes Hulamädchen, als Junghenne und als Prostata – eine peinliche Szene, die schlichtweg zum Vergessen ist. Dafür aber kann Pfeiffer nichts.

Die Geschichte ist simpel: Zwei Diven, Ilja Richter und Ulrich Michael Heissig als Irmgard Knef, sind zur selben Zeit für die selbe Bühne gebucht und prallen aufeinander. Über diesen roten Faden entwickeln beide eine immer temporeicher werdende Revue und bedienen das Publikum mit allem, was zum Diven-Klischee gehört.

Knef, Schwester der legendären Hildegard, übernimmt den Part einer Frau, die ihre Mitmenschen, vor allem die männlichen, mit einer Mischung aus Mutti und Mätresse malträtiert. Das macht Heissig mit ironischer Komik und platziert dabei lakonisch Kalenderweisheiten übers Älterwerden. Zudem überzeugt er als Irmgard Knef mit einer raurockigen Stimme, die im spannungsreichen Gegensatz zu Richters Tenor steht, der auch mit seiner Kopfstimme begeistern kann.

Richters herausragende Leistung indes ist seine wundervolle Sprechkultur. Der Mann rattert seinen Text im Turbotempo, ist aber stets klar und gut zu verstehen, während Heissig, ganz im Knef-Sinn, sprachlich eine Mischung zwischen Hildegard und Karl Lagerfeld pflegt und so manches – gewollt und ohnehin unwichtig – vernuschelt. Flair ist Trumpf.

Ilja Richter griff tief in die 70er-Jahre-Plattensammlung und gab seinen Kollegen so manchen Knuff: „Heino war von Anfang an tragisch.“ „In Bata Illics Gesicht spiegelt sich der ganze Kosovo-Konflikt.“ „Mit Conny Kramer kam in den 70ern Leben ins Sterben.“ „Jürgen Markus ist der Troubadour aus Herne.“ Richter parodiert Dieter Hallervorden, huldigt Petula Clark und verkuppelt Howard Carpendale mit Marianne Koch.

Als das Duo Richter/Knef im Altersheim eine Drug-and-Rock-and-Roll-Party feiert, applaudiert das Publikum im Takt.