In Henstedt-Ulzburg ist der neue Verwaltungschef Stefan Bauer der Mann des Jahres

Henstedt-Ulzburg. Verkehrsentwicklung, Innenentwicklung, Gewerbeansiedlungen, Steuererhöhungen, Einstellung einer Rechnungsprüferin nach jahrelangen Diskussionen – das sind Themen, die in der Gemeindepolitik bewegt wurden. Die meisten dieser Themen interessierten die Bürger in Henstedt-Ulzburg allerdings wenig oder nur für kurze Zeit. Und das waren die wirklich interessanten „bürgernahen“ Themen: Streit um das CCU, wochenlange Sperrung der Hamburger Straße – und natürlich die Bürgermeisterwahl.

Eigentlich hatten es sich die Ratsparteien ganz anders vorgestellt. Im Vorfeld der Bürgermeisterwahl galt die Parole: Ein Kandidat für alle. Eine Lachnummer, wie sich schnell herausstellte! Als es ernst wurde mit den Nominierungen der Kandidaten gab es plötzlich ein politisches Donnergrollen, das viele Auseinandersetzungen der Vergangenheit in den Schatten stellte. Tatsächlich zogen alle an einem Strang – aber in entgegengesetzte Richtungen. Der erstaunten und unangenehm berührten Öffentlichkeit wurde ein wochenlanges Theater mit gegenseitigen Diffamierungen, Lügen und Intrigen vorgesetzt. Da traf es sich dann ausgesprochen gut, dass sich ein Kandidat zu Wort meldete, der zwar einiges zu sagen hatte, den aber kaum einer kannte und der dann folgerichtig von den „richtigen“ Politikern zunächst auch nicht weiter beachtet wurde.

Die Wähler aber nahmen ihn ernst. Und so sitzt heute ein Mann am Rathaus-Schreibtisch, der sich erst kurz vor Fristablauf als unabhängiger Kandidat beworben hatte: Stefan Bauer, vorher Fachkommissariatsleiter im Landeskriminalamt Hamburg, ist seit Mai Bürgermeister von Henstedt-Ulzburg. Gleich im ersten Wahlgang bekam er die absolute Mehrheit. Eine Ohrfeige für die Ortspolitiker. Inzwischen hat sich der Verwaltungsneuling in die Themen eingearbeitet und kann auch aus dem Stegreif Einschätzungen abgegeben. Mit seinen Kontrahenten hat er sich ausgesöhnt: Nachdem er während des Wahlkampfes mehrfach beleidigt worden war, ist inzwischen Sachlichkeit eingekehrt. Noch halten sich die Fraktionen mit der ortsüblichen und traditionellen Bürgermeisterschelte zurück. Möglicherweise auch aus Eigenschutz: Das Wahlergebnis hat gezeigt, wie wenig die Bürger Parteiengezänk, das über die gesittete politische Diskussion hinausgeht, schätzen.

Die Auswirkungen einiger politischer Beschlüsse werden die Henstedt-Ulzburger erst 2015 bemerken: Höhere Gewerbe-, Grund- und Hundesteuern kommen auf sie zu.