Drei Jahre nach dem schweren Unfall in Bad Segeberg achten die Verantwortlichen der Gotteshäuser besonders beim Krippenspiel auf die Sicherheit

Kreis Segeberg. Für viele Menschen gehören der Gang zur Kirche und das Krippenspiel zu Weihnachten mit dazu. Gerade deshalb schreckte viele Menschen in der Region das Unglück besonders auf, das vor drei Jahren in der katholischen Kirche in Bad Segeberg geschah. Ein Mädchen, das beim Krippenspiel mitmachte, entzündete sich an einer Kerze und wurde schwer verletzt. Die Kirche in Bad Segeberg verzichtet seitdem fast völlig auf klassische Kerzen und setzt vor allem elektronische Kerzen ein.

Das Unglück vor drei Jahren hat viele Kirchengemeinden nachdenklich gestimmt. Im Kreis Segeberg erwarten sie Heiligabend wieder volle Häuser, egal ob sie zur evangelischen, zur katholischen oder zu einer freien Kirche gehören. Zu voll darf es aber nicht werden. „Für den Krippenspiel-Gottesdienst in der Christuskirche achtet ein ehrenamtliches Team darauf, dass die Fluchtwege freigehalten werden“, sagt der Norderstedter Pastor Martin Lorenz. „In allen anderen Gottesdiensten in der Christuskirche und in der Paul-Gerhardt-Kirche sichern hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Fluchtwege.“

In der evangelischen Kirche St. Petrus auf dem Rhen in Henstedt-Ulzburg gibt es hingegen seit Jahren Eintrittskarten, die in diesem Jahr für zwei der insgesamt fünf Gottesdienste am Heiligen Abend benötigt werden. Sie sind kostenlos und wurden bereits vor zwei Wochen ausgegeben. Die Henstedter Erlöserkirche wiederum setzt auf moderne Medien. Küster Manfred Hobe sagt: „Im benachbarten Gemeindehaus wird es eine Live-Übertragung des Gottesdienstes geben, damit wir nach Möglichkeit niemanden nach Hause zu schicken brauchen, weil die Kirche überfüllt ist.“

Zusätzlicher Gottesdienst, damit die Räume nicht überfüllt werden

Die kleine Christliche Gemeinde in Norderstedt hat extra einen weiteren Gottesdienst anberaumt, damit die Räumlichkeiten der Freikirche in Harksheide nicht überfüllt werden. Seine Gemeinde biete einen klassischen Gottesdienst für Familien an und einen modernen für alle, die die typische Weihnachtsstimmung nicht so mögen, sagt Pastor Dirk Evert. „Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht, weil so auch Menschen, die zu Weihnachten zwar einen Gottesdienst wünschen, aber nicht an einem klassischen Programm mit den bekannten Liedern und Krippenspiel interessiert sind, auf ihre Kosten kommen.“

Und wie sieht es mit den Kerzen im Gottesdienst aus? „Wir zünden im Krippenspiel-Gottesdienst keine Kerzen an“, sagt beispielsweise Pastor Lorenz. Das gilt auch für die katholische Pfarrgemeinde Jesus Guter Hirt mit Kirchen in Bad Bramstedt und Kaltenkirchen. „Wir verzichten seit dem schweren Unfall vor drei Jahren bei der Krippenspiel-Aufführung an Heiligabend komplett auf den Einsatz von Kerzen, da dann sehr viele Kinder auch im Altarraum unterwegs sind.

Bei den meisten Kirchen stehen echte Kerzen nur auf dem Altar

Stattdessen verwenden wir elektronische Windlichter und Laternen“, erläutert Pfarrsekretärin Heike Bernetière. Auch die anderen Kirchen achten besonders bei den Krippenspielen darauf, dass keine Kerzen in den Reihen brennen. Bei den meisten Kirchen stehen echte Kerzen nur auf dem Altar oder im Bühnenbereich. „Für den Notfall haben wir zwei Löschdecken in der Kirche. Eine von den Löschdecken liegt unmittelbar in der ersten Reihe – mit fester Zuordnung zu einem ehrenamtlichen Helfer“, sagt Henstedts Küster Manfred Hobe.

„Nach dem Unglück in Segeberg haben wir zusätzlich einen Feuerlöscher und eine Löschdecke für den Altarraum der Kirche angeschafft“, berichtet Kisdorfs Pastorin Christiane Ellger. Auch Schulungen und regelmäßige Gespräche über die Sicherheit sind in den Kirchen der Region Standard.

Auf dem Abendmahlstisch werden echte Kerzen eingesetzt

Und wenn beispielsweise in der Freien Evangelischen Gemeinde Norderstedt Gottesdienstelemente mit Kerzen stattfinden, dann werde lange vorher geübt, sagt Pastor Michael Britsch. Wenn Kinder beteiligt sind, stünden genügend Erwachsene bereit. Für ihn ist der Umgang mit Kerzen ein schmaler Grad, ganz verzichten mag er wie die meisten seiner Kolleginnen und Kollegen aber nicht darauf: „Zumindest auf dem Abendmahlstisch werden echte Kerzen weiterhin eingesetzt.“