Ein Jahr nach der ZDF-Sendung „Der Firmenretter“ geht es dem Getränkehändler Martin Eberl finanziell etwas besser

Norderstedt. Für Martin Eberl war es ein mutiger Schritt: Vor einem Jahr brachte das ZDF in der Serie „Der Firmenretter“ einen Bericht über den Norderstedter Getränkeladen Durstberater. Eine unverschuldete finanzielle Schieflage hatte Betreiber Martin Eberl auf die Idee gebracht, sich vom Fernsehen helfen zu lassen. Nach einem Jahr kann der Norderstedter Bilanz ziehen – und die fällt nicht schlecht aus. Tatsächlich hat ihm der TV-Auftritt einiges gebracht. Das Unternehmen existiert noch, die finanziellen Sorgen allerdings auch noch. Wenn auch etwas abgemildert.

Rückblende. 2010 hatte Martin Eberl den alteingesessenen Getränkemarkt am Langenharmer Weg übernommen. Alles lief zunächst zufriedenstellend, aber im vergangenen Jahr kam es zu einem erheblichen finanziellen Engpass, weil sich die Großhandels-Genossenschaft, der sich der Norderstedter Unternehmer angeschlossen hatte, Insolvenz anmelden musste und die eigene Finanzierung zusammenbrach. Im Herbst 2013 weilte das ZDF-Team um den Kölner Insolvenzexperten und Fachanwalt Michael Requardt eine Woche in Norderstedt, um die Misere von Martin Eberl zu durchleuchten und Tipps für eine bessere Zukunft zu geben.

Manche groß angelegten und telegenen Rettungsaktion von TV-Starköchen haben sich Zeitungsberichten zufolge langfristig als Flop erwiesen, im Fall des Norderstedter Getränkemarktunternehmers scheint die Rechnung allerdings aufzugehen. „Das operative Geschäft hat sich definitiv verbessert“, sagt Martin Eberl, der dem ZDF-Team durchaus dankbar ist für einige entscheidende Tipps. „Es war eine Art Motivationstraining, das mit mir betrieben wurde.“ So habe das Firmenretter-Team fleißig die Werbetrommel gerührt und dem Durstberater auf diese Weise mehr Aufmerksamkeit beschert. Die Folgen: Es gibt heute mehr Kunden, die sich die Getränke liefern lassen, vor allem aber mehr Firmen, die sich beliefern lassen. Auch einige Norderstedter Schulen gehören inzwischen zu den Kunden Eberls.

Im Geschäft selbst wurde auf Anregung von Michael Requardt einiges verändert: Die Regalhöhen wurden gesenkt, sodass jeder Kunde das gesamte Geschäft sofort überblicken kann, das hässliche Kassenhäuschen rechts vom Ausgang wurde von einer zentral gelegenen und optisch ansehnlicheren Kasse ersetzt, die Weinecke zentral platziert. Alles wirkt freundlicher und offener als noch vor einem Jahr. Eine vom Fernsehteam anberaumte Hausmesse war erfolgreich, Banken haben Kredite eingeräumt.

Das alles – und natürlich die erfreuliche Wetterlage im Sommer 2014 – haben zu einem Umsatzplus von acht Prozent in diesem Jahr geführt. Martin Eberl schiebt davon vier Prozent auf das Wetter. Andererseits leidet sein Geschäft immer noch unter Liquiditätsproblemen, Rücklagen kann er nicht schaffen: „Ich lebe praktisch von der Hand in den Mund.“ Das liegt vor allem am strammen Rückzahlungsprogramm, das ihm von den Banken auferlegt worden ist. Auch Personalprobleme im Laufe des Jahres haben Schwierigkeiten bereitet.

Aber Martin Eberl ist nicht undankbar. Natürlich ist ihm klar, dass Michael Requardt als gewiefter Moderator viel Werbung in eigener Sache gemacht hat, aber er glaubt, dass sein Geschäft durch die ZDF-Sendung und die damit verbundene Berichterstattung im Hamburger Abendblatt besser wahrgenommen wird. Darauf ist es ihm auch angekommen. „Ich hatte mich für diese Sendung natürlich mit dem Hintergedanken eines zusätzlichen Werbeeffekts beworben“, sagt Martin Eberl. „Ich bin gut dargestellt worden, und unter dem Strich war es eine preiswerte Werbung.“ Kontakte mit dem ZDF und Michael Requardt hat es inzwischen nicht mehr gegeben.