Das zentrale Laborgebäude des medizinischen Forschungszentrums Borstel wird bis 2018 grundlegend saniert

Borstel. Der Hochsicherheitsbereich war tabu – selbst für die Ministerin. Denn bevor Kristin Alheit, Chefin des Landesressorts für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung, den mit „Bio III“ gekennzeichneten, hermetisch abgeriegelten Laborteil im Gebäude „PA22“ des Forschungszentrums Borstel hätte betreten dürfen, wäre es erforderlich gewesen, die Sicherheitsschleuse zu durchqueren und dabei die eigene Dienstkleidung gegen einen speziellen Schutzanzug auszutauschen. Hierfür ließ der enge Terminkalender der SPD-Politikerin allerdings keinen Spielraum.

Dafür hörte Alheit aufmerksam den Ausführungen des Direktoriums zu. In Borstel, einem Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften, wird grundlagen- und patientenorientierte Forschung betrieben, und das auf dem Gebiet der Lungen- und Bronchialerkrankungen. Schwerpunkte sind Infektionen, Allergien, die Tumorbiologie und chronische Entzündungen – alles mit dem Ziel, entweder bestehende Methoden zu verbessern oder neue zu entwickeln.

Neben dem Forschungssektor verfügt das Forschungszentrum über eine Klinik mit 90 Betten. Finanziert wird das Zentrum neben Drittmitteln zu gleichen Teilen vom Bundesgesundheitsministerium, dem entsprechenden Landesministerium sowie der Ländergemeinschaft. Jährlich kostet der Betrieb über 20 Millionen Euro.

Der internationale Wettbewerb um Fördermittel und die besten Fachkräfte ist hart. Zuletzt fand 2012 in Borstel eine Evaluation der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz statt, die feststellen sollte, ob eine Förderung weiterhin angemessen sei. Denn die Einrichtung hatte durch den Skandal um mehrere im Zeitraum von 2001 bis 2010 manipulierte Forschungsarbeiten der Immunbiologin Silvia Bulfone-Paus einen großen Imageschaden erhalten (das Abendblatt berichtete).

Als Fazit empfahl die Evaluation jedoch ausdrücklich eine weitere Förderung und in diesem Zuge eine Sanierung des Laborgebäudes „PA22“. „Die Hochleistungsforschung erfordert eine moderne und bedarfsangepasste Infrastruktur“, sagte Zentrumsleiter Professor Stefan Ehlers im Gespräch mit Kristin Alheit. Und nannte konkrete Beispiele. Wie etwa die Temperaturregelung im hochsensiblen Laboratorium, die heutigen energetischen Anforderungen längst nicht mehr gerecht wird. Im Gegensatz: „Im Winter haben wir virale Infekte wegen Trockenheit, im Sommer zieht die Wärme nicht ab“, so Ehlers. Teilweise würden dann bis zu 37 Grad gemessen, was für die rund 130 Mitarbeiter eine Tortur ist, zumal das Tragen von Schutzkleidung Pflicht ist.

Betroffen ist gleichermaßen der Bereich, wo die Versuchstiere in Ställen untergebracht sind. Dass dort unangenehme Gerüche entstehen können, ist normal – dass diese nicht komplett abziehen, hingegen eine Belastung.

Deswegen sollen die Rahmenbedingungen nun verbessert werden. Insgesamt 15 Millionen Euro sind veranschlagt für umfangreiche Sanierungsarbeiten, deren Planung im nächsten Jahr beginnen wird und die 2018 abgeschlossen sein sollen. Die Kosten tragen der Bund und das Land Schleswig-Holstein. Die Regierung in Kiel stellt dafür im Haushalt 2015 zwei Millionen Euro bereit, die für Planungsmaßnahmen vorgesehen sind. „Das Zentrum leistet einen wertvollen Beitrag zur Gesundheitsforschung, der weit über Schleswig-Holstein hinaus anerkannt ist. Wir wollen das Zentrum weiter stärken und die Spitzenforschung im Land fördern“, so Ministerin Kristin Alheit.

Kompliziert wird die Sanierung, weil alle Schritte parallel zum laufenden Betrieb durchgeführt werden müssen. Eine Pause kann sich das Forschungszentrum nicht erlauben, dann wären wichtige Projekte gefährdet. Daher werden die Versuchstiere teilweise auswärtig untergebracht, dazu entsteht ein neuer Anbau für die Tuberkulose-Forschung.