Gnadenbringende Weihnachtszeit: Uli Hoeneß genoss Freigang, und auch Wellensittich Butschi wurde aus dem Knast abgeholt.

Dabei war er erst im August aus dem Käfig ausgebrochen, dann jedoch ausgerechnet in der JVA Glasmoor zwischengelandet, wo er sich – pünktlich zum Fest – von seiner Besitzerin, der Norderstedterin Ursel Goldschmidt, widerstandslos abholen ließ. Aus dem Gitterkäfig in den Gitterkäfig und somit zurück in den Gitterkäfig.

Auf den ersten Blick scheint das so, als wäre Butschi so dämlich wie ein Ausbrecher, der sich mühevoll einen Tunnel aus seinem Verließ ans Tageslicht gräbt und ausgerechnet inmitten einer ausgelassenen Kerkerknechte-Weihnachtsfeier die Wand durchbricht. Tatsächlich ist Butschi ausgesprochen plietsch: Ein Blick aufs norddeutsche Wetter, und er bucht Vollpension im Trockenen. Schlaues Kerlchen.

So gut hatten es über die Feiertage nicht alle im gefluteten Kreis Segeberg. Ich auch nicht. Der Weihnachtsmann brachte mir Sandsäcke. Außerdem ein Haus mit Seeblick. Als ich vorletztes Jahr hier einzog, war dort noch eine Wiese – von einem See war da nicht die Rede. Der See ist nun sogar im Garten und wird dort voraussichtlich noch ein Weilchen bleiben. Im Prinzip super, wenn jetzt August wäre, 30 Grad und Sonnenschein. Man kann eben nicht alles haben, nicht mal zu Weihnachten, außer man ist ein Sittich. Und nachts alle zwei Stunden aufzustehen, um eine kellerlenzende Tauchpumpe in Betrieb zu setzen, dergleichen verleiht dem lodderigen Autorenleben doch endlich mal Struktur. Trotzdem schleicht sich nach auf diese Weise verbrachten Feiertagen eine gewisse Müdigkeit ein, zusammen mit der quälenden Frage: Warum, bitte schön, baut das Wetter solchen Blödsinn?

Antwortet das Wetter: Es sei ja schließlich nicht das Einzige, das hier Blödsinn baut – und was andere dürfen, darf es auch. Damit hat das Wetter zweifellos Recht. Wie immer und stets brauchen wir auch in dieser Frage keine Schuldzuweisungen, sondern probate Lösungen. Religions-, institutions- und ideologieübergreifend danke ich hiermit allen Fluthelfern für ihren weihnachtlichen Einsatz. Und beglücke Sie, liebe Leserinnen und Leser, mit einem großartigen Rat, der Konfuzius vermutlich auch gerne eingefallen wäre, falls er mal eine Überschwemmung erlebt hätte: Steht dir das Wasser bis zum Hals – sei eine Giraffe.