Ellerauer wollen „schwierige Beziehungen“ mit den Quickbornern beenden und künftig eng und gut zusammenarbeiten

Ellerau. Sie wollen das schwierige Verhältnis zwischen Ellerau und Quickborn beenden und der Stadt und der Gemeinde, die über Hunderte von Metern direkt aneinander grenzen, zu einer guten Nachbarschaft verhelfen. Das jedenfalls haben sich die Ellerauer Politiker samt Bürgermeister Eckart Urban (SPD) für das neue Jahr vorgenommen. Um die freundschaftliche Absicht zu bekräftigen und der Öffentlichkeit mitzuteilen, hatten sich die Fraktionschefs Joachim Wehner (BVE), Helmut Wirtz (SPD) und Peter Groth (Bürger-Forum) mit dem Bürgermeister im Rathaus getroffen. „Wir sind hier heute mit drei Fraktionen vertreten, die immerhin 18 von 24 Gemeindevertretern und damit eine deutliche Mehrheit repräsentieren“, sagte Wehner. Die Wählervereinigung Aktives Ellerau sei zeitlich verhindert.

„Wir haben mit den Quickbornern so viele Gemeinsamkeiten, da sollten und müssen wir kooperieren“, sagte Wehner. Er nannte Beispiele für die enge Verzahnung: Neun von zehn Ellerauer Kindern und Jugendlichen besuchen eine weiterführende Schule in der Nachbarstadt, die Ellerauer kaufen in Quickborn ein und umgekehrt decken sich Bürger aus Quickborn-Heide im Nahversorgungszentrum am Ellerauer Ortseingang mit Lebensmitteln ein. Es gibt einen gemeinsamen Zubringer zur Autobahn 7, da gehe es um die künftige Straßenführung.

Auch der zweigleisige Ausbau des AKN-Schienennetzes und die Elektrifizierung betreffe beide Kommunen. Mittelfristig soll das 2019/2020 geschehen. Da die Schließzeiten dann kürzer werden, wird die Gemeinde auch die Tieferlegung der AKN-Schienen an der Bahnstraße angehen, wo sich schon heute die Autos während der Stoßzeiten bei geschlossenen Schranken stauen. Da die Gronau-Querung fast vom Tisch sei, müsste man sich jetzt auf eine ortsnahe technische Lösung konzentrieren. „Das kommt auch Quickborn zugute“, sagte Wehner.

Trotz der vielen Berührungspunkte herrschte oft alles andere als Harmonie zwischen den Nachbarn. So hatten sich die Ellerauer vor Jahren wegen atmosphärischer Störungen auch dafür entschieden, nicht unter das Verwaltungsdach von Quickborn zu schlüpfen, sondern sich für eine Fusion mit Norderstedt entschieden. Zuletzt hatte es Unstimmigkeiten wegen des neuen Bahnübergangs gegeben – nachdem der alte Überweg „Am Felde“ 2011 geschlossen worden war, weil dort drei Menschen starben und die AKN den Überweg für zu gefährlich gehalten hatte, soll nun eine neue Querung über die Bahnstraße gebaut gebaut werden.

So weit so einig, doch die Finanzierung des Projektes entzweite die Nachbarn schon wieder. 160.000 Euro soll der Fußgängerüberweg zum Bahnhof Ellerau kosten. „Ursprünglich sind wir davon ausgegangen, dass sich auch die AKN und der Landesbetrieb Verkehr an den Kosten beteiligen“, sagte Bürgermeister Eckart Urban. Doch die beiden potenziellen Geldgeber sprangen ab. Und dann hieß es aus Quickborn immer wieder, Ellerau sei wortbrüchig geworden, weil die Gemeinde nicht – wie abgesprochen – die Hälfte der Investitionen übernehmen wolle.

„Das ist Unsinn, wir haben unser Wort keinesfalls gebrochen, und es ist an der Zeit, diesen Irrtum aus der Welt zu schaffen“, sagte SPD-Fraktionschef Helmut Wirtz. Es habe nie eine Absprache mit den Quickbornern gegeben, dass Ellerau die Hälfte der Kosten tragen werde, was Bürgermeister Urban bestätigte: „Ich hatte gar kein Mandat, um den Verantwortlichen in der Nachbarstadt eine solche Summe zusagen zu können.“ Bei denen sei wohl der Wunsch Vater des Gedankens gewesen. Oder die Annahme, dass Ellerau nun einspringe und für 40.000 Euro gerade stehe, die ursprünglich einer der dann abgesprungenen Finanzierungspartner zahlen sollte.

„Unsere finanzielle Beteiligung ist ohnehin ein Entgegenkommen. Denn von einem neuen Zugang zum Bahnhof Ellerau profitieren die Menschen aus Quickborn-Heide deutlich mehr als die Ellerauer“, sagte Wirtz. Dennoch halte Ellerau an der Zusage fest, das Projekt mit 55.000 Euro zu bezuschussen. Allerdings müssten die Quickborner im Gegenzug zustimmen, dass der Aldi-Markt im Nahversorgungszentrum gegenüber dem Ellerauer Rathaus um 200 Quadratmeter erweitert werden darf – das Land hatte die Erweiterung unter der Bedingung abgesegnet, dass Quickborn sich nicht querstellt.

Schon wieder eine Bedingung – eine Form der Kommunikation, die Wirtz verbannen möchte: „Missverständnisse lassen sich nur vermeiden, wenn man intensiv und frühzeitig miteinander redet.“ Diese neue Beziehungskultur möchte der SPD-Mann vor allem im Nachbarschaftsausschuss pflegen. Schließlich klappe das mit Henstedt-Ulzburg und Alveslohe ja auch.