Im Tierheim Henstedt-Ulzburg läuft der Betrieb wieder normal. Verwaltungschef Stefan Bauer ist neuer Vorsitzender des Zweckverbandes

Henstedt-Ulzburg . Jedes Tier hat hier sein ganz persönliches Schicksal. Sam, der abgemagerte Dobermann, galt im Hamburger Tierheim Süderstraße als unvermittelbar und lebt seit einer Woche im Tierheim Henstedt-Ulzburg am Kirchweg. Die beiden Beagles, vielleicht Vater und Sohn, keiner weiß es so genau, wurden am 5. Dezember im Norderstedter Moorbek-Park aufgefunden. Freilaufend, ohne Hundemarke, einer von beiden mit Chip, der aber nicht registriert ist. Pia, hatte sich am Holunderweg in Henstedt-Ulzburg beinahe selbst mit dem Halsband erwürgt. Das war vor drei Monaten, vermisst hat sie seitdem offenbar niemand.

Die Mitarbeiter des Tierheims Henstedt-Ulzburg sind an derartige Schicksale gewöhnt. Wenn sie durch das Haus gehen, werden sie vor allem von den Hunden mit großen Augen und schwanzwedelnd begrüßt. Die Katzen halten sich vornehm zurück und bleiben meistens in ihren Körben liegen. Nur eine schwarze Jungkatze, etwa drei Monate, mauzt ununterbrochen. „Die hat uns sicher einiges zu berichten“, sagt Tierheimleiterin Stefanie Reimer-Diesbrock. „Eigentlich schade, dass wir sie nicht verstehen können.“ Das kleine Tier wurde, über und über mit Parasiten besetzt, auf einem Bauernhof gefunden.

Im Tierheim, das vom Verein Tierschutz Henstedt-Ulzburg im Auftrag der umliegenden Ämter, Städte und Gemeinden betrieben wird, ist im Laufe des Jahres wieder Ruhe eingekehrt. „Die Zusammenarbeit mit den Ämtern ist entspannt und ruhig“, sagt Stefanie Reimer-Diesbrock, die nicht nur die Leitung des Tierheims übernommen hat, sondern gleichzeitig als Tierärztin tätig ist. Das war in der Vergangenheit nicht immer so: Über Jahre hinweg gab es Unruhe im Verein und damit auch im Heim. Unschöner Höhepunkt war die fristlose Kündigung des Vertrages zwischen Verein und Zweckverband, wegen unentwegter Querelen mit dem alten Vorstand, der gleichzeitig auch in der Tierheimleitung tätig war. Nach einer offiziellen Ausschreibung entschied sich der Zweckverband, dem Tierschutzverein, der inzwischen unter einer neuen Leitung stand, Mitte des Jahres erneut die Leitung des Tierheims zu übertragen.

Drei festangestellte Mitarbeiter, eine Auszubildende und eine Mitarbeiterin als geringfügig Beschäftigte – mehr ist nicht nötig, den Betrieb im Tierheim aufrecht zu erhalten. Die abgespeckte Mannschaft kann sich aber auch auf ehrenamtliche Helfer verlassen. Sie kommen gerne, um sich zum Beispiel mit den Tieren zu beschäftigen und mit ihnen Gassi zu gehen. „Bei uns ist wieder Normalität eingekehrt“, sagt Stefanie Weiß, die als Kassenwartin viele Fäden in der Hand hat. Sie spricht für den Vorstand, aber auch für das Tierheim selbst. Denn ihr ehrenamtlicher Job bringt es mit sich, dass sie sich häufig im kleinen Büro links neben dem Eingang aufhalten muss. Einen Wechsel hat es übrigens auch an der Spitze des Zweckverbandes Fundtiere Segeberg West gegeben: Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause hat seinen Vorstandsposten niedergelegt, nachdem die stürmische Zeit überstanden war. Zu seinem Nachfolger wurde im November Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister Stefan Bauer gewählt.

Hunde aus Polen gibt es im Tierheim nicht mehr, wohl aber gelegentlich Hunde vom Tierheim Süderstraße in Hamburg. Der Hamburger Tierschutzverein gibt gerne große Tiere ab, die in Hamburg nur schwer vermittelt werden können. In Henstedt-Ulzburg mit seiner ländlich geprägten Umgebung lassen sich diese Tiere schneller vermitteln. Im Laufe dieses Jahres wurden 230 Tiere im Tierheim aus den verschiedensten Gründen abgegeben, hinzu kommen 295 Fundtiere und acht amtlich verwahrte Tiere.

Zurzeit leben hier vorübergehend zehn Hunde, 21 Katzen, vier Meerschweine. Zehn Katzen laufen frei auf dem Hof des Tierheims herum. „Die Tiere haben im Durchschnitt nur eine kurze Verweildauer bei uns“, sagt Stefanie Reimer-Diesbrock. „Bis auf wenige Einzelfälle werden sie sehr schnell vermittelt.“ Einen Hund im Schnellverfahren kann sich hier allerdings niemand besorgen: Drei bis sieben Tage müssen sich Interessenten Zeit nehmen, bis sie das Tier gegen eine Schutzgebühr von 250 Euro (Welpen kosten 350 Euro) mit nach Hause nehmen können. Eine Katze kostet 110 Euro.

Mit diesem Geld, mit Spenden, Beiträgen von rund 400 Mitgliedern und Verbandszuweisungen von 16.500 Euro pro Quartal kommt der Verein über die Runden – allerdings nur, wenn Kassenwartin Stefanie Weiß sparsam wirtschaftet. Ein neues Katzenhaus, das im Januar aufgestellt wird, gibt der Etat auch noch her. Weitere Veränderungen gab es in der Vergangenheit schon und wird es auch in Zukunft geben. Aber alles Schritt für Schritt und vorsichtig kalkuliert. Am Sonntag, 21. Dezember, ist die Bevölkerung wieder zur Tierbescherung (11 bis 14 Uhr) eingeladen. Tierfutter ist als Spende willkommen.

Die vier vom Verein ausgeschlossenen früheren Vorstandsmitglieder haben sich als Mitglieder beim Amtsgericht wieder eingeklagt. Das Hausverbot gilt für sie noch. Im Februar kommt es zum Arbeitsgerichtsverfahren gegen die frühere Vereinsvorsitzende und Tierheimleiterin Sylvia Rückert.