Eine Glosse von Manfred Scholz

Am Freitag kam meine erste Weihnachtspost. Die Bankberaterin, ein schwedisches Möbelhaus und mein Versicherungsvertreter wünschten mir alles Erdenkliche. Meine Freude darüber blieb mäßig, denn der freundliche Kontakt kam über Nacht – per E-Mail. Nüchtern angemerkt: E-Mails sind effizient, effektiv, kostengünstig und zeitsparend.

Aber: Gibt es in der Welt etwas, was unpersönlicher und fantasieloser ist als die Wunschübermittlung in dieser Versendungsform? Nein!

Grüße an einen lieben Menschen müssen das Interesse und die kuschelweichen Gefühle für den fernen Empfänger ausdrücken – buchstäblich. Deshalb bleibe ich dieses Jahr konsequent und hab’ mir geschworen: Mach’ es persönlich! Auch die besten sozialen Netzwerke der Welt bieten nämlich nicht das Exklusive handgeschriebener Zeilen. Du musst dir Gedanken machen und die Worte abwägen, denn sie bleiben auf dem Papier. Auf welchem Papier? Und in welchem Umschlag? Darauf muss dann auch noch die Adresse geschrieben werden. So etwas macht Mühe und kostet Zeit, zugegeben. Dann muss alles noch rechtzeitig zur Post. Und die ist dann ein paar Tage unterwegs, anders als bei E-Mails.

Speichern Sie E-Mails? Die allerwenigsten, oder? Gelesene E-Mail landen schnell im Papierkorb. Aber die einmaligen persönlichen Grüße – die bewahrt man sich auf. Es sind schöne kleine Geschenke, auch später zum Nachlesen! Stop! Ich muss Schluss machen und zum Briefkasten. Der Postbote kommt.