Nach sieben Jahren schließt der Bramstedter Hans-Alfred Arns seine Buchhandlung am Landweg

Bad Bramstedt. Zum letzten Mal hat Hans-Alfred Arns die Kasse geschlossen. Einige Bücher stehen noch in den Regalen. Sein Kunden müssen ab sofort bei der Konkurrenz einkaufen – entweder beim Buchhändler zwei Straßen weiter oder beim Versandhandel im Internet. Das war’s. Arns hat seine Buchhandlung „Hans im Glück“ am Landweg in Bad Bramstedt geschlossen – für immer. „Ab Januar bin ich beim Arbeitsamt gemeldet“, sagt der Buchhändler, der seinen Job geliebt hat und sich trotzdem nach einer neuen Aufgabe umsehen muss. Leben konnte er von seinem Geschäft schon lange nicht mehr.

Auch am letzten Tag hängt das kleine Plakat mit einem Spruch von Franz Kafka über der Tür: „Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“ Über den Regalen blicken Erich Kästner, Oscar Wilde und Edgar Allen Poe von großformatigen Fotos in den leeren Laden hinein.

Im Weihnachtsgeschäft nutzten viele Kunden die Preisnachlässe des Räumungsverkaufs. Bestseller waren in den letzten Tagen von „Hans im Glück“ nicht mehr zu bekommen. Liegen geblieben sind Klassiker und Bücher jenseits des Mainstreams: Die „Legenden“ von Hermann Hesse sind noch zu haben, Hemingways „Der alte Mann und das Meer“ und „Willy Brandt – eine Hommage in Bildern“. Bei den CDs liegen die Crusaders und Meat Loaf oben.

„Sechsmal Donna Leon – ist das richtig?“ Arns bedient zum letzten Mal eine Stammkundin, die für jedes Taschenbuch den Schnäppchenpreis von 10,90 Euro zahlt. Doch nicht einmal die Rabatte haben Arns zu einem guten Weihnachtsgeschenk verholfen. „Letztes Jahr war es besser“, sagt der 59-Jährige. Die meisten Kunden kauften Taschenbücher. Gebundene und damit teurere Ausgaben musste Arns in diesem Jahr kaum noch bestellen.

Dass Arns sich mit seiner Buchhandlung auf Dauer ins Unglück wirtschaften würde, hatte er schon lange erkannt. Zermürbt von Online-Buchhändlern und dem veränderten Leseverhalten vieler Kunden traf er im August die Entscheidung, nach sieben Jahren die Geschichte von „Hans im Glück“ zu beenden. „Es geht einfach nicht mehr“, sagte er damals. In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Kunden stetig zurückgegangen, die Einnahmen schrumpften. Junge Leser sah er kaum noch.

Arns berichtete im August von einem Phänomen, das er täglich erlebte: Die Menschen sprechen sich für einen lebendigen Einzelhandel in der Stadt aus, zu dem auch Buchhändler gehören. Tatsächlich kaufen sie ihre Lektüre bei Amazon. „Manche kommen herein, loben den Laden und kaufen dann eine Postkarte für 50 Cent“, sagte Arns. „Davon kann ich nicht leben.“

Er sei nicht als Buchhändler gescheitert, betont der gebürtige Bramstedter. Mit Lesungen habe er versucht, Menschen ins Geschäft zu locken. Er habe Schulen angesprochen und sich um eine persönliche Beratung bemüht, die der große Online-Konkurrent Amazon nicht bieten kann. Trotzdem ging die Zahl der Kunden immer weiter zurück.

Am letzten Tag von „Hans im Unglück“ stapeln sich hinterm Verkauftresen die Päckchen mit Süßigkeiten. Daneben stehen reihenweise Flaschen. Viele Kunden haben sich mit einem Geschenk von der Buchhandlung verabschiedet, die kaum größer als ein komfortables Wohnzimmer ist. „Viele Stammkunden sind total traurig“, sagt Arns. Ihm selbst geht es nicht besser.

Wenn Arns seinen Laden ausgeräumt hat, wird eine Fahrschule dort einziehen

„An der Miete hat es nicht gelegen“, sagt er. 450 Euro pro Monat hat Arns gezahlt. Die Angebote, in ein Geschäft in der Innenstadt umzuziehen, hat er ausgeschlagen. Die Miete hätte deutlich höher gelegen und wäre auch nicht zu bezahlen gewesen, wenn wieder mehr Kunden gekommen wären. Wenn Arns seinen Laden ausgeräumt hat, wird eine Fahrschule dort einziehen. Was mit den restlichen Büchern geschehen wird, weiß Hans-Alfred Arns noch nicht. Die Buchhandlung „Buch und Medien“ – einst Mitbewerber und Konkurrent – übernimmt möglicherweise einige Restbestände. Den Rest will Arns selbst verkaufen. Entweder auf Flohmärkten oder auf dem Marktplatz, der „Hans im Glück“ ruiniert hat: im Internet.